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Eine unzüchtige Lady

Eine unzüchtige Lady

Titel: Eine unzüchtige Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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schnaubte spöttisch. »Du hast noch nie in deinem Leben durchgängig so viel Zeit mit einer Frau verbracht. Abgesehen vielleicht von deiner eigenen Mutter.«
    Die Witwe des früheren Dukes war eine beeindruckende Erscheinung, auch wenn sie ihrem Sohn kaum bis zur Schulter reichte. In ihren Jugendjahren eine bekannte Schönheit, verfügte sie auch heute noch über großen Einfluss, den sie in den richtigen Kreisen ausübte. Ihr Missfallen über das Verhalten ihres Sohns, der sich von jeder jungen Frau im heiratsfähigen Alter fernhielt, war in der ganzen Gesellschaft bekannt.
    Nicholas lachte. Ihn amüsierte wohl der Hinweis auf seine Mutter. »Und nicht einmal mit ihr pflegte ich länger Kontakt, sobald ich alt genug war, ihr aus dem Weg zu gehen. Ich verehre meine Mutter, aber der Gedanke, eine Woche lang ihren ständigen Ratschlägen ausgesetzt zu sein, lässt mich vor Angst erzittern.«
    »Daher überrascht mich dein Vorschlag so sehr. Du kennst Lady Wynn nicht.« Es war so viel einfacher, sich auf diese frivole Wette zu konzentrieren, statt über die eigene Misere nachzudenken.

    »Willst du mir etwa sagen, du lehnst es ab, eine Schönheit wie Lady Wynn für so lange Zeit in dein Bett einzuladen?«
    »Sie ist tatsächlich sehr schön.« Derek antwortete absichtlich nicht auf die Frage und blickte zu der Ecke, in der Caroline Wynn mit einigen älteren Ladys beisammensaß. Wie üblich wirkte sie abweisend und unnahbar. Sie nahm selten die Einladung zum Tanz an, aber die Männer versuchten es dennoch. Selbst aus der Entfernung waren die blasse Ebenmäßigkeit ihrer Haut sowie die üppige Farbe ihres kastanienbraunen Haars berückend. Sie war eine ganz und gar weibliche Schönheit, und er sollte sich auf die Aussicht freuen, sie in Kürze zu betten.
    Aber warum freute er sich nicht?
    »Ich bin genauso wenig wie du geneigt, mich längeren Verstrickungen hinzugeben«, bemerkte Derek kurz angebunden.
    Außer einer. Er könnte geneigt sein, sich einer dauerhaften Verstrickung hinzugeben. Doch er hatte alles ruiniert.
    Es war eine Lektion in Dummheit. Dennoch überblickte er den Raum mit einem ruhelosen, suchenden Blick.
    Und fand sie.
    Natürlich war auch Annabel heute anwesend, verdammt noch mal. Derek erhaschte in dem Gedränge aus gutgekleideten Personen einen Blick auf die Goldschattierung ihres Haars, sah das porzellanzarte Profil aufblitzen, das er so gut kannte wie sein eigenes Gesicht. Ihm wurde die Brust eng.
    Nun, du hast schließlich erwartet, sie heute zu sehen, erinnerte er sich so pragmatisch wie nur möglich. Dass das Mündel seines Onkels anwesend war, sollte ihn nicht überraschen. Halb London drängte sich in diesem Saal zusammen. Es war ganz natürlich, dass Annabel am Ball teilnahm, und von der Erkenntnis war es nicht weit zu dem Schluss, dass sie sich an den Arm ihres Verlobten schmiegte.
    Der Mann möge in der Hölle schmoren.

    »Wie sollen wir entscheiden, wem das Privileg zukommt, sie als Erster zu entführen?«
    Nicholas’ Frage brachte ihn wieder zum aktuellen Thema. Derek zwang sich, den Blick abzuwenden. Da es für ihn bereits eine Qual bedeutete, Annabel zu sehen, verdienten andere Dinge seine Aufmerksamkeit. Wie beispielsweise ein leidenschaftliches Zwischenspiel mit der herrlichen Lady Wynn. Annabel war für ihn verloren. Sollte er deshalb zukünftig wie ein Mönch leben?
    Nein, natürlich nicht.
    Dennoch gab er eine ausweichende Antwort. »Ich vermute, es kommt darauf an, wie rasch die Lady mit einem von uns verreisen kann. In meinem Terminplan für die kommende Woche sind einige Termine vermerkt, die ich nicht verschieben kann. Im Übrigen muss ich mich erst um einen ähnlichen Rückzugsort kümmern wie dein ländliches Anwesen.«
    »Ich denke, ich kann es so einrichten, dass ich in ein oder zwei Tagen fort kann. Dann ist es beschlossene Sache?«
    Sie waren seit zehn Jahren befreundet, als sie sich in ihrem ersten Jahr an der Universität in Cambridge begegnet waren. Ein ungewohnter Tonfall lag in Nicks Stimme. Derek erinnerte sich an den jüngeren Duke of Rothay, der damals noch an den Auswirkungen seiner ersten, vom Unglück geprägten Liebschaft litt, die er für wahre Liebe gehalten hatte. Nicholas hatte diese Erfahrung abgetan, wie nur er es konnte. Derek gab einem vorbeikommenden Lakai ein Zeichen, nahm ein Glas vom Tablett und warf seinem Kameraden einen amüsierten Blick zu. »Sie fasziniert dich.«
    »Ein wenig.«
    Es war auch höchste Zeit, dass jemand ihn nach all den

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