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Eine verlockende Braut: Roman (German Edition)

Eine verlockende Braut: Roman (German Edition)

Titel: Eine verlockende Braut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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nach oben. Sie befand sich nur wenige Fuß unter dem Abhang, aber die Entfernung hätte genauso gut hundert Meilen sein können. Selbst wenn es ihr gelänge, auf die Füße zu kommen, ohne den Vorsprung in die gähnende Tiefe zu senden, war der Rand über ihr gerade außerhalb ihrer Reichweite. Es gab noch nicht einmal einen verirrten Felsen oder eine Wurzel oder sonst etwas zum Festhalten.
    Es sprach vermutlich nicht unbedingt für ihre Charakterstärke, dass das, was sie im Augenblick empfand, nicht Trauer oder Schicksalsergebenheit waren, sondern Zorn gemischt mit einem Hauch Befriedigung. Es sah so aus, als sollte sie diejenige sein, die als Letzte lachte, überlegte sie mit einem leichten Anflug von Hysterie. Wenn sie erst einmal tot war, besäße sie für Sinclair keinerlei Wert mehr, für ihren Vater nicht und auch nicht für den Earl. Sie wären nicht länger imstande, sie zwischen sich hin und her zu verschachern, als sei sie ein preisgekröntes Schaf oder eine Zuchtsau auf dem Dorfmarkt. Sie fragte sich, ob Sinclair sich die Mühe machen würde, sie zu beerdigen, oder ob er sie einfach hier auf dem Vorsprung liegen lassen würde, bis ihr Leichnam verrottet war, während er unterwegs war, um eine neue Braut zu entführen.
    »Hallo, da unten. Ist da jemand?«
    Emma zuckte so heftig zusammen, dass ein Regen aus Erde und Steinchen über den Rand in die Tiefe rutschte. Vorsichtig legte sie den Kopf in den Nacken und entdecke Jamie Sinclair, der sie grinsend von der Klippe oben betrachtete.
    Ihr Herz verriet sie mit einem wilden Aufwallen von Erleichterung. Um es zu verbergen, kniff sie die Augen zusammen und starrte ihn an. »Sie müssen gar nicht so selbstzufrieden aussehen, Sir. Soweit es mich betrifft, können Sie geradewegs zum Teufel gehen.«
    Bei ihren Worten vertiefte sich sein Lächeln nur. »Sie sind nicht das erste Mädel, das mich zum Teufel schickt, und vermutlich werden Sie nicht das letzte sein.«
    Sie schnaubte abfällig. »Warum überrascht mich das nur nicht?«
    Er ließ sich auf ein Knie nieder, spähte in die Tiefe und schätzte erfahren ihre prekäre Lage ein. »Möchten Sie hochkommen oder soll ich zu Ihnen?«
    Sie schenkte ihm ein süßliches Lächeln. »Oh, bitte, kommen Sie doch herunter. Ich werde Ihnen im Vorbeifliegen auch ganz bestimmt winken.«
    »Na, das würde wohl keinem von uns beiden etwas nützen, oder? Besonders da Sie mir gewiss nur kurze Zeit später nachfolgen würden, worauf wir dann eine Ewigkeit in der Gesellschaft des anderen verbringen dürfen.«
    Sie beobachtete argwöhnisch, wie er sich auf dem Bauch ausstreckte und einen Arm über den Rand schob, ihr eine Hand hinhielt.
    Als ihr wieder einfiel, wie es überhaupt kam, dass sie hier lag, ignorierte sie die unleugbare Versuchung seiner ausgestreckten Hand. »Ich habe gehört, was Ihre Leute gesagt haben«, gestand sie zögernd. »Während Sie am Lagerfeuer saßen.«
    Seine Augen verdunkelten sich einen Moment, dann klärten sie sich wieder, als er begriff, was sie meinte. »Oh«, antwortete er, und das eine Wort sprach Bände. »Darum also sind Sie weggelaufen. Weil Sie glaubten, Sie sollten …«
    »Gebumst werden«, beendete sie den Satz grimmig.
    Er schaute sie verblüfft an, dann musste er ein Husten unterdrücken. Während er darum rang, wieder zu Atem zu kommen, und seine Augen ein wenig zu hell glänzten, schüttelte sie frustriert den Kopf. »Ich kenne das Wort nicht, weil ich nicht schottisch spreche, aber ich bin nicht restlos unwissend. Um mich auf die Hochzeitsnacht vorzubereiten, hat meine Mutter mir erklärt, dass ein Mann manchmal Triebe hat … wie ein Tier.«
    Er zog die Augenbrauen hoch. »Und eine Frau nicht?«
    »Sie hat angedeutet, dass es Frauen gibt, bei denen das der Fall sei, die aber unnatürliche Wesen seien, die dazu taugten, Skandal und Unheil über ihre Familien zu bringen. Sie hat ebenfalls in ziemlich eindeutigen Worten erklärt, was von mir erwartet wird, wenn ich dem Earl einen Erben schenken soll.«
    Das Glimmen in Jamies Augen wandelte sich zu einem gefährlichen Glitzern. »Und Sie sind davon ausgegangen, dass ich von Ihnen dasselbe erwarte.« Das war keine Frage.
    »Demzufolge, was Ihr Mann gesagt hat, würden Sie es eher fordern als nur erwarten.« Obwohl es zum Schwersten gehörte, was sie je in ihrem Leben getan hatte, zwang sie sich, seinem Blick standzuhalten. »Oder sich einfach nehmen, was Sie wollen, ohne mich um Erlaubnis zu fragen.«
    Sein raues Kinn verhärtete sich, und

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