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Eine Witwe ohne Tränen

Eine Witwe ohne Tränen

Titel: Eine Witwe ohne Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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sagen.«
    »Ich
weiß nicht recht, was diese Bemerkung bedeuten soll, aber ich kann nicht
finden, daß sie mir sympathisch ist.« Sie griff erneut nach ihrer Tasche. »Ich
muß jetzt wirklich ins Studio zurückkehren.«
    »Okay.«
Ich winkte dem Kellner nach der Rechnung. »Wie wär’s, wenn Sie heute mit mir zu
Abend äßen?«
    »Für
so etwas wie Sie muß es doch eine Bezeichnung geben.« Sie biß sich nachdenklich
auf die Unterlippe. »Unersättlich trifft so unzulänglich. Ich mache Ihnen einen
Vorschlag, Holman. An dem Tag, an dem Sie diese ganze Affäre so erledigt haben,
wie Rather es möchte, werde ich mit Ihnen zu Abend essen, während er damit
beschäftigt ist, Manny zu gratulieren. Wie steht’s damit?«
    »Wie’s
damit steht?« Ich lächelte niedergeschlagen. »Bis es soweit ist, kann der Bart
im Keller zu besichtigen sein.«
    »Ihrer
nicht, Holman.« Ihr Lächeln war eindeutig boshaft. »Wozu haben Sie Ihren
Sexualtrieb, der Sie jung erhält.«

SECHSTES KAPITEL
     
    D r. Knowles blieb eine Weile sitzen, nachdem
ich geendet hatte, und zog die Nase kraus, als versuche er, meine Spur
aufzunehmen.
    »Ich
verstehe die Besorgnisse des Studios, Mr. Holman«, sagte er steif. »Aber vom
berufsethischen Standpunkt aus weiß ich nicht recht, ob ich Ihre Frage
beantworten darf.«
    »Lloyd
Carlyle ist tot«, sagte ich geduldig. »Er kam bei einem Autounfall ums Leben,
und es hat keine Zeugen gegeben. Wenn er gewußt hätte, daß er Krebs hat; wenn
ihm diese Tatsache gerade am Tag vor dem Unfall mitgeteilt worden wäre?« Ich
ließ die Worte ein paar Sekunden lang sozusagen in der Luft hängen. »Nun,
angenommen, eine Zeitung würde zufällig von dieser Information Wind bekommen,
Doktor?«
    »Ich
verstehe Ihren Standpunkt, Mr. Holman.« In seinen Augen lag ein Ausdruck der
Erleichterung, nun, nachdem die Frage des Berufsethos geklärt war, und er lächelte
mir beinahe zu. »Natürlich! Zu diesem Fall kann ich Ihnen sagen, daß er keinen
Krebs hatte. Die Gewebequerschnittsuntersuchung hat das zweifelsfrei ergeben.
Da war ein Gewächs, gewiß, aber es war eindeutig gutartig.«
    »Haben
Sie ihm selber die gute Nachricht übermittelt?« fragte ich beiläufig.
    »Nicht
direkt. Das Resultat kam am späten Nachmittag, und meine Schwester konnte ihn
telefonisch nicht erreichen. Natürlich wußte ich, daß er verzweifelt darauf
wartete, Näheres zu hören, und so schrieb ich ihm einen Brief und ließ ihn
durch einen Boten ins Studio bringen.« Er schüttelte langsam den Kopf. »Ironie
des Schicksals, Mr. Holman! Einem Menschen wird eine Gnadenfrist gewährt — sein
Leben liegt erneut vor ihm — , und am nächsten Tag kommt er bei einem Autounfall
um!«
    »Ja«,
sagte ich, da es sonst nichts zu sagen gab.
    »Die
Beerdigung ist morgen, soviel ich gehört habe«, sagte Knowles schwerfällig.
»Ich werde hingehen und ihm die letzte Ehre erweisen.«
    Ich
stand auf. »Nochmals vielen Dank, Doktor.«
    »Ich
bin froh, dazu beigetragen zu haben, irgendwelche falschen Gerüchte oder
unliebsamen Klatsch zu unterbinden.« Diesmal lächelte er tatsächlich. »Ich habe
Lloyd Carlyle in vieler Hinsicht bewundert, Mr. Holman. Hauptsächlich deshalb,
glaube ich, weil er all die Dinge getan hat, die die meisten Männer heimlich
gern tun würden, wozu ihnen aber der Mut fehlt.« Sein Grinsen wurde breiter,
als er den überraschten Ausdruck in meinen Augen sah. »Selbst Medizinmänner
mittleren Alters wie ich haben bekanntlich einen Frauenkörper auch schon aus
anderen Gründen als um seines perfekten Knochenbaues wegen bewundert, Mr.
Holman. Auf Wiedersehen.«
    Es
war gegen fünf Uhr, als ich seine Praxis am Wilshire Boulevard verließ und West-Hollywood zustrebte. Der Zeitpunkt war gekommen,
sagte ich zu mir selber, wo ich mich mit Justin Godfrey über eine Menge Dinge
zu unterhalten hatte. Selbst wenn es ihn ein wenig Nasenbluten kosten sollte,
mußte ich diesmal einen Blick in diesen Selbstmordbrief werfen. Ich war
überzeugt, ihn mit dem bißchen, was ich über Gails Tod erfahren hatte, so
einschüchtern zu können, daß er den Mund hielt, ganz egal, wie rauh ich ihn behandelte.
    Die
Tür in seinem Teil des Doppelhauses öffnete sich, gleich nachdem ich geklingelt
hatte. Nur war es nicht Justin, der sie öffnete; statt eines großen mageren
Burschen mit einem kleinen gesträubten Schnurrbart erschien ein großer massig
gebauter Bursche ohne jeden Schnurrbart. Er trug ein Trikothemd und Blue jeans , und abgesehen von der Fettschicht auf

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