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Eine unerwartete Erbschaft (German Edition)

Eine unerwartete Erbschaft (German Edition)

Titel: Eine unerwartete Erbschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen McQuestion
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ist.«
    »Nein, das ist mein voller Ernst.«
    »Die Leviten gelesen?« Ich krallte mich an der Armlehne fest. Hatte Hubert den Verstand verloren? Und wenn ja, konnte er das nicht woanders machen? Ryan musste mich für vollkommen bescheuert halten.
    Er legte seine Hand auf meine und ich spürte, wie ich mich entspannte. »Vielleicht ist ›Leviten gelesen‹ nicht der richtige Ausdruck. Er klang mehr wie ein besorgter Vater. Er sagte, du seist eine wunderbare Frau, und zählte all deine guten Eigenschaften auf. Natürlich war nichts dabei, das ich nicht schon wusste.« Nun schloss er seine Hand ganz um meine. Unsere Hände passten perfekt zusammen. »Dann sagte er, er hoffe, ich hätte erkannt, was für ein besonderer Mensch du seist.«
    Ach, du meine Güte! »Was hast du darauf geantwortet?« Ich spürte, wie mein Herz schneller schlug.
    Ryan drückte leicht meine Hand. »Ich sagte, dass ich das natürlich vom ersten Moment an gemerkt hätte, aber er schien nicht überzeugt.« Er sah sich im Kinosaal um und ich bekam den Eindruck, als hielte er Hubert für kein besonders interessantes Gesprächsthema.
    Als das Licht ausging, wurden noch schnell die Handys ausgeschaltet, und alle lehnten sich in gespannter Erwartung zurück. Die jungen Mädchen vor uns rutschten ganz nach unten und legten ihre Füße auf die Lehnen der vorderen Sitze.
    Ich sah im Kino immer gern das Vorprogramm und diesmal war es besonders gut, selbst der überlaute Werbespot des Erfrischungsgetränks Mountain Dew. Ryan hielt weiter meine Hand, als wäre es das Natürlichste auf der Welt. Man hätte uns für ein Paar halten können, das schon jahrelang zusammen war oder gar verheiratet, mit einem kleinen Kind, auf das gerade der Babysitter aufpasste. Ich fragte mich, wie es sich wohl anfühlen würde, mit Ryan verheiratet zu sein. Er wirkte angenehm ausgeglichen – ich konnte mir nicht vorstellen, dass ihm irgendetwas schlechte Laune bereitete. Nicht
wie Pipers Mann Mike. Piper hatte mal erzählt, er sei im Kreißsaal absolut unbrauchbar gewesen – abwechselnd ungeduldig, dass es so lange dauerte, und aufgebracht, dass sie augenscheinlich Schmerzen hatte. Irgendwann hatte er den Saal sogar verlassen mit der Begründung, er ertrage es nicht länger, ihr schmerzverzerrtes Gesicht zu sehen. Piper hatte es lustig gefunden – auf diese »Männer sind ja solche Babys«-Art –, aber ich war entsetzt gewesen. Er war rausgegangen? Was für ein Mistkerl! Mit einem Mann, der nicht für mich da wäre, würde ich nicht mal ein Baby haben wollen!
    Ich hatte keine Ahnung, was für eine Art Vater Ryan sein würde, aber ich mochte wetten, dass er wunderhübsche Kinder zeugte ... mit irgendeiner glücklichen Frau. Vermutlich nicht mit mir, aber immerhin saß ich jetzt mit ihm in einem dunklen Kinosaal und er streichelte mit dem Daumen meinen Handrücken in einer Art und Weise, die mir, hätte ich nicht schon gesessen, weiche Knie beschert hätte. Wer wäre noch vor einer Woche auf solch ein Szenario gekommen? Ich bestimmt nicht. Vielleicht gab es also doch noch Hoffnung.
    Den Film sah ich aus zwei Perspektiven: einmal so wie immer, aus normaler Sicht, mit all den schönen Menschen, die in witzige, unwahrscheinliche Situationen verwickelt waren. Ich lachte mit allen anderen, als das Paar im Fahrstuhl feststeckte – sie eine hübsche kleine Südstaatenschönheit und er groß, gutaussehend und nachdenklich. Ich wollte, dass sie zusammenkamen, obwohl sie oberflächlich war und er unsicher.
    Zum anderen war mir deutlich bewusst, dass Ryan neben mir saß, sein Arm neben meinem lag und unsere Hände sich berührten. Zwischendurch änderte er die Position und verschränkte
unsere Finger. Als ich hinsah, erinnerten mich unsere gefalteten Hände an ein Gebet.
    In einem Artikel für das Magazin hatte ich einmal geschrieben, wie wichtig Berührungen für Babys und Kleinkinder seien. Der Arzt, den ich interviewt hatte, war der Meinung gewesen, dass mangelnde Berührung sich negativ auf die Gesundheit und Entwicklung von Kindern auswirke. Auch für Erwachsene sei Berührung sehr wichtig, hatte er erläutert: Wie vielen Menschen, vor allem in Altersheimen, fehle die nötige Berührung, damit sie emotional gesund blieben? Die Sache mit den Erwachsenen war für meinen Artikel natürlich nicht von Bedeutung gewesen, aber ich hatte trotzdem höflich zugehört. Berührungsentzug, hatte er erklärt, sei in Amerika wie eine Epidemie und natürlich hatte ich zugestimmt, dass es

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