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Eine unbeliebte Frau

Titel: Eine unbeliebte Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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wettzumachen. Dem schien das nicht in den Kram zu passen, aber er zuckte mit säuerlicher Miene die Schultern, drehte sich auf dem Absatz um und ging zurück zur Haustür. Er führte Pia in ein modern eingerichtetes Büro und blieb mitten im Raum stehen. Seine Frau stellte sich neben ihn.
    »Also«, Kampmann bemühte sich nicht im Mindesten um Freundlichkeit, »um was geht es?«
    »Am Sonntagmorgen wurde Isabel Kerstner tot aufgefunden«, sagte Pia, »ich gehe davon aus, dass Sie sie kannten.«
    »O Gott!«, sagten beide Kampmanns wie aus einem Munde, auf ihren Gesichtern malte sich Bestürzung.
    »Nach unseren derzeitigen Erkenntnissen wurde sie Opfer eines Gewaltverbrechens«, setzte Pia nach.
    »Gewaltverbrechen?«, wiederholte Frau Kampmann ungläubig und riss entsetzt die Augen auf. »Das ist ja furchtbar.«
    Kampmann wirkte einigermaßen schockiert, aber als seine Frau hilfesuchend seine Hand ergreifen wollte, steckte er beide Hände in die Taschen seiner Jeans.
    »Wir haben erfahren, dass Frau Kerstner ihr Pferd in diesem Stall stehen hatte«, sagte Pia, »da haben Sie beide sie doch sicherlich recht gut gekannt.«
    »Ja, natürlich haben wir sie gut gekannt«, flüsterte Frau Kampmann erschüttert. »Sie war so ein nettes Mädchen. Wir hatten sie sehr gern, nicht wahr, Robert?«
    Pias Blick wanderte zu Reitlehrer Kampmann.
    »Ja, das stimmt«, der Mann vermied beharrlich jeden Blickkontakt. Für den Bruchteil einer Sekunde glaubte sie einen Ausdruck von Verzweiflung in seinen Augen zu erkennen, der aber gleich darauf wieder einer ausdruckslosen Miene wich. Vielleicht hatte sie sich das auch nur eingebildet.
    »Sie hatte sich vor nicht langer Zeit von ihrem Mann getrennt«, sagte Pia, »und bei der Obduktion wurde festgestellt, dass sie vor etwa drei Wochen einen Schwangerschaftsabbruch hatte vornehmen lassen. Wissen Sie etwas darüber?«
    Das Ehepaar wechselte einen erstaunten Blick.
    »Nein«, antwortete Kampmann, »davon wusste ich nichts.«
    »Ich auch nicht«, seine Frau sah Pia unverwandt aus ihren etwas zu eng zusammenstehenden Augen an, und Pia hatte das unbestimmte Gefühl, dass sie log. Robert Kampmann war gar nicht zu durchschauen, nur seine Körperhaltung, die Art, wie er die Arme vor der Brust gekreuzt hielt, verriet sein Unbehagen.
    »Könnten Sie mir eine Liste der Leute zur Verfügung stellen, die ihre Pferde hier auf dem Hof stehen haben?«, fragte Pia. »Und vielleicht können Sie mir auch sagen, mit wem Frau Kerstner befreundet war oder den meisten Kontakt hatte.«
    Frau Kampmann setzte sich an den Schreibtisch, schaltete den Computer ein und tippte unbeholfen auf der Tastatur herum. Dabei erzählte sie, dass Isabel Kerstner eine ausgezeichnete und erfolgreiche Dressurreiterin gewesen sei. Nein, Feinde habe sie keine gehabt. Abgesehen von einigen kleinen Eifersüchteleien unter Reitern, die durchaus normal seien, habe es zu keiner Zeit Probleme mit ihr gegeben. Pia registrierte die teure Uhr, die Frau Kampmann am Handgelenk trug, eine Breitling mit Brillantsplittern, dazu schweren Goldschmuck. Bulgari. Nicht schlecht für die Frau eines Reitlehrers. Genauso beeindruckend wie der teure Geländewagen vor der Haustür. Als sie die Liste erhalten hatte, bedankte Pia sich für die Auskünfte. Dann verließ sie das Ehepaar Kampmann, dem die Lust am Wegfahren vergangen zu sein schien, denn während Pia zu ihrem Auto ging, um Bodenstein anzurufen, rief Frau Kampmann ihre beiden Kinder zurück ins Haus. Es war nicht viel los auf der Reitanlage. Die beiden Frauen hatten ihre Pferde versorgt, und Pia traf nur zwei Mädchen, die ihr erzählten, dass Isabel die Frau von Tierarzt Dr. Kerstner gewesen sei und ein tolles Dressurpferd besessen habe, mit dem sie auf Turnieren erfolgreich gestartet sei. Außerdem habe sie Pferde, die Gut Waldhof gehörten und verkauft werden sollten, ausgebildet und auf Turnierenvorgestellt. Gerade, als Pia ins Auto steigen und zurück ins Kommissariat fahren wollte, donnerte ein kanariengelber italienischer Sportwagen mit röhrendem Auspuff auf den Parkplatz des Reiterhofs und hielt neben ihrem staubigen Nissan Patrol. Ein blasser, schlanker Mann stieg aus und kam auf sie zu.
    »Hallo«, sagte er, »sind Sie die Dame von der Kripo?«
    »Ja«, Pia nickte. »Pia Kirchhoff, Kripo Hofheim, K11.«
    »Hans Peter Jagoda«, der Mann reichte Pia mit ernstem Gesicht die Hand. »Ich bin der Eigentümer dieser Reitanlage. Herr Kampmann, mein Verwalter, hat mich angerufen und mir gesagt,

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