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Eine Witwe ohne Tränen

Eine Witwe ohne Tränen

Titel: Eine Witwe ohne Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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herumzurennen?«
    »Sie
haben ein widerwärtiges Gemüt«, sagte er verbittert. »Ein übles, niedriges,
elendes Gemüt, Rick Holman. Da stehe ich, setze die Zukunft meiner Frau und
meiner drei Kinder aufs Spiel, lege mein Leben in Ihre Hände — und was tun Sie?
Sie spucken mir ins Gesicht.«
    »Dann
setzen Sie sich lieber rechtzeitig die Brille auf.« Ich grinste ihn an. »Okay,
es ist also wahr. Wollen Sie mir noch etwas erzählen?«
    »Ich
weiß nichts mehr«, sagte er schlicht. »Es war reiner Zufall, daß ich überhaupt
je soviel erfahren habe, und ich wäre nicht mehr hier, wenn Rather eine Ahnung
hätte, daß ich es weiß.«
    »Wollen
Sie noch winke-winke machen, bevor ich Sie im Stich lasse?« fragte ich in
unschuldigem Ton und sah zu, wie sein Gesicht einen Stich ins Grünliche bekam.
»Es war nur Spaß«, sagte ich. »Ich werde vergessen, daß Sie es mir erzählt
haben.«
    »Ein
Spaß!« Seine Augen rollten wild. »Schöner Spaß das! Mit solch einem Spaß
treiben Sie mich in einen Herzanfall hinein!«
    »Ich
werde mich wegen dieser Adresse bei Karen erkundigen«, sagte ich. »Und nochmals
vielen Dank.«
    »Ich
weiß, daß ich mir gerade meinen eigenen Hals abgeschnitten habe; mich wundert
nur, daß ich nichts spüre.« Die Brille landete wieder auf der Nase, und er
grinste. »Vielleicht habe ich Ihnen damit gar keinen Gefallen getan, Rick?«
    Das
Vorzimmer enthielt eine äußerst beschäftigte und tüchtige Karen Brine , die auf einer elektrischen Schreibmaschine hämmerte
und so tat, als schielte sie nicht aus den Augenwinkeln zu mir herüber. Ich
setzte mich seitlich auf den Schreibtisch, streckte den Arm aus und stellte die
Schreibmaschine ab. Ihre Bluse füllte sich unheildrohend, als sie mit klaren
blauen Augen aufblickte, in denen Streitlust funkelte.
    »Frieden!«
Ich hielt schnell eine Hand hoch. »Ich komme als Freund.«
    »Ha!«
Sie wollte die Maschine wieder anstellen.
    »Manny
hat gesagt, Sie sollen mir die Adresse von Viviennes Haus auf Long Beach
geben.«
    Ihre
Lippen verzogen sich ebenso verächtlich wie ungläubig, und dann drückte sie
einen Hebel hinab und sagte: »Mr. Kruger?«
    »Ich
weiß«, sagte eine blecherne Version von Mannys Stimme. »Es ist okay, Karen. Ich
habe ihm gesagt, er könne die Adresse von Ihnen haben. Von nun an wird Holman
in diesem Büro als >Freund< anerkannt.«
    »Danke.«
Sie nahm ihren Finger vom Hebel und starrte mich verdutzt an. »Was haben Sie
getan? Ihm den Kaffee vergiftet?«
    »Bitte
die Adresse, Miss Brine «, sagte ich sehr von oben
herab. »Der Rest bleibt für meine Memoiren.«
    »Die
Pornographie wird einen erheblichen Aufschwung nehmen, wenn sie einmal
veröffentlicht werden.« Sie stand auf, kramte in einer Schublade, bis sie den
Schnellhefter fand, den sie suchte, und brachte ihn her.
    »Schreiben
Sie sie mir bitte auf, ja?« schlug ich vor. »Ich habe ein miserables
Gedächtnis.«
    Sie
schrieb die Adresse auf, riß das Blatt vom Notizblock und gab es mir. »Wenn Sie
vorhaben, am Strand eine Orgie mit der lustigen Witwe zu feiern, so müssen Sie
noch ein Weilchen warten«, sagte sie in ätzendem Ton. »Sie wird sich erst lange
nach Beendigung der Beerdigung zu Ihnen gesellen können.«
    »Ich
bin nur ein Vorbote«, sagte ich selbstzufrieden. »Ich treffe rechtzeitig vorher
ein, um dafür zu sorgen, daß alles richtig vorbereitet ist. Sie wissen schon —
die Kissen auf dem Boden verstreuen — den parfümierten Weihrauch entzünden —
die Trauben polieren und den Nektar mit Rye versetzen.«
    »Bei
Ihrer Einbildungskraft wundere ich mich, daß Sie sich überhaupt mit Mädchen
abgeben. Ihre Phantasie müßte Ihnen doch eigentlich vollkommen genügen.« Sie
schaltete die elektrische Schreibmaschine wieder ein und hämmerte so heftig auf
den Tasten herum, daß das IBM-Gebäude in New York zweifellos vor Entsetzen in
seinen Grundfesten bebte.
    Es
war einer dieser Augenblicke, wo ein wirklich sensibles Geschöpf wie ich genau
spürt, daß es unerwünscht ist; und so verließ ich das Vorzimmer und wanderte
durch die Welt der Illusionen, die die Stellar-Produktion darstellt, um
schließlich mit meinem Wagen in die langweilige reale Welt hinauszufahren, die
außerhalb der Studiotore liegt.
    Die
rund vierzig Kilometer nach Long Beach hinaus reichten zwar nicht aus, um mich
wie neugeboren zu fühlen, aber sie ließen mir Zeit, mich innerlich ein wenig
neu zu orientieren. Zum Beispiel, was Manny Kruger anbetraf. Wenn Manny ohne
seine Brille intim wurde,

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