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Eine von Zweien (German Edition)

Eine von Zweien (German Edition)

Titel: Eine von Zweien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Albrecht
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soßenverschmiertem Mund schaute ich mich im Zimmer um. Ich schaute auf die
Leinwand, die ich noch vor ein paar Augenblicken bearbeitet hatte. Ich war
erstaunt über mich selbst: Da war noch vieles, was ich verbessern konnte, klar,
und ich war noch weit von der Vollendung entfernt, aber ich hatte seit über
zehn Jahren keinen Pinsel mehr in der Hand gehabt. Zu meinen Erstaunen hatte
die Muse hatte mich nicht verlassen. Die Kreativität war mir treu geblieben.
Nicht nur das, ich hatte sie aus den Tiefen meiner Seele befreit und sie
belebte mich. Was für ein Abend! So einfach und doch so bedeutend. Wir hatten
aufgegessen und zogen in die Küche um. Wir mussten erst mal die Hände waschen
und versuchen, die Flecken aus unseren Sachen zu entfernen. In der Küche war
alles so charmant durcheinander. Beth war in jeder Ecke zu erkennen. Ich fühlte
mich rundum wohl. Aus diesem Moment heraus mussten die Worte sich ihren Weg
gebahnt haben.
    „Beth, stellst du dir manchmal vor, du würdest Lukas treffen?
Was du sagen würdest und wie du dich fühlen würdest?“
    Beth schaute mir in die Augen, überlegte kurz und fing dann
an zu reden.
    „Ja, das habe ich mir einige Male vorgestellt. Ich hätte so
gerne sein Gesicht gesehen, als ich meine erste Ausstellung hatte. Ich war so
stolz auf mich, habe mir vorgestellt, wie er einen Artikel liest, mein Foto
sieht und beeindruckt ist und sieht wie schön ich bin und leidend am Boden
liegt, um sich für den größten Fehler seines Lebens A zu beißen –
nämlich,   dass er mich verlassen
hat. Ach, habe ich diese Vorstellung genossen. Aber letztendlich habe ich mich
doch viel mehr darüber gefreut, meine Bilder an den Wänden einer hoch
angesehenen Galerie in München zu sehen. Es waren meine Arbeiten und meine
eigene Energie und meine Bilder, die durch meine eigenen Beziehungen und
Bekanntschaften ihren Weg in mein Heimatland gefunden hatten und gefragt waren.
Ich war stolz auf mich selbst - das hatte viel mehr Gewicht, als jeder
Rachegedanke. Selbst wenn er die Bilder gesehen hätte und lachend rausgerannt
wäre. Er hätte den Abend weder verbessern noch verschlechtern können, denn er
spielte keine Rolle in diesem Stück, es war allein meins und das fühlte sich
unglaublich gut an.“
    Bei den Erinnerungen an die damalige Zeit strahlte sie über
das ganze Gesicht. Ich hoffte, sie würde nicht zurückfragen. Nach ihrer
Ausführung wurde mir mulmig in der Magengegend. Aber Beth schwelgte wohl noch
in ihren Erinnerungen. Ich hatte immer sofort abgelenkt, wenn der Gedanke
aufkam, was Lukas wohl über mein Leben sagen würde. Arbeit, laufen, schneller
laufen, das waren meine Rezepte, um mich abzulenken. Sie wirkten immer. Ich
wollte es mir nicht vorstellen. Wenn ich es mir jetzt vorstellte. Ich würde die
Genugtuung, wie sie Beth erlebt hatte, nicht erfahren. Da war ich mir sicher.
Wo waren denn meine großen Erfolge? Ja, ich hatte auf meinem Gebiet viele
Erfolge gehabt. Aber aus unserer damaligen Sicht, war ich auf die andere Seite
übergelaufen. Ich war eine von den grauen Menschen geworden. Wenn Lukas mich so
sehen würde, er würde nicht leiden. Er wüsste, er hätte alles richtig gemacht,
als er mich hat sitzen lassen. Er in seiner bunten Agentur, die .... Er würde
über mich, er würde über Lissi, lachen. Davon war ich überzeugt. Ich hatte mich
nie in diesem Licht gesehen oder selbst hinterfragt. Es war mir gar nicht aufgefallen,
dass sich mein Leben in diese Richtung entwickelt hatte. Erst nach Beths
Ausführungen kamen mir jetzt die Gedanken. War das der Grund, warum ich vorher
vor diesen Gedanken weggelaufen bin?
    „Beth, er würde über mich lachen, er würde lachen. Nach deinen
Erzählungen ist er bunt und ich bin grau. Er würde sicher lachen!“ sagte ich
gedankenverloren.
    Beth sah mich erschrocken an. „Was sagst du da Lissi? Wovon
redest du? Warum sollte er lachen? Du hast viel erreicht. Bist du verrückt? Ich
verbiete dir, so über dich selbst zu sprechen! Nein, du hast bis jetzt dein
Potenzial genutzt, an das du rankamst und bist auf dem besten Weg, dir weiteres
Potenzial anzueignen. Na und, du bist jung und du wirst immer wacher! Er wäre
wohl eher erstaunt darüber, wie du es geschafft hast, so erfolgreich in diesem
Job zu werden. Er wüsste genau, was das für eine Disziplin von dir abverlangte!
Diese Herausforderungen hast du mit Bravur gemeistert. Was gäbe es da zu
lachen? Wenn er lachen würde, wäre er nicht der Lukas, den wir in Erinnerung
haben. Ich bin

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