Eine verlockende Braut: Roman (German Edition)
Porzellan ab, die mit dampfend heißem Wasser gefüllt war.
»Guten Morgen, Mags«, sagte sie vorsichtig und überlegte, ob die alte Frau immer noch dachte, Emma sei Jamies Mutter, oder ob sie sich an das in der Nacht Vorgefallene überhaupt erinnerte.
Mags schlurfte zu dem schlichten Tisch rechts neben dem Kamin, um ihre Last abzuladen, und ihre Augen waren hell und klar. Es gab keinen Hinweis auf das Geschöpf, das sich in Emmas Zimmer geschlichen hatte, um ihr übers Haar zu streichen, während sie schlief. »Und was für ein schöner Morgen es ist, Kleines! Ich habe Ihnen ein frisches Kleid und Strümpfe und alles gebracht, was man für ein Bad benötigt.«
Verwundert über den Wandel im Verhalten der Frau, aber voller Eifer, ihre wachsende Stärke zu testen, stieg Emma aus dem Bett und ging barfuß zu dem Tisch. »Ihr Herr hat Sie nicht bestraft, weil Sie gestern Nacht zu mir gekommen sind, oder?«
»Ha!« Mags lehnte sich vor, und das verschwörerische Zwinkern, das Emma in der Nacht schon gesehen hatte, war wieder da. »Ich habe schon vor langer Zeit aufgehört, vom Herrn Befehle entgegenzunehmen. Jetzt bin ich es, die ihm sagt, was er zu tun hat.« Sie griff nach Emmas Hand und tätschelte sie. »Mach dir keine Sorgen, Kleines. Ich habe dir alles gebracht, was du brauchen wirst«, wiederholte sie, als ob die Worte irgendeine besondere Bedeutung haben sollten.
Nachdem die alte Kinderfrau aus dem Zimmer geschlurft war, richtete der Hund sich auf und folgte ihr. Emma ging, die Tür hinter beiden zu schließen, und fragte sich, ob Mags einfach ein bisschen übergeschnappt war oder ob sie am Ende wirklich gefährlich sein konnte.
Die Schüssel mit dem dampfenden Wasser lenkte sie rasch von ihren Sorgen ab. Sie zog sich das Nachthemd über den Kopf und achtete dabei darauf, den Verband an ihrer Schulter nicht zu verschieben. Während sie einen Lappen in das Wasser tauchte, musste sie wieder an das Bad denken, das Jamie in Muiras Hütte für sie hatte bereiten lassen, und wie sie sich in den Zuber hatte sinken lassen. Hätte sie damals schon gewusst, was sie jetzt wusste, sie hätte ihn eingeladen, sich zu ihr zu gesellen.
Mit geschlossenen Augen ließ sie das warme Wasser über ihre Haut zwischen ihre Brüste rinnen und seufzte genüsslich. Es war nur zu leicht, sich vorzustellen, wie Jamie und sie sich im Bad liebten, gemeinsam nach der Seligkeit strebten, die sie sich schenken konnten, wenn sie vereint waren.
Ihre Augen öffneten sich. Es würde kaum angehen, dass Jamie jetzt hier durch die Tür käme und sie sehnsüchtig dahingeschmolzen vorfand. Schließlich war es gut möglich, dass ihm die eine Nacht völlig reichte, die sie miteinander geteilt hatten. Es war nicht auszuschließen, dass er die langen Stunden an ihrem Bett verbracht und sie gesund gepflegt hatte, weil er sich schuldig fühlte, nicht weil er sie liebte.
Sich immer unwohler fühlend wusch sie sich rasch zu Ende und trocknete sich ab. Das Kleid, das Mags für sie gefunden hatte, war ein Oberkleid, wie man es früher getragen hatte. Es war aus mitternachtsblauer Wolle und besaß einen ausgestellten Rock, dessen Saum den Boden berührte. Als sie es sich überzog und mit der Verschnürung an dem altmodischen Mieder kämpfte, fragte sie sich, ob es wohl auch Jamies Mutter gehört hatte.
Erst als sie die Strümpfe nahm, merkte sie, dass Mags ihr mehr dagelassen hatte als die Kleidungsstücke.
Lianna Sinclairs Holzschachtel stand auf dem Tisch, so wie vor dreißig Jahren vielleicht. Emma sank vor Schreck das Herz. Sie blickte verstohlen zur Tür. Sie wusste genau, wie die arme Pandora sich gefühlt haben musste. Es wäre richtig zu warten, bis Jamie oder sein Großvater kamen, damit sie die Schachtel dem rechtmäßigen Besitzer zurückgeben konnte.
Es war vermutlich ohnehin nichts Wichtiges darin. Mags hatte höchstwahrscheinlich irgendwelchen liebgewordenen Plunder aus den Kindertagen ihrer jungen Herrin darin verwahrt – ein Landschaftsaquarell, das sie als Mädchen gemalt, oder ein paar Blumen, die sie gesammelt und gepresst hatte.
Emma fuhr mit dem Finger über das Miniaturportrait im Deckel und stellte verwundert fest, dass ihre Hand leicht bebte. Sie fragte sich, ob Jamies Mutter wohl bereits ihrem jungen Liebsten begegnet war, als das Bild gemalt wurde. Lianna hatte das schüchterne Lächeln eines jungen Mädchens, jedoch die wissenden Augen einer Frau – einer Frau, die ein gefährliches, aber köstliches Geheimnis hütete.
Er
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