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Eine Witwe ohne Tränen

Eine Witwe ohne Tränen

Titel: Eine Witwe ohne Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Inspiration. »Hatte Lloyd, abgesehen von seiner Hütte in
den Bergen, noch ein weiteres Retiro ?«
    Er
überlegte ein paar Sekunden und schüttelte dann den Kopf. »Das war das
einzige.«
    »Darüber
hätten Sie eigentlich gar nicht so lange nachzudenken brauchen, Manny«, sagte
ich sanft. »Was haben Sie denn eben beschlossen, mir nicht zu erzählen?«
    »Ich
wollte, ich wüßte, worauf, zum Teufel, Sie hinauswollen, Rick.« Er versenkte
erneut die Zähne in die Innenkante seiner Hand. »Ach, zum Kuckuck! Mir ist
eingefallen, daß Vivienne ihr eigenes Haus auf dieser Seite von Long Beach
hat.«
    »Haben
Sie die Adresse?«
    »Hier
nicht. Fragen Sie Karen beim Hinausgehen, sie muß sie irgendwo in ihren
Unterlagen haben.«
    »Karen Brine würde mir im Augenblick noch nicht einmal
verraten, wieviel Uhr es ist«, brummte ich. »Sie
glaubt, ich sei dabei, die ganze Affäre zu verpfuschen und Sie schutzlos dem
Zorn Joe Rathers auszuliefern.«
    Er
grinste schwach. »Es gibt keine größere Liebe auf dieser Erde als die einer
Frau zu ihrem Boss. Wenn sie mit der Adresse nicht herausrücken will, sagen Sie
ihr, sie solle sich bei mir melden.«
    »Sie
haßt mich, weil ich ihr erklärt habe, Sie seien auch nicht vollkommen«,
beharrte ich. »Ich habe nur zufällig erwähnt, Sie hielten mit etwas vor mir
hinter dem Berg, Manny, und aus irgendeinem Grund hat sie das auf mich wütend
gemacht.«
    »Frauenzimmer
sind Frauenzimmer«, sagte er mit vagem Gesichtsausdruck. »Karen ist ein
großartiges Mädchen, und unsere Beziehung ist strikt platonisch, ob Sie’s
glauben oder nicht. Ich bin hier der Dorftrottel — der Bursche, der glücklich
verheiratet ist, seine Frau liebt und sich einbildet, seine drei Kinder seien
alle normal und brauchten keinen Psychiater.«
    »Ich
zweifle nicht daran«, sagte ich aufrichtig. »Danke für die Auskunft. Ich
überlasse Sie jetzt der Beerdigung.«
    Ich
war schon halbwegs an der Tür, als ich hörte, wie er sich vorsichtig räusperte.
Als ich zurückblickte, war er damit beschäftigt, seine Brillengläser zu putzen,
und seine kurzsichtigen Augen spähten vage in meine Richtung. »Rick?«
    »Manny?«
sagte ich geduldig.
    »Ich
frage mich nur«, er räusperte sich erneut laut, »wie kommen Sie denn mit Rita
Quentin zurecht?«
    »Ausgezeichnet!«
sagte ich.
    »Hat
sie je etwas aus ihrem Leben, bevor sie Lloyd Carlyle kennenlernte, erzählt?«
    »Nur
daß ihr Vater starb und ihr so viel hinterließ, daß sie sich um so schmutzige
Dinge wie Geld keine Sorgen zu machen braucht.«
    »Ich
glaube nicht, daß das genau richtig ist.«
    Er
setzte einen Augenblick lang die Brille auf, damit er mich sehen konnte, und
kam dann in einer grotesken und unbewußten Parodie
von Groucho Marxs ’
berühmtem Schlurfgang durchs Zimmer. Sobald er vor mir stand, nahm er die
Brille wieder ab und betrachtete mich mit zusammengekniffenen Augen. »Ich
arbeite zu schwer«, murmelte er, »deshalb bin ich wohl im Augenblick im Kopf
nicht ganz richtig. In der Filmindustrie ist man fortschrittlicher geworden,
Rick, wußten Sie das? Die Leute erstechen Sie nicht mehr von hinten. Heutzutage
tätscheln sie Ihren Rücken und stoßen Ihnen dabei das Messer vorn in die Brust.
Aus irgendeinem verrückten Grund denke ich fortwährend an das, was von Ihnen
behauptet wird: Rick Holman läßt niemals einen Freund im Stich. Bin ich Ihr
Freund, Rick?«
    »In
den letzten beiden Tagen habe ich begonnen, daran zu zweifeln«, sagte ich.
    »Kann
ich mir vorstellen.« Er nickte düster. »Na ja, dabei kommt nichts heraus. Was
Ihnen bisher noch niemand erzählt hat — einschließlich schätzungsweise Rita
Quentin — , ist, daß ihre finanzielle Unabhängigkeit nicht von ihrem regulären
Daddy, sondern von einem anderen lieben Papi stammt.«
    »Sie
war also die Geliebte irgendeines anderen Mannes, bevor sie die von Carlyle
wurde?« sagte ich scharfsinnig. »Wollen Sie mir vielleicht einen Namen nennen?«
    »Nein«,
murmelte er. »Das ist so ziemlich das letzte, was ich will — aber ich werde es
tun.« Er schob den Kopf vor, bis seine Augen nur noch ein paar Zentimeter von
den meinen entfernt waren, und flüsterte: »Joe Rather.«
    »Rather!«
    »Pst!«
sagte er aufgebracht. »Es würde mich nicht wundern, wenn in diese Wände
Abhöranlagen eingebaut wären.«
    »Sie
machen doch hoffentlich keinen Spaß, Manny?« fragte ich mit kalter Stimme. »Sie
wollen mich doch nicht auf den Arm nehmen? Mich anführen, damit ich dann
anfange, im Kreis

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