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Eine Witwe ohne Tränen

Eine Witwe ohne Tränen

Titel: Eine Witwe ohne Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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einfach, daß ich reif zum
Pflücken war, und so streckte er die Hand aus und packte mich in einer Art
automatischem sexuellen Reflex. Aber dann entwickelte sich unsere Beziehung zu
etwas weit Intensiverem, und damit begannen natürlich die Probleme. Joe war
verheiratet und hatte einen Sohn, der zwei Jahre älter war als ich, und zudem
war er der Chef der Stellar-Produktion. Er konnte sich nicht einmal den Hauch
eines Skandals leisten. Und so wurde ich als seine Geliebte eine Art Gefangene
in einem Eine-Frau-Harem. Aber das war mir das Ganze wert — damals wenigstens.«
    »Und
Gail?« unterbrach ich sie, denn wenn ein Mädchen einmal auszupacken beginnt,
kann es drei Wochen dauern, bis sie zur Sache kommt.
    »Lloyd
Carlyle«, sagte sie ruhig. »Es gab Tage, wo ich beim Essen, Reden und Schlafen
nur immer Lloyd Carlyle hörte. Es war Joes Idee gewesen, ihn von der Bühne zu
holen und ihn im Film unterzubringen. Joe hatte bei dem ersten halben Dutzend
seiner Filme Regie geführt und war bei fast allen anderen Produzent. Wer also
hatte Lloyd zu einem Spitzenstar gemacht und ihn drei Jahrzehnte lang
obengehalten? Es gab Zeiten, in denen ich dachte, ich müsse schreien, wenn ich
noch einmal seinen Namen hören würde. Aber eine Geliebte muß oft noch
pflichttreuer sein als eine Ehefrau, und so hörte ich geduldig zu.«
    »Süße«,
sagte ich mit gepreßter Stimme, »gibt es eine besondere Farbnuance, die Sie bei
Unterwäsche bevorzugen?«
    Sie
sah mich verblüfft an. »Was hat das mit dem Ganzen zu tun?«
    »Das
meine ich eben«, knurrte ich. »Also reden wir mal von Gail. Ja?«
    »Sie
sind aufgedreht wie eine Zeitbombe, die heute abend losgehen soll.« Sie schürzte ein wenig die Lippen und zuckte dann leicht die
Schultern. »Na gut, reden wir über Gail. Wenige Tage vor ihrem Tod kam Joe
eines Abends in einer Laune zu mir, wie ich sie zuvor noch nie bei ihm erlebt
hatte. Er war nicht aufgebracht, damit hätte ich fertigwerden können, sondern
er war von kalter Wut erfüllt. Ich gebe zu, daß mir das entsetzliche Angst
einjagte. Er trank drei oder vier Glas, eins nach dem anderen, und dann begann
er auf und ab zu gehen wie ein eingesperrter Panther. Lloyd wollte mit allem
Schluß machen, das war im wesentlichen der Grund. Er hatte den Film, Hollywood
und sein ganzes derzeitiges Dasein bis oben hin satt. Er wollte also alles
hinschmeißen, einschließlich seiner Geliebten und...«
    »Das
habe ich alles bereits gehört«, brummte ich.
    »Wissen
Sie was?« sagte sie schroff, »Sie sollten eine Finishing School für junge Damen eröffnen und ihnen gute Manieren beibringen.« Sie
schluckte gänzlich unladylike den Rest ihres Glases
hinunter und starrte mich finster an. »Na gut. Joe dachte, Lloyd sei verrückt,
denn seiner Meinung nach war Lester Fosse ohnehin
Gails Liebhaber und Lloyd würde erst zu spät merken, was er sich da eingebrockt
habe. Und da kam Joe der Gedanke, wie er die Sache vielleicht verhindern
könne.« Rita schob mir ihr leeres Glas zu. »Ich brauche noch was zu trinken.«
    Ich
goß ihr Glas voll und wartete ungeduldig, während sie etwa die Hälfte davon
trank.
    »Alles,
was er brauchte, war eine passende Frau, die die Rolle übernehmen konnte.« Sie
lächelte schwach. »Dreimal dürfen Sie raten, wen er ausgesucht hat! Ich
erklärte ihm, ich würde das nicht tun — ich brach in Tränen aus und flehte ihn
an — , aber es nützte nichts. Es war das erstemal ,
daß er mich um etwas bat. Wie konnte ich mich da weigern? Am nächsten Tag tat
ich es also. Joe arrangierte die Reise und meine Unterhaltung mit Lloyd draußen
in der Wüste von Nevada, wo er Außenaufnahmen machte.« Sie goß den Rest ihres
Drinks hinab und fuhr dann entschlossen fort. »Ich erklärte Lloyd, ich sei
Lester Fosses Freundin und mit ihm verlobt und wir
hätten heiraten wollen, wenn nicht Lester seine Jugendliebe wiedergefunden
hätte und nun mit ihr schliefe. Ich machte ein grandioses Drama aus dem Ganzen
und vergoß kübelweise Tränen. Gail sei seine Frau, sagte ich, und es läge an
ihm, der Sache ein Ende zu machen.«
    »Glaubte
er es?« fragte ich.
    »Lloyd?«
Sie lachte leise, und diesmal klang es echt. »Er war schließlich Schauspieler,
vergessen Sie das nicht. Und dazu noch einer der besten. Joe hätte daran denken
sollen. Lloyd konnte falsche Töne einen Kilometer gegen den Wind hören! Er saß
da, einen Ausdruck höflicher Aufmerksamkeit auf dem Gesicht, bis ich meine
Schau abgezogen hatte, und sagte dann: >Wer hat Sie

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