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Eine verlockende Braut: Roman (German Edition)

Eine verlockende Braut: Roman (German Edition)

Titel: Eine verlockende Braut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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die Oberhand. »Nachdem Sie einen flüchtigen Blick auf das haben werfen können, was die wissenschaftliche Welt zu bieten hat, war es da nicht schwer zurückzukommen zu … dem hier?«, wollte sie wissen und deutete mit einer ausholenden Handbewegung auf ihre Umgebung.
    »Nein, Kleines. Viel schwerer war es, fort zu sein.«
    Emma musterte die raue Landschaft, zu der bei einem einzigen Blick von rechts nach links felsige Abhänge gehörten, schneebedeckte Gipfel, offenes Moorland und in der Ferne die schiefergraue Wasserfläche eines uralten Lochs, der für die Gegend typischen tiefen Seen. Es war ein grausames, erbarmungsloses Land, in dem eine einzige Achtlosigkeit einen das Leben kosten konnte. Aber es war auch nicht zu leugnen, dass in der wilden windzerzausten Schönheit ein sehnsüchtiges Echo mitschwang, das ihr Herz rührte.
    Sie seufzte. Jamies Worte hatten ihre Verwirrung nur gesteigert. »Von wem soll ich glauben, dass er der wahre Schurke in diesem Stück ist? Der selbstsichere Gesetzesbrecher, der mich an meinem Hochzeitstag mit Waffengewalt entführt hat? Oder der liebenswerte alte Mann, der mir und meiner Familie nichts als Freundlichkeit und Großzügigkeit erwiesen hat?«
    »Glauben Sie, was Sie wollen, Kleines. Es ist mir egal.«
    Irgendwie traf sie Jamies Gleichgültigkeit tiefer als seine Spötteleien. »Nun, wenn Sie denken, der Earl werde Ihnen die Burg, die seit mehr als fünfhundert Jahren im Besitz seiner Familie ist, im Austausch für mich geben, dann fürchte ich, haben Sie sowohl meine Reize als auch seine Hingabe an mich überschätzt.«
    Jamie schwieg so lange, dass sie Angst hatte, er versuchte einen Weg zu finden, ihr zuzustimmen, ohne sie zu sehr zu verletzen. Als er dann aber sprach, war seine Stimme noch unwirscher als vorher. »Die Burg war nur das Erste, was die Hepburns uns gestohlen haben, nicht das Wertvollste.«
    Damit trieb er das Pferd zu einem flotten Trab an, was eine weitere Unterhaltung unmöglich machte.
    Ian Hepburn stürmte in das Arbeitszimmer seines Großonkels, dann fuhr er herum, um hinter sich die Tür zuzuwerfen. Er drehte den Messingschlüssel im Schloss mit einer heftigen Bewegung um und entfernte sich von der Tür, hielt sich mit Mühe davon ab, ein Möbelstück davorzuschieben – einen der Hepplewhite-Stühle zum Beispiel oder den massiven Sekretär mit den zwölf Schubladen, den sein Onkel in Madrid bestellt hatte. Wenn er Ziegelsteine, Mörtel und eine Kelle zur Hand gehabt hätte, hätte er mit dem Gedanken gespielt, den Eingang zuzumauern wie den Zugang zu einer altägyptischen Grabkammer.
    Ihm hallten noch die Ohren von dem Getöse, vor dem er geflohen war, doch im Arbeitszimmer selbst war es segensreich still. Wenn er auf der Suche nach einem sicheren Zufluchtshafen war, dann war seine Wahl gut gewesen. Sein Onkel hatte keine Kosten bei sich und Mühen bei anderen gescheut, um ein Zimmer zu erschaffen, das es in Bezug auf die wunderschöne und elegante Einrichtung mit jedem Pariser Salon oder herrschaftlichen Stadthaus in Mayfair aufnehmen konnte.
    Der Earl wollte zwar die ortsansässige Bevölkerung beeindrucken, indem er den traditionellen Kilt und das Plaid zu seiner Hochzeit trug, aber alle Spuren ihres unmodischen schottischen Erbes waren aus diesem Raum verbannt worden. Es gab keine überkreuzten Breitschwerter mit schartigen Klingen an den Wänden, keine mottenzerfressenen Tartans auf den Stühlen, keine uralten Schilde, die stolz das Hepburn-Wappen zierte.
    Von dem weichen Aubusson-Teppich unter Ians Füßen zu der cremefarben bemalten Holzverkleidung an den Wänden bis zu den modernen Bogenfenstern, die die alten Sprossenfenster ersetzt hatten, spiegelte das Zimmer den Geschmack eines Mannes wider, dem die Zurschaustellung seines Reichtums und seiner Macht wichtiger war als irgendeine sentimentale Anhänglichkeit an das Erbe oder die Geschichte.
    Der dreiarmige Kronleuchter, der in der Mitte an der gewölbten Decke hing, hatte bis vor Kurzem den palastartigen Ballsaal eines französischen Aristokraten geziert, der seiner Familie auf die Guillotine gefolgt war. Sein Onkel hatte geschmunzelt, als die gewaltige Holzkiste mit dem Leuchter darin eingetroffen war, hatte gesagt, jeder Narr, der nicht klug genug sei, die Bauern von Paris zu überlisten, verdiene es nicht besser, als seinen Kopf und den Kronleuchter zu verlieren.
    Sein Onkel hatte das Zimmer immer schon mehr wie einen Thronsaal behandelt als wie ein Arbeitszimmer; ein Ort, wohin er

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