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Eine ungezaehmte Lady

Titel: Eine ungezaehmte Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Archer
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Wissen, dass sie ihn womöglich in die Falle lockte. Er hoffte zwar, dass sie die Wahrheit sagte, doch von der Hoffnung allein konnte ein Mann nicht leben. Auch nicht vom Vertrauen. Er würde das Gebäude gründlich unter die Lupe nehmen, bevor er auch nur daran dachte, die Füße hochzulegen.
    Er watete platschend durch die Pfützen, in der Annnahme, dass der Regen alle Geräusche, die er vielleicht verursachte, übertönen würde. Am Gebäude angelangt, lehnte er sich flach an die Wand neben der Tür. Dann wartete er ab und lauschte, hörte jedoch weder etwas Verdächtiges, noch hatte er ein merkwürdiges Gefühl. Also streckte er die Hand nach dem weißen Porzellanknauf aus, drehte ihn und stieß die Tür auf. Dann wartete er wieder. Noch immer nichts. Blitzartig richtete er sich auf, trat über die Schwelle und ging sofort wieder in die Hocke. Alle seine Sinne waren zum Zerreißen gespannt, um jeden Hinweis auf Gefahr sofort aufzufangen.
    Er verharrte reglos, bis es wieder blitzte, sodass er den dunklen Raum in Augenschein nehmen konnte. Während der Donner grollte, ließ er den Blick durch das kleine, quadratische Zimmer schweifen. Eine schmale Pritsche mit bunten Steppdecken darauf. Ein Schaukelstuhl. Zwei Holzstühle. Ein Tisch mit einer Laterne und einer Dose Streichhölzer. Alles war von einer dicken Staubschicht bedeckt. Offenbar war sie eine Weile nicht hier gewesen. Und auch sonst niemand.
    Eine Hintertür führte ebenfalls nach draußen. Sehr gut. Rafe konnte es nicht leiden, in einem Gebäude festzusitzen, das nicht mindestens zwei Ausgänge hatte. Nachdem er sich den Grundriss des Raums eingeprägt hatte, ging er rasch zur Hintertür. Dort presste er sich wieder seitlich an die Wand, riss die Tür auf und wartete. Ein Blitz zuckte. Als er hinausspähte, erkannte er einen Stall, dessen Tür schief in den Angeln hing. Es schien ebenfalls niemand da zu sein.
    Zufrieden drehte er sich wieder zum Zimmer um. Sie hatte beide Fenster mit Pferdedecken verhängt, damit niemand ins Haus schauen konnte. Es roch zwar muffig und staubig hier, doch die feuchte Brise, die zur offenen Tür hereinwehte, brachte frische Luft mit.
    Er steckte den Peacemaker weg, lockerte seine Schultern und kehrte zur Vordertür zurück. Auf der Schwelle blieb er stehen. Lady und die Pferde wirkten im strömenden Regen wie Schatten. Dennoch beobachtete er sie nun schon so lange, dass er ihre Erschöpfung an der Art erkannte, wie sie sich an ihre Stute lehnte. Hilflos. Keine Eigenschaft, die er bis jetzt mit ihr in Verbindung gebracht hatte. Plötzlich hatte er das Bedürfnis, sie zu beschützen, und wünschte, es hätte das Ereignis, das sie auf die Seite der Gesetzlosen verschlagen hatte, nie gegeben. Dann wieder kam er sich vor wie ein Narr. Falls sich je eine Frau aus freien Stücken für dieses Leben entschieden hatte, dann war es die Lady mit dem Colt.
    Und dennoch breitete sich Wärme in ihm aus. Er erinnerte sich an ihr keckes Lächeln im Saloon, wo sie alle anwesenden Männer um den Verstand gebracht hatte. Ihre Anstrengungen, um ihr Pferd aus dem Fluss zu retten. Dass sie vor ihm gestanden hatte wie eine tönerne Göttin, jede Kurve mit glänzendem roten Schlamm bedeckt. Der wilde Ritt über die Ebene. Feuer loderte in ihm empor, und er wurde von Begierde ergriffen. Er sehnte sich nach ihr. Und obwohl es nicht sehr ratsam war, sich ausgerechnet jetzt auszumalen, wie er ihr die Kleider vom Leibe riss, mit den Händen über ihre weiche Haut fuhr und ihre Leidenschaft mit der Zunge schmeckte, war er machtlos dagegen.
    Genauso gut hätte er sich wie ein bettelnder Welpe auf den Rücken rollen und ihr den Bauch zeigen können. Er zwang sich, an etwas anderes zu denken. Diese Frau war nichts für ihn. Weshalb sich also weiter damit martern?
    Mühsam kehrte er in die Gegenwart zurück. Er gab Lady ein Zeichen mit hochgerecktem Daumen und beobachtete, wie sie mit den Pferden ums Haus herumging.
    Er trat vor die Tür und ließ sich vom Regen den Körper kühlen, bis sich seine fiebrige Erregung in einen Rest von Glut verwandelt hatte. Wahrscheinlich musste der Mann, auf den Lady nicht diese Wirkung ausübte, erst noch geboren werden.
    Als Rafe glaubte, sich wieder ein wenig in der Gewalt zu haben, kehrte er ins Haus zurück, riss ein Streichholz am Tischbein an, entzündete die Laterne und stellte die Flamme so hell wie möglich ein, um die Nacht zu vertreiben und den Raum ein wenig behaglicher zu machen. Wie ein Liebesnest.
    Vermutlich

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