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Eine von Zweien (German Edition)

Eine von Zweien (German Edition)

Titel: Eine von Zweien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Albrecht
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groß. Vernünftig handeln, auch wenn man dadurch das
eigene Glück riskiert...“
    Mir wurde schwindelig. Ich schaltete schnell um.
    „Ein Anruf! Bestellen Sie sich eine zweite Chance, Sie fühlen
sich, als hätten Sie bis jetzt immer die falschen Entscheidungen getroffen?
Rufen Sie an und bestellen Sie ihre zweite Chance!“
    Ich stellte den Fernseher schnell aus, schaute auf das
schwarze Bild. Ich musste erst etwas essen und runterkommen. Das musste es sein!
Erst was essen, dann konnte ich mich auch wieder entspannen. Ich biss in die Pizza.
Schon lange hatte ich keine Pizza mehr gegessen. Zu viel Fett, zu viele
Kohlehydrate und Zucker. Alles würde sofort auf die Hüften und die Oberschenkel
gehen. Gerade in diesem Moment war es mir egal, es war mir sowas von egal. Mit dem Nudelauflauf hatte ich sowieso schon gesündigt. Die Pizza
musste das Beste sein, das ich seit Ewigkeiten gegessen hatte. Warum hatte ich
mir das verboten? Ich war so ein Esel.
    „Ich glaube, es fehlt das „E“, dann würde es heißen: Du
dummer Esel.“
    „Ja, ganz genau damit haben sie die Lösung erraten...“
    Ich musste mich auf die Fernbedienung gesetzt haben. Ich
machte schnell aus. Ich werde verrückt. Ich hatte doch den Fernseher
ausgeschaltet, ich saß nicht auf der Fernbedienung. Trotzdem war er angegangen.
Vielleicht hatte ich ihn gleich wieder angestellt. Aber warum war der Sender
gewechselt? Ich wollte darüber jetzt nicht nachdenken. Der Fernseher sprach
schon nicht mit mir, das konnte nicht sein, das war meine Einbildung. Ich
sollte mich einfach auf mein Essen konzentrieren! Ich aß die komplette Pizza
auf. Eine ganze Pizza. Zusätzlich vernichtete ich die halbe Fanta und dann saß
ich, nein, ich lag total vollgefressen auf dem Boden. Ich konnte mich nicht   daran erinnern, als ich mich das letzte
Mal so gefühlt hatte. Ich glaube, die letzten Jahre bin ich fast immer hungrig
ins Bett gegangen. Ich fing an zu lachen. Erst war es nur ein Grunzen durch die
Nase, dann wurde es zu einem ausgewachsenen Erni-Kratz-Lachen bis es meinen
ganzen Körper schüttelte und ich, ich konnte nicht mehr. Wo kam das denn her?
Ich konnte nicht mehr aufhören. Mir liefen die Tränen übers Gesicht. Wo kam das
denn plötzlich her? Ich kugelte mich auf dem Boden. Zum Glück konnte mich
niemand sehen. Langsam ebbte es ab und ich konnte wieder klarer denken. Dieses
Gefühl hatte ich schon einmal gehabt. Ich war klein. So um die fünf Jahre alt.
Lukas und seine Eltern waren bei uns zu Besuch. Wir spielten mit meiner
Lego-Raumstation, erst ganz normal. Wir teilten auf, wer sich um welchen Teil
der Station kümmern sollte und wir modifizierten unsere Raumschiffe. Hier noch
was dran, hier noch eine fünfte Düse dazu, damit es noch schneller war. Es ging
soweit mit unserem Kampf des Übertrumpfens, das   wir gegenseitig nur noch über Witze und
dumme Sprüche kommunizierten und uns so weit hochschaukelten, bis jeder Ton,
den der andere von sich gab, schon zu dem nächsten,   noch stärkeren Lachkrampf führte.
Irgendwann hatten wir solche Krämpfe, wir krümmten uns nur noch auf dem Boden.
Wir bettelten den anderen an, nichts mehr zu sagen, aber der ließ es sich
jeweils nicht nehmen, doch noch Etwas von sich zu geben. Unsere Bäuche taten so
weh, dass wir ins Erdgeschoss rannten und unsere Eltern anflehten uns zu
schlagen, zu verletzen, egal was. Wir waren bereit und gewillt, wir bettelten
darum, dass sie uns Schmerzen zufügten, denn die konnten nicht so schlimm sein,
wie die Krämpfe, die wir durch das Lachen hatten. Sie taten uns den Gefallen
natürlich nicht. Aber wir haben es auch so überlebt. Der ganze Tag stand auf
der Kippe. Nur ein falsches Wort, und wir lagen schreiend auf dem Boden vor Lachen.
Ich fühlte mich an damals erinnert und spürte meinem Gefühl und der Erinnerung
nach. Das war wirklich schon lange her, fast schon dreißig Jahre. So konnte ich
nur mit Lukas lachen. Lukas hatte damals mein Lachen mitgenommen. Oder hatte
ich es ihm mitgegeben? Ich musste Beth mal fragen, wann sie das letzte Mal so
richtig gelacht hatte. Ich hatte mir eine Pause von dem ganzen Grübeln
verdient.   Und diese Pause wollte
ich mit einem Serienabend zelebrieren. Ich holte meinen Laptop, suchte bei Itunes meine Lieblingsserien und lud mir die Folgen runter,
die ich noch nicht gesehen hatte. Ich kuschelte mich aufs Sofa und genoss die
Entspannung. Morgen, gleich morgen nach der Arbeit, würde ich zu Beth rübergehen
und mit ihr sprechen. Ich musste

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