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Eine Wohnung mitten in der Stadt (German Edition)

Eine Wohnung mitten in der Stadt (German Edition)

Titel: Eine Wohnung mitten in der Stadt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Niederwieser
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wegwerfende Geste. „Hör nicht auf ihn! Wenn du willst, machen wir einen auf müde, gähnen rum und schmeißen euch dann bald raus.“
    Es nervte mich, wenn Edvard Pläne machte und ganz selbstverständlich erwartete, daß ich ihnen zustimmte. Es kam mir gar nicht in den Sinn, Jean-Paul in Max‘ Arme zu treiben.
    Max kam aus dem Bad, bevor Jean-Paul antworten konnte.
    „Hat jemand noch Lust auf ’ne kleine Kneipentour?“ fragte ich, und Edvard warf mir einen Blick zu, der von Mordlust sprach.
    „Nein, danke, ohne mich“, sagte Max. „Ich hab mir überlegt, daß ich jetzt noch ins Kino gehe. Wenn ich mich beeile“, er schaute auf seine Uhr, „schaff ich noch die Nachtvorstellung.“
    Edvard blickte Jean-Paul auffordernd an.
    „Kino?“ fragte der daraufhin. „Was schaust du denn an?“
    Max schaute Jean-Paul in die Augen; man sah ihm an, daß er nach einer passenden Antwort fieberte. Dann setzte er ein freundliches, charmantes Lächeln auf und sagte: „Einen Film, den ich mir lieber allein anschaue.“
    Das saß. Jean-Paul schlug die Augen nieder und murmelte: „Na dann, viel Vergnügen.“
    Max warf sich seinen Mantel über und umarmte Edvard. „Danke für die Einladung.“
    „Immer willkommen.“
    Dann schüttelte Max mir die Hand und zuletzt Jean-Paul. „Glaub mir. Die Märchen, die ich zu erzählen habe, würden dir nicht gefallen.“
    Jean-Pauls Gesicht hellte sich auf, ein Funken Hoffnung hatte sich in ihm entfacht. „Das solltest du erst mal ausprobieren“, sagte er.
    Und Max: „Das hab ich schon. Gute Nacht, Jean-Paul. Es hat mich gefreut, dich kennenzulernen.“
    „Gute Nacht.“
    „Bis dann.“
    „Tschüs!“
    Sobald die Wohnungstür ins Schloß gefallen war, fragte Edvard: „Cognac oder lieber einen Espresso?“
    „Danke, nichts für mich“, antwortete Jean-Paul. „Ich geh auch gleich.“
    Jean-Paul war verletzt; er tat mir leid.
    „Nimm dir das nicht so zu Herzen“, sagte ich. „Max ist ein schwieriger Mensch.“
    Er lachte. „Was? Hattest du den Eindruck, daß mich das gestört hat?“
    „Komm, setz dich noch mal!“ sagte Edvard, holte Gläser aus dem Schrank und die Karaffe mit dem Whiskey.
    „Der ist doch sowieso viel zu alt“, murrte Jean-Paul, als er sich auf seinen Stuhl fallen ließ. „Was soll ich denn mit so einem Greis?“
    „Max ist Anfang vierzig …“, begann Edvard sein Verteidigungsplädoyer, schluckte aber den Rest, nämlich daß Max eher nach Mitte Dreißig aussah. Statt dessen schenkte er ein und schob Jean-Paul ein Glas hin. „Das Problem ist, daß Max sich seit Christians Tod schwer tut, jemanden in sein Leben zu lassen.“
    „Sein Pech“, sagte Jean-Paul und prostete uns zu. „Trotz allem: Auf die Liebe!“
    „Auf die Liebe!“ sagte Edvard.
    „Auf die Liebe!“ sagte auch ich.
    Es entstand eine lange Pause, in der spürbar wurde, wie gedrückt die Stimmung wirklich war.
    „Also, ich bin ziemlich geschafft“, sagte ich. „Ich werde mich dann auch zurückziehen.“
    Jean-Paul machte Anstalten aufzustehen.
    „Nein, nein. Bleib ruhig sitzen. Ich bin mir sicher, daß Edvard gerne noch ein bißchen mit dir plaudert.“
    „Nee, nee. Ich wollte sowieso gehen; es ist schon gleich eins. War ’ne anstrengende Woche.“
    Edvard widersprach ihm nicht. Er stand auf und ging zur Tür. Jean-Paul schlüpfte in seinen Anorak, dann umarmte er Edvard und küßte ihn.
    „Danke für das tolle Essen und die gute Unterhaltung.“
    „Keine Ursache. Ich hoffe, du kommst uns bald mal wieder besuchen.“
    „Gerne.“
    Als er sich mir zudrehte, schaute ich kurz auf seine Lippen; das wäre meine Chance gewesen, ihn zu küssen. Die Versuchung war groß, aber ich wich ihr aus. „Komm gut nach Hause“, sagte ich und entließ ihn aus meiner Umarmung.
    „Danke. Euch noch einen schönen Abend.“
    „Ja, mach’s gut. Und melde dich mal“, sagte Edvard.
    „Wir telefonieren.“
    „Bis dann.“
    Die Tür fiel ins Schloß, und Edvard atmete auf. Erst jetzt merkte ich, daß ihn diese kleine Szene sehr angestrengt hatte.
    „Wann lernst du es endlich?“ fragte ich meinen Angetrauten. „Diesen Max zu verkuppeln ist das Verrückteste aller deiner Hirngespinste.“ Ich sagte das mit Nachdruck, denn Edvard fühlte sich Max verpflichtet, weil das mit dem „Liebhaber manifestieren“ gänzlich in die Hose gegangen war.
    „He! Er war kurz davor, das mußt du doch selber zugeben. Jean-Paul hat sich nur ein bißchen doof angestellt.“
    „Jean-Paul soll sich doof

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