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Eine Witwe ohne Tränen

Eine Witwe ohne Tränen

Titel: Eine Witwe ohne Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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alles
satt, einschließlich seine Geliebte. Gail hatte mir in der Nacht zuvor davon
erzählt. Ich sehe Sie noch jetzt vor mir, wie sie mit glänzenden Augen dastand,
wie ein halbwüchsiges Schulmädchen! Alles, was für sie auf der ganzen
verdammten Welt eine Rolle spielte, war die große Entdeckung, daß Lloyd sie
wirklich liebte.« Sein Mund verzog sich plötzlich. »Sie wollten zusammen
flüchten und sich um nichts mehr auf der Welt kümmern, fort, weg, hinaus ins
Blaue! >Und was wird aus mir?< fragte ich sie. >Was geschieht mit
mir?< Und wissen Sie was? Ich glaube, sie hat mich nicht mal gehört, sie war
einfach im siebenten Himmel. Sie murmelte irgend etwas, ich brauchte mir keine
Sorgen zu machen, und dann babbelte sie weiter über die rosige Zukunft, die nur
sie und Carlyle einschloß!«
    »Wenn
sie so glücklich war, was hat sie dann bewogen, sich vierundzwanzig Stunden
später umzubringen?«
    »Ich
weiß es nicht.« Er zuckte die dünnen Schultern. »Ich vermute, daß Lloyd seine
Absicht änderte und ihr das sagte.«
    »Lloyd
war damals in Nevada — schon seit zwei Tagen.«
    »Aber
er konnte sie ja anrufen, nicht wahr?«
    »Wo
waren Sie in der Nacht, als sie starb?«
    »Ich
besuchte einen Freund. Ich war sehr aufgeregt, und wir saßen bis spät in der
Nacht da und tranken. Dann, als ich ins Haus zurückkehrte, fand ich Gails
Leiche.«
    »Hat
Ihr Freund einen Namen?«
    »Klar
— Harry Greenwall .«
    »Wo
wohnt er?«
    » Forest Lawn .« Seine Augen
betrachteten mich mit flüchtiger Ironie. »Er ist vor einem halben Jahr
gestorben.«
    Ein
Alibi, das vor einem halben Jahr gestorben war, kam wirklich sehr gelegen,
dachte ich, aber es gab keine Möglichkeit, das Ganze zu widerlegen. Ich hatte
das Gefühl, daß er, selbst wenn ich ihn wieder ins Schwimmbecken warf, auf dem
verstorbenen Harry Greenwall beharren würde, weil er
verrückt gewesen wäre, wenn er es nicht getan hätte.
    »Also
ließen Sie Lloyd Carlyle im Glauben, es sei eine Schuld, wenn sich seine Frau
umgebracht hatte, und kassierten gleichzeitig einen Tausender pro Monat von
ihm?« knurrte ich.
    »Ich
hielt es für die Wahrheit«, murmelte er. »Er mußte sie aus Nevada angerufen und
ihr gesagt haben, daß er seine Absicht geändert habe — oder vielleicht hat sie
es auch von jemand anderem erfahren. Ich hatte ein Recht auf dieses Geld,
Holman. Gail hat nie an mich oder meine Zukunft gedacht, als sie plante, mit
ihm davonzulaufen.«
    »Es
wäre mir ein Riesenvergnügen, Sie wieder in das Wasser zu befördern und
zuzusehen, wie Sie ertrinken, Justin«, sagte ich voller Aufrichtigkeit. »Aber
wozu den hübschen, sauberen Swimming-pool verunreinigen?«
    Er
begann erneut, die Nase krauszuziehen, und schauderte dann, als eine leichte
Brise durch den Patio wehte. Ich kehrte ins Haus zurück, meine gesamte Hoffnung
auf eine doppelseitige Lungenentzündung setzend, und ging zum Eingangsflur vor.
Der schlaffe Haufen, den ich dort hinterlassen hatte, hatte es inzwischen
geschafft, sich auf Hände und Knie aufzurichten, und verharrte unsicher
schwankend in dieser Position. Die trüben Augen blinzelten mich ein paarmal
unschlüssig an, dann trat ein Schimmer des Erkennens in sie.
    »Es
war alles ein Irrtum«, sagte ich und tätschelte ihm den Kopf, während ich
vorüberging. »Es war gar keine Leiche im Kofferraum Ihres Wagens.«
    »Hm?«
Der Grunzlaut klang, als gäbe er sich große Mühe, seine Gedanken zu
konzentrieren.
    »Schon
gut«, sagte ich, während ich die Haustür öffnete. »Es stellte sich heraus, daß
es die Miss Universum vom letzten Jahr war, die allem entfliehen wollte. Sie
sagt, wenn Sie nichts dagegen haben, daß sie die ganze Zeit eine dunkle Brille
trüge, bliebe sie noch zwei Tage.«
    Die
Strecke zurück nach Los Angeles betrug nach wie vor nur ungefähr vierzig
Kilometer, aber diesmal schaffte ich es, statt mit einer Reihe von Fragen mit
einigen faszinierenden Antworten aufzuwarten — was eine Abwechslung bildete — ,
und kam zu dem Schluß, daß es nicht schaden könnte, wenn ich meine Erkenntnisse
einmal auf Herz und Nieren prüfte.
    Es
war gegen sechs Uhr abends, als ich den Wagen auf meiner eigenen Zufahrt parkte
und ins Haus trat. Ich blieb nur eben ausreichend lange dort, um ein Glas
Whisky zu trinken und die Achtunddreißiger und den Gürtelhalfter aus der
Kommodenschublade zu holen. Es macht mich immer ein bißchen nervös, eine Pistole
zu tragen, denn die offensichtliche Schlußfolgerung, die man daraus zieht, ist
die, daß

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