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Eine von Zweien (German Edition)

Eine von Zweien (German Edition)

Titel: Eine von Zweien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Albrecht
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Zahlen waren für mich zwar immer etwas
Langweiliges gewesen, aber die Abwechslung habe ich dankend angenommen.
Hauptsache, nichts, was mich an irgendetwas von früher erinnerte. Was folgte,
wussten wir beide: ich ging nach Berlin, brach den Kontakt mit allen Freunden ab
und besorgte mir eine neue Telefonnummer. Ich hatte komplett neu in Berlin
begonnen. Ich habe sogar meinen Spitznamen von damals abgelegt, ich wurde von
Beth zu Lissi. So war das und jetzt bin ich hier. Plötzlich fiel es mir wie
Schuppen vor den Augen. Ich schaute Beth an. Alles machte wieder Sinn! Ich
musste die Erinnerungen schnell wieder wegschieben. Es reichte!
    „Du bist also Beth geblieben? Du bist also die Gegen-Lissi?“
Ich erinnerte mich an meinen gestrigen Gedanken. Die perfekte Ablenkung. Jetzt
konnte ich die Fragen stellen. Ich sortierte meine Gedanken, wischte mir die
Schminke aus dem Gesicht und freute mich auf Beth Ausführungen.
    „Ich denke, irgendwie so lässt es sich beschreiben. Ich bin
den geplanten Weg weitergegangen, auch ohne Lukas, den Weg den du, den wir uns
vorgenommen hatten. Es war ein sicherer Weg, den du gewählt hast. Manchmal habe
ich mich auch nach Unbekümmertem gesehnt. Nach einem Weg, der vorgeplant und
anerkannt war. Du bist sicher den einfacheren, den sicheren Weg gegangen. Vor allem
in der Zeit, in der ich mich ganz alleine gefühlt hatte, während der
Auseinandersetzung mit unserem Vater. Er hätte es auch sehr gerne gesehen, dass
ich erst was Vernünftiges lerne, bevor ich mich um die „brotlose Kunst“
kümmere. Da hätte ich jemanden an meiner Seite gebraucht. Da war ja sonst immer
Lukas, der mir beistand, auf den konnte ich nicht mehr zählen. Zum Glück hatte
ich ja noch die Freunde. Die waren mir immer eine Rettung.“ Beth seufzte und
wurde still.
    Mir wurde ganz schwindelig. Ich bekam also die Chance, mein
Leben anzuschauen. Also das Leben, wie es gewesen wäre, wenn ich einen anderen
Weg gegangen wäre. Genau an dieser Stelle. Also war das der Bruch, der
Anfangspunkt?
    „Hast du also noch Kontakt zu Lukas?“ Mir wurde ganz flau im
Magen nachdem die Worte meine Lippen verlassen hatten. Im gleichen Moment
wollte ich die Antwort schon gar nicht mehr hören. Die Wunde war heute schon
genug aufgerissen. Warum noch Salz hineinstreuen? Aber das machte ich ja gerne,
immer noch mal draufhauen! Wie war doch die Bezeichnung gleich für diese Art
von Menschen? Masochisten. Zu dieser Gruppe musste ich wohl gehören. So eine
musste ich sein.
    Beth sah nach unten, anscheinend ging ihr das Thema auch nah.
Sie antwortete mit leiser Stimme.
    „Nein, nicht direkt. Ich bin ihm danach nie wieder begegnet.
Wir, du und ich, haben da gleich gehandelt. Lukas und ich haben aber quasi das
Sorgerecht für unsere Freunde geteilt. Er hatte zwar versucht, Kontakt mit mir
aufzunehmen, aber darauf bin ich nicht eingegangen. Die Informationen über ihn
habe ich durch unsere Freunde und durch die Szene, in der wir beide verkehren,
bekommen. Ich wusste ungefähr, wo er unterwegs war. Aber ich war auch nicht die
ganze Zeit in Nürnberg oder Umgebung. Ich hatte ja auch nach dem Gespräch die
Heimat verlassen, habe in den verschiedenen Ländern und Kulturen meine Wunden
heilen lassen und habe mich mit Inspiration angereichert, habe Europa bereist
und an den verschiedensten Universitäten Kunst und Malerei studiert. Aber ich
musste immer wieder an ihn denken. Die erste Liebe ist nicht so leicht zu
vergessen. Vor allem, wenn sie so lange gehalten hat. Zum Glück hat der Schmerz
mit der Zeit nachgelassen und es kamen auch immer wieder gute Erinnerungen
dazu. Jetzt kann ich auch sagen, keine andere Liebe verursacht solche
Schmerzen, wie die Erste. Alle Männer danach, die mir das Herz gebrochen haben,
der Trennungsschmerz hatten nicht diese Intensität. Lissi, ging es dir nicht
ähnlich?“
    Ich brauchte nicht lange nachdenken, bevor ich antwortete.
„Ich habe nie wieder jemanden die Macht über mich und mein Herz gegeben. Ich
bin doch nicht selbstzerstörerisch.“ Ich haute zwar gerne auf mir herum, aber
solche Schmerzen würde ich mir nicht nochmal antun. Es gab Grenzen.
    „Außer jetzt Ben?“ Beth grinste mich an.
    Außer Ben, nein, auch dem nicht. Ich fasste doch auch nicht
wieder auf eine glühend heiße Herdplatte, wenn ich mir dabei schon einmal die
Hände verbrannt habe. Dann weiß ich vorher, dass ich mich dabei verbrenne.
Also, warum sollte ich mich in Herzensangelegenheiten anders verhalten. Das
schien mir

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