Eine von Zweien (German Edition)
konnte es jetzt verstehen. Vielleicht
verstand ich ihn sogar ein wenig zu gut. Aber zugegeben hätte ich es nicht. Ich
glaube, Markus Berger war der einzige, der vom Desaster am Morgen nichts mitbekommen
hatte, dafür war ich sehr dankbar.
„So, wollen wir gehen, Beth?“
Lukas schaute mich mit seinen tief-blauen Augen an, die ich
doch über die Jahre so erfolgreich in die tiefsten Abgründe meiner Erinnerung
verbannt hatte. Es schien, als ob diese Augen die Macht hätten, alles wieder
gut scheinen zu lassen. Ich schaute schnell weg in Markus Bergs völlig
verwirrtes, verzogenes Gesicht. Er versuchte, die fehlenden Puzzleteile zu
finden, aber es schien ihm nicht zu gelingen. Es war witzig, aber gleichzeitig
tat er mit auch leid.
„Ja, ich, bin gleich fertig. Ich muss nur noch meine Sachen
zusammenpacken und dann kann es losgehen.“
Markus Berger folgte mir in den Raum, und versuchte, so
unauffällig wie möglich Informationen aus mir herauszubekommen. Da ich keine
große Lust auf Spielchen hatte, tat ich ihm den Gefallen.
„Frag´ doch einfach, egal, brauchst du auch nicht!“
Markus Berger hatte Scharm und Neugier gleichzeitig im
Gesicht. Er brannte darauf näheres zu erfahren. Ich musste ihn leider
enttäuschen. Aber einen kleinen Happen Information konnte ich ihm geben.
„Lukas und ich kennen uns aus der Schulzeit, hatten uns
komplett aus den Augen verloren und ich hatte keine Ahnung, dass er der Leiter
dieses Ladens hier ist. Jetzt gehen wir was essen, um über alte Zeiten zu
quatschen. Das ist die Geschichte dahinter.“ Ich hatte darauf geachtet alles so
nebensächlich wie möglich klingen zu lassen und hoffte, es würde auch so
rüberkommen.
„Warum nennt er dich dann „Beth“?“ fragte er vorsichtig.
„Ich heiße eigentlich Elisabeth, und früher haben mich alle
Beth genannt. Jetzt nennen mich alle Lissi. Wie gesagt, wir kennen uns von früher.
Sonst noch Fragen?“ antwortete ich scharf. Ich hatte ihm Informationen gegeben,
die mussten reichen.
Obwohl ich nichts dagegen hatte, meine bevorstehen
Verabredung mit Lukas noch zu verzögern, konnte ich es gleichzeitig nicht
erwarten, mit ihm allein zu sein. Er wollte sich immer noch mit mir treffen!
Also, wollte ich diese Unterhaltung schnellstens beenden. Markus Berger hatte
den Wink verstanden und stellte keine Fragen mehr. Wir machten aus, dass wir
uns am nächsten Tag um neun Uhr hier wieder frisch und froh zur Arbeit treffen
würden und ich ging los.
Ohne ein Wort zu sagen, fuhren Lukas und ich mit dem
Fahrstuhl die zwei Etagen runter. Wir schauten uns immer mal wieder an. Mein
Magen fühlte sich an, als würde er sich verselbständigen und den Weg in die
Lüfte antreten. Ich wusste nicht ob es der Fahrstuhl war, der dieses Gefühl
auslöste oder etwas anderes. Da das Gebäude aber nur wenige Stockwerke hatte,
konnte es nicht der Fahrstuhl sein. Ich kannte dieses Gefühl, aber es war sehr
lange her, die Erinnerung daran war fast schon verblasst. Aber das konnte es
nicht sein, es war sicher nur die Aufregung!
„Ich wollte mich wegen heute Vormittag entschuldigen. Ich
habe dich sicher in eine merkwürdige Situation gebracht. Ich wollte nicht, dass
du dich unwohl fühlst“, sagte Lukas mit leiser Stimme.
Ich konnte ihn nur schmunzelnd antworten: „Naja, ich will dir
ja nicht zu nahe treten, aber ich glaube, du hast dich auch in eine sehr
unangenehme Lage gebracht. Ich war nicht die Verrückte, die mitten in einem
Raum stand, mit Zetteln wedelte und rumschrie.“
Bei der Erinnerung an unser Wiedersehen fingen wir herzlich
an zu lachen.
„Ja, ich wollte einen gekonnten Auftritt hinlegen, aber das
ist mir wohl nicht so gelungen. Ich habe wohl keinen so kühlen Kopf bewahrt. Da
hätte ich wohl besser professionelle Hilfe in Anspruch nehmen sollen, die
hätten mich für den perfekten Auftritt trainiert. Aber es war ja nicht zu
erwarten, dass plötzlich eine Skizze von dir auf meinem Schreibtisch landet.
Eine Skizze, die in Finanzunterlagen versteckt ist. Ich glaube, darauf kann man
niemand vorbereiten“, sagte er und schaute mit fest in die Augen und wischte
sich dann die Tränen aus den Augenwinkeln.
Lachen ist immer gut, um eine so merkwürdige Situation
aufzulockern. Es kam mir sogar in den Sinn, vielleicht noch einen Witz
hinterher zu schieben, aber das wäre sicher zu gewollt rübergekommen. Was er
gerade gesagt hatte, ließ mich kurz nachdenken. Ja, es war wirklich merkwürdig,
wie sich dass alles zugetragen hatte. Ob Beth ihre
Weitere Kostenlose Bücher