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Eine unbeliebte Frau

Titel: Eine unbeliebte Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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der Zeit, zu der Ihre Frau laut Autopsiebefund starb?«
    Kerstner ließ sich Zeit mit seiner Antwort.
    »Ich habe nur kurz mit ihr gesprochen. Dann bekam ich einen Anruf. Es war zehn nach sechs. Das weiß ich genau, denn ich habe in meinem Auto auf die Uhr geschaut. Ich musste sofort wegfahren, das können Ihnen meine Kollegen bestätigen.«
    »Sie sind hier weggefahren, noch bevor Ihre Frau wegfuhr?«
    »Ja.«
    »Okay«, Bodenstein nickte, »dann sagen Sie mir bitte, wer Sie angerufen hat und wohin Sie gefahren sind. Wie lange hatdie Fahrt gedauert, und wer kann bezeugen, wo Sie sich im Laufe des Abends aufgehalten haben?«
    »Das kann ich im Moment nicht«, erwiderte Kerstner. »Tut mir leid.«
    »Mir tut's leid«, Bodenstein erhob sich, »denn ich muss Sie bitten, mit mir zu kommen.«
    »Bin ich . verhaftet?«
    »Ja. Vorläufig. Ich verhafte Sie aufgrund des Verdachtes, dass Sie Ihre Frau getötet haben.«
    Kerstner stand ebenfalls auf. Sein Gesicht war blass, aber beherrscht.
    »Darf ich noch einmal kurz telefonieren?«
    Bodenstein zuckte die Schultern. Eigentlich nicht.
    »Von mir aus«, sagte er, »aber machen Sie es kurz.«
    Kerstner nahm sein Handy und tippte eine Nummer ein.
    »Ich bin's«, sagte er, ohne seine Stimme zu senken. »Die Polizei hat mich verhaftet. Sie glauben, dass ich Isabel umgebracht habe . nein, nein, schon gut. Ja, okay, ruf deinen Bruder an . und . ja, bitte geh zu deinen Eltern, wenn sie dich rauslassen. Ich wäre sehr beruhigt, wenn ich wüsste, dass du in Sicherheit bist . Ja . nein, sicher nicht lange. Sie werden herausfinden, wer es wirklich war. Gut. Also, bis dann.«
    »Wer war das?«, fragte Bodenstein.
    »Eine Bekannte«, Kerstner schaltete das Handy ab und reichte es Bodenstein.
    »Kann diese Bekannte möglicherweise dazu beitragen, Sie vom Vorwurf des Mordes an Ihrer Frau zu entlasten?«
    »Möglicherweise. Ja.«
    »Mein Gott«, Bodenstein konnte sich eigentlich gut beherrschen, aber jetzt wurde er allmählich ärgerlich. »Das ist hier kein lustiger Zeitvertreib! Wenn es jemanden gibt, der Ihnen ein Alibi für den Samstagabend verschaffen kann, dann sollten Sie schleunigst zusehen, dass das passiert!«
    Kerstner schüttelte den Kopf.
    »Ich kann nicht«, sagte er. »Sie werden verstehen, warum.«
    »Hoffentlich«, erwiderte Bodenstein und seufzte.
     
    Kerstner blieb bei einer erneuten Befragung auf dem Hofheimer Kommissariat stumm wie ein Fisch, daher ließ Bodenstein ihn nach einer halben Stunde zum Gericht nach Frankfurt bringen, wo er in einer der Arrestzellen bleiben würde, bis er dem Haftrichter vorgeführt wurde. Behnke hatte erste Laborergebnisse vom Porsche. Beinahe alle Fingerabdrücke im Auto stammten von Isabel Kerstner, aber auf der Fahrerseite gab es mehrere unbekannte Abdrücke, und im Polster der Genickstütze war ein kurzes, dunkelblondes Haar gefunden worden, das nicht zugeordnet werden konnte. Ostermann hatte durch das Internet herausgefunden, dass Isabel Kerstner in der Vergangenheit recht häufig auf Reitturnieren für den Pferdesportverein Gut Waldhof gestartet war, der seinen Sitz auf der gleichnamigen privaten Reitanlage zwischen Kelkheim und Liederbach hatte.
    »Wissen wir schon etwas über den Verbleib des Kindes?«, fragte Bodenstein.
    »Nein«, meldete sich Kathrin Fachinger zu Wort, »im Kindergarten war das Mädchen zuletzt am 18. August, und an diesem Tag hat es auch die Tagesmutter, bei der die Kleine immer war, das letzte Mal gesehen. Isabel Kerstner hat sie an diesem Abend abgeholt.«
    »Dann müssen wir umgehend eine Fahndung nach dem Mädchen einleiten«, sagte Bodenstein, »das übernehmen Sie, Frau Fachinger. Besorgen Sie sich ein aktuelles Foto des Kindes.«
    »Wir sollten uns einen Durchsuchungsbeschluss für die Tierklinik besorgen«, ließ Behnke sich vernehmen. Bodensteinblickte ihn an und dachte unwillkürlich an Inka Hansen. Er wollte ihr nicht unnötige Schwierigkeiten machen.
    »Wie hoch ist die letale Dosis Natrium-Pentobarbital beim Menschen?«, entgegnete er. »Ich schätze mal, sehr gering. Ob wir anhand der Medikamentenbestände und der Lieferscheine da fündig werden, erscheint mir eher fraglich.«
    Behnke zuckte die Schultern.
    »Frau Kirchhoff«, sagte Bodenstein nun, »Sie fahren in diesen Reitstall nach Kelkheim. Ich nehme an, Isabel Kerstner hat dort viel Zeit verbracht. Versuchen Sie, mehr über sie herauszubekommen.«
     
    Gut Waldhof lag hinter einem Gewerbegebiet am Feldrand zwischen Kelkheim-Münster und

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