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Eine unzüchtige Lady

Eine unzüchtige Lady

Titel: Eine unzüchtige Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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versucht. Falls es dir nicht aufgefallen ist, habe ich in dieser Woche mehr Tassen faden Tee getrunken als im vorangegangenen Jahr. Ich bin zu Veranstaltungen gegangen, die ich nie in Erwägung ziehen würde, wenn ich bei bester Gesundheit wäre, und habe mich hier mehr als einen Abend durch die Dinners geschlagen. Es ist unmöglich, meine Liebe, dich wenigstens für eine Minute allein zu sprechen. Daher ist das hier meine Lösung. Wenn du keinen Skandal provozieren willst, darfst du meine Anwesenheit nicht melden.«
    Sie starrte ihn an, als hielte sie ihn wirklich für einen Wahnsinnigen. Er musste zugeben, dass er nicht sicher war, ob sie vielleicht recht hatte. Verdammt, dies war das Haus seines Onkels, und er konnte jederzeit ungestraft durch die Eingangstür ein und aus gehen, und man hieße ihn stets willkommen. Aber nicht einmal der unbekümmerte Thomas würde ihm gestatten, Annabels Schlafzimmer zu betreten.
    Er legte ihr seine Gründe mit kaum verhohlener Bitterkeit dar. »Hast du meinen Brief vergessen? Bitte versuch nicht, mir zu erzählen, du hättest ihn nicht bekommen, Annie.«

    »Ich habe ihn nicht gelesen, sondern weggeworfen.«
    Diese Bestätigung seiner schlimmsten Befürchtung trug nichts zu seiner Zuversicht bei. Seine eigene Stimme klang seltsam hohl. »Ich verstehe. Bin ich froh, dass ich mir die Mühe gemacht habe, ihn zu schreiben.«
    »Warum? Warum tust du das alles hier?« Ihr schien plötzlich bewusst zu werden, dass sie nichts außer ihrem Nachthemd trug. Ihre Hand glitt zu dem Mieder und drückte sich an ihre Brust. »Alfred wird es kaum schätzen, dass du hier bist.«
    »Ich habe ihn nicht um Erlaubnis gefragt, oder?«
    Zum Teufel mit Lord Hyatt. Derek liebte sie.
    »Ich bitte dich erneut, zu gehen.«
    Verdammt, sie sah so verführerisch aus mit nichts am Leib außer weißem Batist und weißer Spitze. Ihr goldenes Haar wallte um ihre Schultern. Sie wandte das Gesicht ab, was ihm die Gelegenheit bot, die perfekten Konturen ihres Profils zu studieren. Lange Wimpern warfen Schatten auf ihre Wangen.
    »Nicht ehe ich ein paar Dinge klargestellt habe.« Derek bewegte sich nicht von seinem Platz am Fenster weg, doch lehnte er eine Schulter lässig gegen den Rahmen. Wenn er sich ihr näherte, konnte er nicht versprechen, dass er sich wie ein Gentleman benahm. »Darf ich sprechen?«
    »Kann ich dich davon abhalten?« Ihre Stimme klang feindselig. »Du bist bereits in mein Schlafzimmer eingedrungen und hast mich bedroht. Es sieht nicht so aus, als hätte ich eine Wahl.«
    »Ich habe die Außenmauer von meines Onkels Haus erklommen und dabei riskiert, mir den Hals zu brechen.« Er verschränkte die Arme vor der Brust. »Zeigt dir das, wie wichtig es mir ist?«
    Annabel hob ihr Kinn. Noch immer hielt sie ihr Nachthemd am Halsausschnitt krampfhaft zusammen, als wäre er ein Schurke, der über sie herfallen könnte. »Ich kann mir nicht vorstellen,
was wir einander zu sagen haben. Ich bin verlobt, und du bist … du.«
    Die Worte verletzten ihn. Zumal ihre Stimme so beleidigend klang.
    Du bist du.
    Eisig erwiderte er: »Ja, bin ich. Ich bin ein Mann. Ein Mann, der dieselben normalen Fehler begeht wie jeder andere seiner Geschlechtsgenossen.«
    »Normal? Nicht alle Männer treiben wahllos mit jeder Frau Unzucht, über die sie vielleicht stolpern.« Sie erhob sich und ging in die andere Ecke des Raums, ehe sie herumwirbelte und ihn anblickte. Ihre wunderschönen, blauen Augen glühten anklagend und wütend. »Es ist mir egal, warum du hergekommen bist. Du wirst es bei mir nicht finden. Ich habe den Glauben an dich vor einem Jahr verloren, und mir wurde da erst bewusst, wie völlig unangebracht dieses Vertrauen war. Ich weiß jetzt, wie naiv und dumm ich war, mich überhaupt in dich zu verlieben, aber ich bin nicht mehr dieselbe vernarrte Unschuld von damals.«
    Nicht mehr unschuldig?
    Derek spürte, wie sich bei dieser Bemerkung seine Brust zusammenzog. Er machte unbewusst einen Schritt nach vorne. »Er hat dich kompromittiert?«
    Der anklagende Tonfall seiner Stimme ließ sie knallrot werden. »Natürlich nicht. Wenn du Alfred meinst, so würde er derlei niemals tun. Nicht jeder ist wie du .«
    Da war dieses Wort wieder, sie schleuderte es nach ihm wie einen Pfeil mit Widerhaken. Trotzdem verspürte er Erleichterung. Nein, Hyatt hatte sie nicht berührt. Darum war dieser Mann so feindselig und misstrauisch, als sie nicht allzu kameradschaftlich Whisky tranken. Wenn es um Annabel ging, fehlten Derek

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