Eine von Zweien (German Edition)
einer
Irrenanstalt landen. Eines nach dem anderen und dann konnte ich mich mit Beth
versöhnen. Naja, vielleicht hatte ich den Schritt sogar schon längst getan,
vielleicht versöhnte ich mich gerade mit meiner Beth.
„Ich wollte dich nicht angreifen, Lissi, du hattest mich nur
gefragt, wie du dich vorher lebendig gefühlt hast und dann habe ich mir alles
von der Seele gesprochen, was ich dir schon lange sagen wollte. Das war sicher
zu viel auf einmal. Es tut mir leid!“ „Alice, du brauchst dich doch nicht zu
entschuldigen, ich wollte es wissen, du hast es gesagt und alles ist gut. Alles
unter Kontrolle.“
Sie musste ja nicht wissen, dass all meine Kontrolle gerade
den Bach runterging und ich jeglichen Halt verlor. Aber Beth wäre sicher stolz
über soviel Auseinandersetzung gewesen. Ich hatte Alice wohl einen mächtigen
Schrecken eingejagt. So zu reden war sie von mir nicht mehr gewohnt.
„Lissi, du weißt, ich bin immer für dich da! Immer!“
„Ja danke, ich weiß. Ich wünsche dir noch einen schönen Abend
mit deiner Familie, gib der kleinen Anna einen Kuss von ihrer Tante und Grüße
an deinen Göttergatten.“
Jetzt war aber auch genug; ich spürte, ich wollte nur noch
auflegen.
„Danke, werde ich machen. Anna ist auch schon ganz gespannt
darauf, ihre Tante kennenzulernen und hofft, dass du bald mal zu Besuch kommst.
Ach, und melde dich bei Mum, sie würde sich freuen. Grüße auch den Ben lieb von
uns! Sag ihm, er soll sich gut um dich kümmern.“„Ja, mach ich. Tschüss!“ „Tschüss!
Ach, Lissi, es war schön, wir haben lange nicht mehr so gesprochen. Bis bald.“
„Bis bald, Alice, „bis bald!“ Was war los? Was war mit mir
los? Was mit den anderen um mich herum? Was passierte hier? Alles änderte sich.
Selbst wenn ich wollte, könnte ich niemanden davon erzählen. Ich war froh, dass
Ben nicht hier war. Das war meine Zeit! Ich wüsste nicht, wie ich es in seiner
Gegenwart erleben könnte. Durchleben könnte. Er würde sicherlich immer wieder
fragen, wie es mir geht und ob alles in Ordnung sei. Aber ich könnte es ihm
nicht beantworten. Ich kann es niemandem beantworten, nicht mal mir selbst. Ich
war wohl in einer Midlifecrisis nur, dass ich hoffentlich nicht in der Mitte
meines Lebens angelangt war. Aber zum Glück war ich ja nicht ganz allein. Ich
hatte ja noch Beth.
Eigentlich würde ich -wie jeden Tag nach der Arbeit- um diese
Uhrzeit laufen gehen. Aber ich hatte keine Lust und ich hatte auch keine Lust,
mich dazu zu zwingen. Ich konnte auch einfach zu Beth rübergehen und schauen,
was sie vorhatte. Vielleicht wäre das nicht falsch! Sie strahlte innere Ruhe
und Zufriedenheit aus. Das war genau das, was ich jetzt brauchte. Ich schlüpfte
noch schnell in gemütliche Hose und Strickjacke und machte mich auf, zur
anderen Seite des Flurs.
Ich klingelte bei Beth und wartete, bis sich die Tür öffnete.
Ich fing an zu zweifeln, hatte sie denn wirklich gesagt, ich könnte jederzeit
bei ihr klingeln? Bevor ich einen Rückzieher machen konnte, öffnete sich die
Tür und Beth sah mich farbbeschmiert an.
„Halli-hallo Lissi, dich habe ich ja ewig nicht mehr gesehen“,
begrüßte sie mich mit einem Zwinkern. „Komm herein und mach es dir gemütlich.
Ich versuche nach dem heutigen Tag ein bisschen runterzukommen.“
Da war es wieder, diese Worte, die auch Alice gerade benutzte
hatte: runterkommen, Ausgleich. Sicher störte ich sie beim Entspannen.
„Ich wollte dich nicht stören. Ich geh einfach rüber und lass
dich allein. Ich wollte dich von nichts abhalten“, sagte ich verunsichert.
„Jetzt komm schon rein.“ Sie zog mich in das Wohnzimmer. Hier
strahlte alles Kreativität aus. Von dem Licht, dass sich Beth -selbst wenn es
draußen dunkel war, so konstruiert hatte, dass man sich weich umhüllt fühlte.
Überall standen angefangene und beendete Bilder oder noch ganz weiße Leinwände
herum. Pinsel und Farbe dirigierten den Raum und zwangen dich fast, mit dem
Malen zu beginnen. Selbst das zerknüllte Papier auf dem Boden sah hindrapiert
aus. Ich wurde komplett in den Bann des Raumes, dieses anderen Universums,
gezogen. Es passierte etwas mit mir, ich konnte und wollte nicht wissen, was
und dagegen ankämpfen wollte ich schon gar nicht. Es passte zu der Situation,
in der ich gerade war. Einfach loslassen! Alles fing an, sich zu drehen,
schneller und schneller und immer schneller. Gleich würde ich abheben und
irgendwo ganz anders wieder ankommen. Ich schloss die Augen und als
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