Eine verboten schoene Frau
der Oberschicht kam. Sie hätte Skrupel gehabt, was mehr war, als man über ihren Arbeitgeber sagen konnte.
„Kannst du das nicht sehen? Es zeigt sich in jedem seiner Pinselstriche. So wie das.“ Sie strich ihm zart über eine Schulter. „Und das.“ Sie fuhr sein Schlüsselbein entlang.
Marcus umschloss ihre Hand und presste sie gegen eine Wange. „Du romantisierst einfach nur ein hervorragend ausgeführtes Gemälde.“
Avery blickte ihn an. Stand da Mitleid in ihren Augen?
„Oh, Marcus, manchmal musst du hinter die Technik und direkt ins Herz eines Gemäldes schauen.“
„Ich schaue lieber dich an.“ Er zog sie an sich, küsste sie, tat alles, um sie von dem abzulenken, bei dem er niemals mit ihr übereinstimmen würde.
Als sie sich in dieser Nacht erneut liebten, langsam und wohlig ohne die drängende Intensität vom Nachmittag, ließ ihr Aufschrei bei ihrem Höhepunkt kein Missverstehen mehr zu.
„Ich liebe dich, Marcus!“
Die Worte hallten in ihm nach und riefen Schuldgefühle wach, während sie gleichzeitig etwas tief in ihm berührten. Er wünschte sich, er könnte ihre Worte annehmen. Aber er wusste, dass er das nicht konnte. Denn was auch immer geschah, er würde Avery Cullen bald verlassen müssen. Und wenn es so weit wäre, wollte er sicherstellen, dass er die Lovely Woman mit sich nahm.
9. KAPITEL
Avery spazierte allein durch den Garten. Marcus war irgendwo für Waverlys unterwegs. Natürlich nahm sie ihm das nicht übel, aber sie vermisste ihn. Es war viel zu leicht gewesen, sich an seine Gegenwart zu gewöhnen. Mit ihm zu schlafen. Avery hatte sich nie zuvor als eine übermäßig sinnliche Frau betrachtet, aber in Marcus’ Armen kannte sie keine Zurückhaltung. Ihre Liebeserklärung nur zwei Nächte zuvor hatte ihn überrascht, das war ihr klar, und sie spürte, dass er sich verändert hatte – er hatte sich nicht zurückgezogen, aber er verhielt sich doch irgendwie anders.
Vermutlich war das ihr Fehler. Sie hatte das L-Wort zu früh in den Mund genommen. Marcus war ein Mann von Welt, und sie, nun sie hatte trotz ihres Reichtums und aller Privilegien ein ziemlich zurückgezogenes Leben geführt. Abgesehen von den gelegentlichen Ausflügen in die Partyszene, in die ihre sogenannten Freunde sie jetzt zurückholen wollten. Aber dieses Leben war nichts für sie. Sie wollte eine Familie, ein Zuhause und sich von Menschen umgeben wissen, die sie lieben und denen sie vertrauen konnte.
Konnte Marcus sie lieben? Oder hegte er immer noch Hintergedanken und benutzte sie für seine Ziele? Sie lächelte, als sie daran dachte, wie sie sich heute in der Morgendämmerung „benutzt“ hatten, bevor Marcus zu seinem Flug nach Manchester musste, um einen potenziellen Klienten zu treffen. Vermutlich benutzte jeder jeden von Zeit zu Zeit auf die eine oder andere Weise. Daran war sie gewöhnt – sie hatte sich sogar einreden können, dass es ihr nichts ausmachte, oder wenigstens, dass sie damit leben konnte. Aber bei Marcus war das anders. Sie wollte, dass er sie ebenso sehr wollte wie sie ihn. Und damit meinte sie nicht den körperlichen Aspekt ihres Zusammenseins.
Gestern hatte er wieder für sie Modell gestanden. Und erneut hatte er das Gespräch auf die Lovely Woman gebracht. Und sie hatte ihn wieder zurückgewiesen. Warum war er so besessen von dem Verkauf dieses Gemäldes? Konnte er nicht einfach akzeptieren, dass sie das Bild um nichts in der Welt weggeben würde?
„Sie sehen bedrückt aus.“ Ted Wells’ Stimme durchbrach ihre Gedanken.
„Mir geht nur viel durch den Kopf. Ich habe übrigens Ihren Rat befolgt und werde Dads Sammlung über Waverlys verkaufen lassen.“
„Und sind Sie noch glücklich mit der Entscheidung? Sie können jederzeit Ihre Meinung ändern, wenn Sie wollen.“
„Ja, ich weiß.“ Sie nickte. „Es ist richtig. Aber eins der Gemälde will ich behalten, obwohl Marcus meint, ich sollte es auch verkaufen. Aber es ist das einzige aus der Sammlung, das mir etwas bedeutet.“
Ted zuckte mit den Schultern. „Dann sehe ich keinen Grund, es zu verkaufen. Wie stehen denn die Dinge mit dem jungen Price? Mrs Jackson hat erwähnt, dass Sie beide viel Zeit miteinander verbringen.“
Avery wurde rot. Als sie das letzte Mal mit Ted gesprochen hatte, und das war noch nicht allzu lange her, hatte sie Marcus gerade erst kennengelernt. Und jetzt spazierte sie hier durch den Garten und dachte voller Sehnsucht an ihn – was sie ganz offensichtlich nicht verbergen
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