Eine Traumrolle fuer Madison
Zeitungen glauben durfte. Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen, dachte sie erzürnt.
Und außerdem war er völlig auf dem Holzweg, was ihre
Beziehung zu Simon und Jonny anging. Jonny war ihr Bruder Jonathan. Er war mit Simon zur Schule gegangen, und die beiden hatten oft mit Madison gespielt.
Zu ihrer Erleichterung erloschen genau in diesem Augenblick die Lichter, und Madison hatte keine Zeit mehr, sich weiter über den Mann neben sich zu ärgern. Der Film war spannend bis zum Schluss. Simon verkörperte bravourös den Helden, und den tosenden Beifall, den er am Ende der Vorführung erhielt, hatte er auch mehr als verdient.
Schweigend ließ Madison es zu, dass Gideon ihren Arm
nahm und sie nach draußen führte. Sie bereute es schon, Simons Einladung nicht angenommen zu haben, denn sie war sich nicht sicher, ob sie Gideons Anwesenheit noch länger ertragen konnte, ohne ihm gründlich die Meinung zu sagen.
Auf dem Weg nach draußen blieb Gideon einige Male stehen, um mit Freunden zu sprechen, aber er stellte ihnen Madison nicht vor. Sie war sich sicher, dass sein unhöfliches Verhalten auch allen anderen aufgefallen war, und es machte sie über alle Maßen wütend. Als sie endlich die Limousine erreichten, die schon für sie bereitstand, hatte Madison vor Ärger und Verlegenheit beide Hände zu Fäusten geballt.
"Hallo, Mr. Byrne", sagte Jim und öffnete die Wagentür für sie.
"Bringen Sie Miss McGuire nach Hause, Jim." Er ließ Madison einsteigen, folgte ihr aber nicht.
"Kommen Sie nicht mit, Sir?" fragte der Chauffeur überrascht.
"Nein. Ich gehe zu Fuß." Er beugte sich herunter und sagte zu Madison: "Ruf Claire morgen früh an. Sie wird dir den Reiseplan für Montag geben." Er drehte sich um und ging davon.
Madison saß wie betäubt auf dem Rücksitz der Limousine.
Sie fühlte sich plötzlich so verletzlich und allein. Gut, sie hatte gewusst, dass Gideon sie nur aus rein beruflichen Gründen eingeladen hatte, war jedoch davon ausgegangen, dass er wenigstens die Höflichkeit besitzen würde, sie nach Hause zu bringen. Verdammt sollte er sein! Er hatte sie doch tatsächlich sitzen gelassen! Aber wenigstens brauchte sie sich jetzt keine Gedanken mehr zu machen, wie sie ihn zu Hause auf höfliche Art und Weise loswerden sollte!
"Wer immer sie ist, Mister, sie ist es nicht wert - keine Frau ist es wert!"
Müde drehte sich Gideon um und sagte zum Taxifahrer, der neben ihm am Kantstein gehalten hatte: "Es ist alles in Ordnung, Sie könne n weiterfahren." Der Mann blickte ihn noch einmal prüfend an, gehorchte dann aber.
Gideon stand mitten auf einer Brücke und hatte die ganze Zeit starr auf das dunkle Wasser geblickt. Er wusste nicht einmal, wieso er gerade hierher gegangen war. Erst der Taxifahrer hatte ihn in die Gegenwart zurückgeholt - und offensichtlich hatte der Mann die falschen Schlussfolgerungen gezogen.
Gideon hatte nun bestimmt nicht vorgehabt, sich das Leben zu nehmen, ganz im Gegenteil, er hatte mit Mordgedanken gekämpft!
Und es war Madison McGuire, der er am liebsten den Hals umgedreht hätte!
Seit ihrem ersten Treffen hatte sie ihm nur Schwierigkeiten gemacht. Und dieser Abend war der berühmte Tropfen gewesen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hatte. Er bereute schon jetzt den Tag, an dem sie in sein Leben getreten war.
Aber, verdammt noch mal, dachte er wütend, ich muss die ganze Zeit an sie denken. An ihren weichen, anschmiegsamen Körper, ihre sanften Lippen… Sie trieb ihn noch zur Weißglut!
Natürlich hatte der Taxifahrer Recht: Keine Frau auf dieser Welt war es wert, dass er im Fegefeuer der Hölle schmorte.
Schon vor langer Zeit hatte Gideon einen Entschluss gefasst: Er würde sich von keiner Frau von seinem Weg abbringen lassen.
Natürlich genoss er die Gesellschaft schöner Frauen, aber all seine Beziehungen basierten auf Sex und gingen nicht tiefer.
Und er hatte auch einen guten Grund dafür. Sein Vater hatte sich von seinen Gefühlen leiten lassen, und das war ihm vor dreißig Jahren zum Verhängnis geworden.
Gideon war zu der Zeit noch ein Kind gewesen, aber er
konnte sich noch genau an den Tag erinnern, an dem seine Mutter ihm eröffnet hatte, dass sein Vater nicht mehr nach Hause kommen würde, weil er sich in eine Schauspielerin verliebt habe, mit der er zusammen einen Film gedreht habe.
Und dass seine Eltern sich wegen dieser Frau scheiden lassen würden.
Aber damit noch nicht genug. In den folgenden Monaten
waren die Zeitungen voll
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