Eine ungewöhnliche Begegnung - Fforde, K: Eine ungewöhnliche Begegnung - Stately Pursuits
Fransenshirt hereingeschneit. Bei jeder anderen wäre die Wahl ein Beweis schlechten Geschmacks gewesen. An Caroline sah es hinreißend aus.
Hetty seufzte. Wenn sie Caroline sah, wurde ihr jedes Mal bewusst, wie wenig Zeit sie sich für ihr Äußeres nahm - im Unterschied zu der vielen Zeit, die sie für das Haus aufbrachte.
»Ich komme genug raus. Ich ziehe kreuz und quer durch die Gegend auf der Suche nach geeigneten Tischen, aber sie sind alle zu groß.«
»Ach, nimm doch einfach Bierkästen, stell sie auf den Kopf und leg Decken drauf. Sie benötigen wenig Platz und geben den Leuten das Gefühl, dass sie ihre Gläser darauf abstellen könnten, wenn sie wirklich wollten.«
»Caroline, du bist brillant!« Hetty machte sich eine Notiz auf einem Zettel. »Aber woher kriege ich so viele Bierkästen?«
»Frag im Pub. Er wird sie für dich sammeln. Aber das ist nicht der Grund, warum ich gekommen bin. Ist dir aufgefallen, dass der Frühling gekommen ist? Tatsächlich haben wir fast schon Sommer.«
Hetty war dazu übergegangen, »As I Walked Out on a May Morning« vor sich hinzusummen, wenn sie mit den Hunden durch den Wald streifte. Sie hatte durchaus bemerkt, dass jetzt Blätter an den Bäumen waren und die Vögel sangen. Aber die Freude darüber wurde jedes Mal von ihren Sorgen hinweggefegt, wenn sie zum Haus zurückkam.
Der dritte Juni schien mit jedem neuen Blatt an Baum und Strauch schneller heranzurasen. Eine weitere Zinszahlung war fällig, und auch wenn dafür noch gerade genug übrig war, wollte sie doch gerne eine kleine Reserve an Bargeld behalten. Sie versuchte immer noch, ihren Wagen zu verkaufen, doch sie wollte Caroline nichts davon sagen.
Sie brachte ein halbwegs überzeugendes Lächeln zustande. »Ich kann nie glauben, dass der Sommer Ende Juni schon halb vorbei ist. Der Mai scheint irgendwie zu früh dafür.«
»Nun, noch ist ja nicht Ende Juni. Wir haben gerade mal Anfang Mai, aber du musst trotzdem mal hier raus und dich ein bisschen amüsieren. Schließlich kannst du nicht den ganzen Sommer in der Küche verbringen.«
Hetty seufzte. Immer noch sagten ihr gar zu viele Leute, was sie zu tun habe. Es waren nicht nur Phyllis und Peter, sondern auch viele andere aus dem Dorf, die in Scharen anrückten, um ihren Beitrag für Courtbridge House zu leisten. Sie war es satt, jedem zu erklären, dass es nicht ihr Haus war, dass sie im Grunde keine Entscheidungen treffen könne, weil sie nur die Hüterin sei. Niemand hörte auf sie.
Caroline machte ihr auch Vorschriften, aber wenigstens hatte sie Hettys Wohl im Sinn, nicht das Gemeinschaftserbe des Dorfes.
»Was schlägst du vor? Jogging? Ein Picknick am Fluss? Das klingt doch nett.«
Caroline verwarf diese Vorschläge mit einem Wink, der ihre perfekt manikürten Nägel zur Geltung brachte. »Nein, Schatz, nichts Wetterabhängiges. Irgendwas, das wirklich Spaß macht.«
»Zum Beispiel?«
Caroline machte eine unbestimmte Geste. »Ich weiß nicht. Ein Einkaufsbummel oder so.«
»Ich kann mir keinen Einkaufsbummel leisten.«
»Connor sollte dich für all die Arbeit hier bezahlen.«
Hetty lachte auf. »Schlag ihm das lieber nicht vor, es sei denn, du bist lebensmüde. Samuel zahlt für meinen Unterhalt, aber er hat nicht viel Geld, also versuche ich, sparsam zu sein.« Das war eine Meisterleistung in Understatement.
Caroline überlegte. »Na schön. Also, was könnten wir anstellen, das nicht viel kostet und dich aufheitert? Warst du je auf einer Tupperware-Party?«
»Nein, vielen Dank.«
Carolines Gesicht nahm einen geheimnisvollen Ausdruck an. »Ich habe eine Idee.«
»Dann lass hören.«
»Nein, ich glaube, vorerst nicht, wenn du nichts dagegen hast.«
Hetty protestierte, aber Caroline wechselte das Thema. »Also, wann kommt Connor nach Hause?«
Hetty zuckte die Schultern.
»Fehlt er dir?«
Sie zuckte nochmals die Schultern. »Es ist so, als wär man immer hungrig. Manchmal hat man Magenschmerzen, manchmal lassen sie nach, und man vergisst es. Aber in dem Moment, da man nicht mehr beschäftigt ist, fängt es wieder an.«
Caroline glitt vom Tisch. »Komm heute Abend auf eine Flasche Wein und ein Video rüber. Irgendwas Kitschiges mit Happy End.«
»Das klingt wunderbar. Aber es darf nicht zu spät werden.«
»Kannst du nicht über Nacht bleiben?«
Hetty schüttelte den Kopf. »Nein. Das hieße, meine Pflichten als Haussitter zu vernachlässigen. Und wie ich mein Glück kenne, würde genau in der Nacht eingebrochen, wo ich nicht im
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