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Eine Trillion Euro

Titel: Eine Trillion Euro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eschbach Andreas
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mit Glenn und Tito. So gesehen begann eigentlich alles mit Laika.
    Laika war keine Weltraumtouristin, sondern ein ordinärer Straßenköter. Darüber hinaus war sie – wenn auch nicht ganz freiwillig – Kosmonautin. Aus irdischer Sicht war Laika das erste Lebewesen im Weltraum. Zudem unternahm sie an Bord von Sputnik 2 die erste Orbitreise ohne Wiederkehr. Sechs Stunden nach dem Start fiel das Telemetriesystem des Satelliten aus, und die Polarhündin erlitt einen Hitzschlag. Ihr Kadaver trieb daraufhin noch über vier Monate im Weltraum, ehe Sputnik 2 in der Atmosphäre verglühte.
    Lassen wir also die Katze aus dem Sack: Ich war nicht hier oben, um die Aussicht zu genießen und mir eine unvergessliche Erinnerung mit nach Hause zu nehmen. Ich war hier oben, um zu sterben. Das Angebot von Charon bestand aus einer orbitalen Feuer-Selbstbestattung für Todgeweihte.
    Die Russen waren sich damals bewusst, dass es Tausende sein würden, die sich so etwas leisten können. Natürlich bemühte man sich bereits im Vorfeld zu vermeiden, dass nicht jeder, der sein Leben mit dem Anhäufen von Besitz und Reichtum zugebracht hatte, sich einen besonders elitären Abgang fernab vom Schmutz und dem Siechtum der Normalsterblichen gönnen konnte – oder sich aus lapidaren Gründen einfach aus dem Staub machte.
    Alle Aspiranten mussten vier klar definierte Bedingungen erfüllen, ehe sie für einen finalen Orbitalflug in Frage kamen. Die erste war eine zweifelsfrei erwiesene unheilbare Krankheit, welche die restliche Lebenserwartung auf maximal zwölf Monate begrenzte, ohne den Bewerber während der ersten sechs Monate physisch oder psychisch zu beeinträchtigen. Ausgeschlossen waren somit Aspiranten, deren Krankheit so weit fortgeschritten war, dass sie die körperlichen Strapazen eines Raketenstarts schwerlich überleben würden. Und falls doch, dann zumindest kaum die drei Tage im Orbit, in denen sie auf sich allein gestellt waren.
    Ein weiterer nicht unerheblicher Prozentsatz könnte sich moralisch gezwungen oder vom Gewissen gedrängt sehen, das Projekt in Anspruch zu nehmen, um niemandem länger zur Last zu fallen. Allein die Möglichkeit, legal und sanft aus dem Dasein zu scheiden, könnte solche Personen unwillentlich dem Druck entsprechender Wünsche ihrer Umwelt aussetzen, selbst wenn diese seitens der Kranken nur eingebildet sein sollten und kein wirklicher Wille zum Sterben vorhanden war. Psychologische Tests siebten diese Personen bereits im Vorfeld aus. Ebenso geistig labile Menschen, die an den Stresssymptomen zerbrechen oder ihre Entscheidung, mit dem Slider aus dem Leben zu scheiden, unmittelbar nach dem Start bereuen würden.
    Sobald man einmal oben war, führte kein Weg mehr lebend zurück. Wehe dem, der es sich im Orbit anders überlegte …
    Die zweite Bedingung: Die Aspiranten mussten mindestens 75 Jahre alt sein. Bestimmte Ausnahmen reduzierten das Mindestalter auf 55 Jahre.
    Drittens: Eine schriftliche Einwilligung der Familie und der nächsten Verwandten. Bei konträrer Meinung entschied die Mehrheit. Existierten keine lebenden Verwandten, entfiel dieser Punkt.
    Und last but not least: Finanzielle Deckung. Eigentlich vor allem finanzielle Deckung.
    Die wenigen Kandidaten, die all diese Vorbedingungen erfüllten, sahen sich schließlich einer letzten Hürde gegenüber: Einem umfangreichen medizinischen Check-up und dem Astronautentraining, das die Anforderungen für einen Raumflug erfüllen sollte.
    Heute glaubte niemand mehr, dass John Glenn ein alter Astronaut gewesen sei. William Becker war 86, als er ins All startete. Der älteste Aspirant, der es zumindest bis ins Training geschafft hatte, war 91 und hieß Hao-Yan Da. Er starb in der Zentrifuge – bei 5,2 G.
    Natürlich schoss nach der Gründung von Charon eine Fontäne der Empörung bis hinauf in die Stratosphäre. Überall bellten plötzlich pawlowsche Hunde, die im Stand-by-Modus in ihren Wohnungen dahinvegetierten und sich zu empören begannen, sobald irgendwo auf der Welt die Glocke des Anrüchigen läutete. Obligatorische Schreier, die zeit ihres Lebens nur darauf warteten, dass es etwas zu Schreien gab, um ruck-zuck mit einem mahnenden Transparent in den Händen im Namen der Menschenwürde auf den Straßen zu paradieren. Und Demonstrationen gegen das Charon-Projekt gab es wahrlich genug. In Paris, Peking, London, Moskau, New York und zahllosen anderen Großstädten waren so viele Menschen auf den Straßen, dass man befürchten musste, ihre

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