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Eine wundersame Weihnachtsreise: Roman (German Edition)

Eine wundersame Weihnachtsreise: Roman (German Edition)

Titel: Eine wundersame Weihnachtsreise: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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auf das Schlimmste gefasst, als auf dem kleinen Display »Ostseewelle« aufleuchtete. Doch das, was gespielt wurde, war gar nicht mal so schlimm. Formatradio, Charthits, okay, also das, was man auch auf irgendwelchen Studentenpartys geboten bekam.
    Auf einmal ging Anna durch den Sinn, dass sie eigentlich sozial völlig unverträglich war. Sie ließ sich nur selten auf solchen Partys blicken, und auch sonst hatte sie nicht viel fürs Feiern übrig.
    »Was machst du denn so in Leipzig?«, fragte der Fahrer, nachdem er den Schneepflug auf den Boden gesetzt hatte und nun begann, die Schneemassen in den Straßengraben zu befördern.
    Anna konnte die Kraft der Maschine spüren und wie sie sich mit den weißen Massen abmühte.
    »Ich studiere«, antwortete sie. »Literarisches Schreiben. Am Literaturinstitut in Leipzig.«
    »Oh«, entgegnete Hansen. Es war offensichtlich, dass er damit nichts anfangen konnte. »Und was machst du später damit?«
    »Bücher schreiben«, entgegnete Anna und versuchte, nicht genervt zu klingen. Es war immer dasselbe. Wenn sie den Leuten sagen würde, dass sie Medizin oder Jura studierte, würde niemand fragen, was sie hinterher machen wollte, aber Germanistik und Literatur waren für die Leute abstrakte Begriffe, denen sie keinen Beruf zuordnen konnten. Oder wollten.
    »Bücher schreiben?«, wiederholte Hansen verwundert. »Da hast du dir ja was vorgenommen. Kann man denn davon überhaupt leben?«
    »Das werde ich dann sehen. Und wenn ich es nicht kann, mache ich eben etwas anderes mit Worten. Die braucht man doch eigentlich überall, oder? In der Werbung, bei der Zeitung …«
    Das schien dem Mann weiterzuhelfen. »Ja, dann sorg mal dafür, dass in den Käseblättern was Besseres steht. Manchmal sind das richtige Schmierfinken, die nur Unsinn schreiben.«
    »Journalisten können leider nichts anderes berichten als über das, was in der Welt geschieht – jedenfalls meistens. Aber keine Sorge, ich habe vor, nur Gutes zu schreiben. Vielleicht mache ich meine eigene Zeitung, die dann ›Gute Nachrichten‹ heißt.« Fragt sich nur, woher ich diese Nachrichten dann bekommen soll, wo sich die Menschen auf der Welt täglich das Leben schwermachen, setzte Anna in Gedanken hinzu.
    »Das mach mal!«, gab der Mann zurück. »Und wenn’s doch mit den Büchern klappt, werde ich sie lesen!«
    Anna betrachtete lächelnd sein Profil. Er schien das Herz auf der Zunge zu tragen und ehrlich zu sein. Das gefiel ihr. Aber dennoch bezweifelte sie, dass er sich noch an ihren Namen erinnern würde, wenn der dann irgendwann mal auf einem Buchtitel stand.
    »Und jetzt einer der größten Hits der letzten Jahrzehnte«, plärrte der Radiosprecher plötzlich. »Na, sind Sie auch schon alle in Weihnachtsstimmung? Wenn nicht, wird dieses Lied Sie garantiert mitten hineinversetzen.«
    Anna erstarrte. Eine ungute Ahnung überkam sie. Der Moderator hatte viel zu aufgedreht, viel zu aufgesetzt geklungen, als könnte er die Grütze selbst nicht mehr hören. Doch die »Hot Rotation« seines Senders nötigte ihn dazu.
    Und richtig, da kamen sie: Synthesizer aus den tiefsten 80 ern, einer Zeit, in der sie selbst noch nicht mal geboren war, ja, ihre Eltern kannten sich da vielleicht bestenfalls aus der Schule. Der Sender hatte versucht, das Intro ein wenig durch untergemischtes Glockengebimmel aufzupeppen, doch das alles nützte gar nichts.
    Anna schloss die Augen, als George Michael zu singen begann.
    »Last Christmas I gave you my heart …«
    Und es gab keine Chance zur Flucht. Der Schneepflug zuckelte langsam weiter, George plärrte, und zu allem Überfluss schien dem Fahrer das Lied auch noch zu gefallen.
    »Ja, damals waren wir jung!«, raunte er und begann dann, das Lied auch noch mitzupfeifen.
    Den Gedanken, sich jetzt einfach aus dem Gefährt zu stürzen, verwarf Anna wieder, als sie die hohen Schneeberge am Straßenrand sah. Mochten bei der Auflösung von Wham vielleicht einige Mädchen Selbstmord begangen haben, sie selbst würde ihr Leben nicht für das Duo opfern.
    »Und, freust du dich schon auf morgen?«, fragte Hansen enthusiastisch.
    »Morgen ist im Moment mein größtes Problem«, antwortete Anna grummelnd.
    »Ach? Was soll denn an Weihnachten verkehrt sein? Man hat frei, gammelt auf der Couch rum, isst viel zu viel und lädt mal ordentlich seine Batterien auf. Ich kann da nichts Schlechtes bei finden.«
    »Das ist eigentlich auch nicht schlecht, aber … ich weiß auch nicht, Weihnachten hat irgendwie seinen

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