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Eine ungezaehmte Lady

Titel: Eine ungezaehmte Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Archer
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steht tot oder lebendig. « Er streckte ihr weiter die Handschellen hin. »Mach sie vorne zu, damit du besser reiten kannst.«
    »Zum Teufel mit dem Richter und seinen Todesurteilen. Er glaubt, sein Wort wäre Gesetz.«
    Bei der Vorstellung, wie sich der raue Strick des Henkers um ihren Hals legte, gefolgt von einem Fall ins Leere, erschauderte sie. Nein, das durfte sie nicht zulassen. Sie musste ihre Eltern rächen, doch die Zeit wurde knapp.
    Rafe klapperte mit den Handschellen. »Also los.«
    Als Jipsey einen Schritt zur Seite machte, schrak sie zusammen. Sie warf einen Blick auf den dunklen Fluss unter ihnen und dann wieder auf Rafe. »Du steckst in viel größeren Schwierigkeiten als ich.«
    »Wir sind außer Schussweite, und das wird auch so bleiben, wenn wir weiterreiten.«
    »Da wäre ich mir nicht so sicher …« Sie brach mitten im Satz ab, denn im Norden blitzte in regelmäßigem Abstand dreimal ein Lichtpunkt auf. Wieder schaute sie zum Fluss, wo ein anderes Licht dreimal antwortete.
    »Was ist das?«
    »Verdammter Mist!«, zischte sie und wendete Jipsey nach Osten. »Ich muss hier weg.«
    »Nicht so schnell …«
    »Hast du die Lichtsignale nicht gesehen?« Sie wies erst nach Norden, dann nach Süden.
    »Freunde von dir?«
    »Wenn es welche wären, dann nicht mehr lange, sobald sie rauskriegen, dass ich dir geholfen habe.«
    »Ich weiß, dass die Banditen überall im Indian Territory ihre Stützpunkte haben und einander Signale schicken, doch für meinen Geschmack ist es ein bisschen zu viel des Zufalls. Hast du mir eine Falle gestellt?«
    Sie schnaubte verächtlich. »Wenn du willst, kannst du ja hierbleiben und dich mit der Luft unterhalten. Ich verschwinde, bevor ich noch zwischen zwei verfeindete Banden gerate.«
    Während sie Jipsey die Fersen in die Flanken stieß, sah sie, dass er rasch die Handschellen in seiner Satteltasche verstaute. Die Stute galoppierte aus dem Stand los, sodass sie ihn rasch hinter sich gelassen hatte.
    Lady liebte es, ein edles Pferd unter sich und den wilden Wind im Gesicht zu spüren. Allerdings wusste sie, dass Jipsey diese Geschwindigkeit nicht lange durchhalten würde, nicht nach diesem langen, ereignisreichen Tag.
    Als sie auf Gestrüpp und Bäume zupreschte, hörte sie hinter sich das Trommeln der Hufe von Rafes Pferd. Bald hatte er sie eingeholt, und sie flogen Seite an Seite durch die Nacht. Sie sah ihn an. Die Gefahr hatte ihr Blut in Wallung gebracht. Seines offenbar auch. Als sie grinste, warf er lachend den Kopf zurück. Ein schönes Paar gaben sie ab. Auf verschiedenen Seiten des Gesetzes und doch in der Gefahr vereint.
    Sie wandte sich um. Etwa ein Dutzend Banditen kam stetig näher, aller Wahrscheinlichkeit nach auf frischen Pferden, auf denen sie sie mühelos erreichen würden. Bei der Lynchmeute von vorhin hatte sie sich gute Chancen ausgerechnet, doch nun war die Gegenseite im Vorteil. Sie hasste es, sich aus einer unterlegenen Position herauskämpfen zu müssen.
    Allerdings erwartete sie auch nicht, dass das Leben einfach oder gerecht war. Wenn das Glück nicht so recht wollte, musste man es eben erzwingen.
    Im Gebüsch angekommen, bog sie in einen schmalen Pfad ein, der sich zwischen den Bäumen schlängelte. Diese wuchsen am Ufer eines Baches, der im Red River mündete. Brombeerranken und die Zweige von Zürgelbäumen verfingen sich in ihrer Jeans, sodass sie sich losreißen musste. Der Geruch nach überreifen Kakifrüchten stieg ihr in die Nase. Sie ließ Jipsey langsamer gehen, damit sie verborgene Gefahren wie die Löcher von Gürteltieren im Boden oder abgebrochene Äste erkannte, bei denen sich ein Pferd leicht ein Bein brechen konnte.
    Lady beobachtete den Himmel, der grau wie Ruß zwischen dem schwarzen Geäst der uralten Bäume hervorlugte. Die dicht belaubten Baumkronen mit ihren dicken Ästen bildeten eine Luftstraße, die nach Norden, tief hinein ins Land der Choctaw, führte. Eichhörnchen und Vögel benutzen diese obere Etage. Die Indianer auch. Doch sie selbst saß auf dem Rücken eines Pferdes, sodass die Bäume ihr nur als Tarnung dienen konnten.
    Allein standen ihre Chancen höher, den Verfolgern zu entkommen, denn zwei Pferde mit zwei Reitern fielen eher auf. Außerdem war ein Deputy, der sie im Auftrag von Richter Parker verhaften wollte, wirklich der Letzte, den sie sich als Gesellschaft wünschte. Parker war nämlich berüchtigt dafür, Banditen aus dem Indian Territory zum Tode durch den Strang zu verurteilen. Allerdings war es

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