Eine unmoralische Affäre
Musik. Katherine schwebte wie auf Wolken. Ein heißes Prickeln durchflutete ihre Magengrube, breitete sich in ihrem gesamten Körper aus, lähmte ihre Stimmbänder. Sie war sprachlos.
Sie fühlte seine Hand auf ihrem Po, glutheiß, als hätte ihr Cocktailkleid zu kokeln angefangen. Durch den dünnen
Seidenstoff hindurch spürte sie seine harten, muskulösen Schenkel, die sich an ihre pressten. Sein warmer Atem streifte weich ihre Schläfen. Der ganze Mann roch sündhaft gut.
Sie vermochte ihm nicht ins Gesicht zu schauen, weil er sie eng an sich schmiegte. Gleichwohl gewahrte sie die schwarzen Locken, die sich über seinen Kragen ringelten, und es juckte ihr in den Fingern, die seidigen Strähnen zu streicheln.
Die Musik endete, aber statt sie loszulassen, schob er ganz selbstverständlich einen Arm unter ihren und führte sie durch die weit geöffneten Glasschiebetüren, die auf eine Terrasse hinausgingen.
3
Der Campus war dunkel. Nur der Bankettsaal, wo das Fakultätsfest stattfand, war hell erleuchtet. Katherine fackelte nicht, sondern ließ sich bereitwillig ins Freie geleiten.
Sie überquerten die geflieste Terrasse und ein schmales Rasenstück, das zu einer niedrigen Backsteinmauer führte, die einen Rosengarten einfasste. Bevor sie protestieren konnte, hatte er einen Arm um ihre Taille geschlungen und sie auf die kleine Mauerkrone geschwungen. »Ich wette, Ihnen tun die Füße weh, stimmt’s?«
Konnte dieser Typ Gedanken lesen? »Woher wissen Sie das? Bin ich etwa gehumpelt? Okay, ich will Ihnen ein Geheimnis verraten. Diese neuen Pumps bringen mich um«, räumte sie schlagfertig ein.
»Ich hab zufällig mitbekommen, dass Sie sie ausgezogen hatten, bevor ich mit Ihnen getanzt habe. Ich hab’s fast nicht übers Herz gebracht, Sie aufzufordern. Andererseits hatte ich keine Lust, die einmalige Chance sausen zu lassen, mit der schönsten Frau des heutigen Abends zu tanzen«, zog er sie auf.
»Das bin ich ja wohl kaum«, protestierte sie. Es lag ihr auf den Lippen, ihn darauf hinzuweisen, dass er sie nicht wirklich aufgefordert hatte, allerdings blieb ihr spontan die Spucke weg.
Jason Manning besaß nämlich die Frechheit, ihr unter das lange Kleid zu greifen und mit seinen warmen Händen einen ihrer Knöchel zu umfassen. Er streifte die unbequeme Highheels-Sandalette von ihrem schlanken Fuß, bevor er begann, ihn mit seinen langen starken Fingern zu massieren.
Mit einem jungenhaften Grinsen ging er über ihr verdutztes Gesicht hinweg. »Dr. Mannings berühmte Reflexzonenmassage. Die Leute kommen von weit her, weil sie ihre Füße von mir massiert haben wollen. Für gewöhnlich warten meine Patienten monatelang auf einen Termin, aber Ihnen, kleine Lady, räume ich ausnahmsweise Sonderkonditionen ein.«
Seine gute Laune war ansteckend. Wann war sie das letzte Mal ähnlich entspannt und so herrlich albern gewesen? Das mit dem Arzt hatte er natürlich nur im Scherz gemeint, trotzdem ging sie darauf ein und fragte in gespieltem Ernst: »Und die wären? Hoffentlich bekomm ich es nicht mit der Angst zu tun, wenn ich Ihre Bedingungen erfahre. Also, schießen Sie los.«
Er verschlang ihren Körper mit Blicken. Konzentrierte sich auf ihr Gesicht, ließ seine Augen über ihren Hals und ihre Brust gleiten, wo sie einen langen Moment verweilten, bevor sie abermals ihr Gesicht fixierten. »Ein bisschen Angst sollten Sie schon haben«, flüsterte er mit einem verschwörerischen Augenzwinkern.
Sie rutschte auf dem Mäuerchen herum, fühlte sich unbehaglich unter seinem intensiven Röntgenblick. Er ließ den einen Fuß los, umschloss den anderen und massierte diesen ebenso sanft. Seine Finger waren kräftig, seine Berührungen indes zärtlich sanft.
Beide schwiegen, fühlten in der nächtlichen Stille die intime Nähe des anderen. Katherine fand es seltsam erregend, wie Jasons Hände unter ihrem Rock ihre Fesseln streichelten.
War es diese verstohlene Geste, die heimliche Erotik, die sie über die Maßen berauschte? Hatten die Männer vergangener Jahrhunderte deshalb nicht widerstehen können, einen kurzen Blick auf den hervorblitzenden Knöchel einer Frau zu werfen? War es für die moderne Frau nicht eher ein gewaltiger Rückschritt, wenn sie mit jedem Tabu brach und ihre Sexualität freizügig auslebte? Versagte sie sich damit nicht letztlich das Schönste, nämlich mit allen Sinnen begehrt zu werden?
Kein Wunder, dass sie Probleme mit ihrer Konzentration hatte, zumal sein Daumen sinnlich ihre Fußfesseln
Weitere Kostenlose Bücher