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Eine verlockende Braut: Roman (German Edition)

Eine verlockende Braut: Roman (German Edition)

Titel: Eine verlockende Braut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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Nacht mit dem herrlichen Gefühl, dass ihr jemand zärtlich das Haar streichelte.
    »Oh Jamie«, murmelte sie und kuschelte sich tiefer in das Federkissen.
    Wenn das hier ein Traum war, dann hatte sie nicht das Verlangen, dass er endete. Sie wollte sich lange genug daran klammern, dass Jamie auch noch mit seinen Lippen ihre streifte, sie verleitete, sie zu öffnen, damit er ihr einen köstlichen Vorgeschmack auf die Lust geben konnte, die sie gleich erleben würden.
    »Süße Träume, meine liebe Kleine«, krächzte jemand in ihr Ohr.
    Emma riss die Augen auf. Es war nicht Jamies attraktives Gesicht, das sie über sich sah, sondern ein verschrumpelter brauner Apfel mit einem geschnitzten Mund, zu einer zahnlosen Grimasse erstarrt.
    Emma schrie erschreckt auf, begriff zu spät, dass es nur Mags war. Die alte Kinderfrau stolperte rückwärts und kauerte sich in die Ecke. Sie hob abwehrend ihre faltigen Hände vor ihr Gesicht und stieß einen langgezogenen hohen Klagelaut aus.
    Emma setzte sich im Bett auf, wobei sie ihre verletzte Schulter zu schonen versuchte. Der Stuhl neben dem Bett war leer. Nachdem Emma Jamie fest versprochen hatte, seiner strengen Anweisung Folge zu leisten und im Bett zu bleiben, hatte er sich in sein eigenes Zimmer zurückgezogen, um endlich wieder eine Nacht durchzuschlafen, die erste für ihn, seit sie angeschossen worden war.
    Ehe er sie verlassen hatte, hatte er die schweren Läden vor dem Fenster verriegelt, um die kalte Nachtluft auszusperren. Das Feuer im Kamin war erloschen, aber Mondlicht drang durch die Schlitze der Holzläden. Emma konnte mit Mühe Mags erkennen, die in der Ecke vor und zurück schaukelte wie ein verängstigtes Kind. Ihre Angst, dass der Earl einen weiteren Attentäter geschickt hatte, um ihr Leben zu beenden, wich rasch Reue.
    »Es tut mir leid, Mags. Ich wollte Sie nicht erschrecken«, erklärte sie leise, als hätte der Schreck, aufzuwachen und das Gesicht der Alten so dicht vor sich zu sehen, nicht auch sie Jahre ihres Lebens gekostet.
    Beim Klang von Emmas Stimme unterbrach die alte Frau ihr Klagen und hob den Kopf. Sie zögerte einen Moment, dann rappelte sie sich auf und kam zu ihr zurückgeschlurft. Sie hatte wenig Ähnlichkeit mit der scharfzüngigen Alten, die vorhin an diesem Bett mit Ramsey Sinclair die Klingen gekreuzt hatte.
    Die Frau hockte sich auf die Bettkante und hob ihre knorrige Hand, um Emma über die wirren Locken zu streichen. »So hübsch«, säuselte sie. »Meine hübsche Kleine, meine süße Lianna.«
    Ein kalter Schauer überlief Emma. Jamies Worte fielen ihr wieder ein: Die arme Mags ist halb verrückt geworden vor Trauer, nachdem sie gefunden wurden.
    Vielleicht war die Frau immer noch halb verrückt vor Trauer. Oder vielleicht hatte Emmas Ankunft einfach alte Erinnerungen geweckt, die vielleicht besser verschüttet geblieben wären. Es konnte schließlich durchaus sein, dass das hier genau der Raum war, in dem Mags’ junger Schützling früher einmal geschlafen hatte.
    »Ich bin Emma, Mags«, erklärte sie und bemühte sich, keine plötzlichen Bewegungen zu machen. »Nicht Lianna. Lianna lebt nicht mehr hier.«
    Die Frau nahm ihren unheimlichen Singsang wieder auf, als hätte Emma nichts gesagt. »Du warst immer so ein braves Mädchen. So eine feine Tochter. Du hattest keinen aufsässigen Zug an dir. Du hattest immer so gute Manieren und hast getan, was dein Vater dir gesagt hat.«
    Emma erschauerte wieder, als ihr auffiel, dass die alte Frau genauso gut von ihr hätte reden können. Sie wusste nicht, ob es besser wäre, wenn sie noch einmal versuchte, sie zu korrigieren, oder wenn sie ihr den flüchtigen Trost gönnte und sie in dem Glauben ließ, Jamies Mutter sei zurückgekehrt. »Sie haben Ihre Lianna sehr geliebt, nicht wahr?«
    »Ja. Ich habe sie wie eine Mutter geliebt. Darum wusste ich auch, dass du eines Tages zu uns zurückkommen würdest. Ich habe ihm gesagt, er solle geduldig sein und nur die Hoffnung nicht aufgeben.« Die alte Kinderfrau lehnte sich vor und senkte die Stimme zu demselben heiseren Krächzen, das Emma geweckt hatte. »Ich habe dir gesagt, ich würde für dich darauf aufpassen, und das habe ich getan. Ich habe es all die Jahre sicher verwahrt. Er hat versucht, es so tief zu vergraben, dass niemand es je finden würde, aber die alte Mags wusste, wo sie suchen musste.«
    Emma verfolgte mit zögernder Faszination, wie die alte Frau etwas aus der Tasche ihres grob gewebten Rockes hervorzog, das in ein Stück

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