Eine unmoralische Affäre
sie machten sich auf den Weg zu ihrer Vermieterin.
Happy empfing sie am hinteren Hauseingang und nahm Jace die kleine Allison ab. »Donnerwetter, ihr zwei habt euch aber mächtig in Schale geschmissen«, entfuhr es ihr in ihrer herzerfrischenden Offenheit. Nach diesem kurzen Kompliment hatte sie nur noch Augen für das Kind. Zärtliche Koseworte flüsternd, wiegte sie es in den Armen, bevor sie mitsamt Windelkorb im Haus verschwand.
Während sie entlang der Pekannussbäume über die Wiese schritten, rückte Jace mit dem Vorschlag heraus, ob sie nicht besser ihren Wagen nehmen sollten. »Bedaure, aber der Jeep ist völlig ungeeignet für so ein Date.«
»Klar können wir mit meinem Auto fahren.« Sie reichte ihm die Schlüssel, und er fasste sie sanft am Ellbogen, derweil er ihr auf den Beifahrersitz half. Spontan fühlte sie ein wohlig heißes Prickeln auf ihrem Arm. Der Kleinwagen war eine echte Herausforderung für Typen seiner Größe. Jace quetschte sich hinter das Lenkrad und fluchte wie ein Kesselflicker, als er zunächst mit dem Kopf am Dach und dann mit den Knien am Armaturenbrett anstieß.
Nachdem sie den Job in der PR-Abteilung ergattert hatte, hatte sie sich mit Herzblut in die Planung und Organisation des Fakultätsfestes gestürzt. Jetzt kam sie sich fürchterlich inkonsequent vor. Weil ihr Denken und Fühlen bloß noch um Jason Manning kreiste. Alles andere war in den Hintergrund getreten.
Sie machte die Gäste miteinander bekannt; sie aß vom Buffet; sie applaudierte dem Vortragsredner; sie machte
höfliche Konversation. Das alles verwischte jedoch neben dem Mann an ihrer Seite. Der punktete mit exzellenten Manieren, einer geballten Ladung Charme und einem gesunden Selbstbewusstsein.
Irgendwann machte Katherine Jace mit ihrem Boss Ronald Welsh bekannt. Die beiden Männer musterten einander skeptisch, als wären sie sich auf der Stelle unsympathisch. In dieser Situation fühlte die junge Frau sich extrem unbehaglich.
»Mr. Welsh.« Jace räusperte sich und hielt ihm seine Hand hin.
Ronald Welsh schüttelte die ausgestreckte Hand, während er Jason aus unbewegten grauen Augen musterte.
»Katherine, Sie sehen heute Abend bezaubernd aus«, meinte er dann. Welsh schwenkte herum, ließ Jace stehen, lenkte seine Aufmerksamkeit voll auf Katherine. Er streckte seine Hand aus, streichelte über ihren Arm. Instinktiv schrak sie zurück. Neulich, in ihrem Büro, hatte er das auch versucht. Sie mochte es nicht, wenn ihr Chef sie anfasste. Dann fühlte sie sich unwohl, weil sie zu viel Nähe und Vertraulichkeit grundsätzlich als aufdringlich empfand. Grundsätzlich? Spontan fiel ihr der Kuss wieder ein, mit dem Jace am Nachmittag ihre Lippen erobert hatte, und sie schob den Gedanken hastig beiseite. Das war nicht das Gleiche!
»Danke, Ronald.« Er hatte darauf bestanden, dass sie seinen Vornamen verwendete, aber angenehm war ihr das nicht. Wo immer es möglich war, vermied sie es, ihn mit Namen anzusprechen. Nach ihrem Dafürhalten hob das ihre berufliche Beziehung auf eine zu intime Ebene.
»Wollen wir tanzen, Katherine?« Bevor sie antworten
konnte, schlang Ronald Welsh seinen Arm gleich einem widerlich besitzergreifenden Tentakel um ihre Taille und zerrte sie auf die Tanzfläche. Widerwillig stolperte sie hinter ihm her. Was sollte sie auch machen? Ein dummes Gesicht und einen guten Eindruck, muffelte sie sarkastisch in sich hinein. Immerhin war er ihr Boss - da konnte sie es sich bestimmt nicht leisten, ihm einen Korb zu geben.
Um einiges größer als er, hatte sie einen Panoramablick auf seinen Charakterkopf. Ronald hatte seine schütteren Haare mit irgendeiner öligen Pomade in Form gebracht und sorgfältig über seine Halbglatze frisiert. Der Gestank dieser Pampe raubte Katherine geradezu die Luft.
»Schön, nicht?«, fragte er. Er warf einen schmachtenden Blick zu ihr hoch, schmiegte sie enger an seinen Schwabbelbauch.
Igitt, kotz, würg, seufzte sie im Stillen. Laut beteuerte sie: »Ja, sehr.« Dieser wild gewordene Gartenzwerg und sein Klammerblues würden ihr vermutlich jede Menge Ekelpickel bescheren.
Sie biss die Zähne zusammen und litt still mehrere Tänze hindurch. Irgendwann wurde sie gottlob von Jace erlöst. Statt sie jedoch offiziell um den nächsten Tanz zu bitten, tippte er ihr bloß von hinten auf die Schulter, schloss einen starken Arm um ihre Taille und fasste ihre Hand.
Er zog sie an sich und führte sie sicher über das Parkett. Schweigend wiegten sie sich im Takt der
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