Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine wundersame Weihnachtsreise: Roman (German Edition)

Eine wundersame Weihnachtsreise: Roman (German Edition)

Titel: Eine wundersame Weihnachtsreise: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
Vom Netzwerk:
war nichts zu sehen, doch Anna verlor sich in den Blumenmustern, die nicht, wie bei modernen Tuning-Wagen, mit Airbrush aufgesprüht waren, sondern liebevoll von Hand aufgemalt und die von nahem besehen weitaus mehr Details aufwiesen als gedacht. Anna entdeckte einen kleinen Hund, der hinter einer Tulpenblüte vorschaute, den Kopf eines kleinen Mädchens, das sich unter ein Blütenblatt duckte, oder eine Eistüte, die zwischen den Blättern wie in einem Vexierbild versteckt war und darauf wartete, gefunden zu werden. Jeder einzelne Zentimeter Karosserie erzählte haufenweise kleine Geschichten, die darauf warteten, aufgeschrieben zu werden. Offenbar war die Bemalung das Ergebnis vieler Jahre, es schien fast, als hätte jeder Besitzer der Zeichnung etwas hinzugefügt. Möglicherweise hatte sich auch eine ganze Wagenladung Leute daran zu schaffen gemacht …
    »Oh, hi, da bist du ja wieder!«, sagte plötzlich eine Stimme. Erschrocken blickte sie auf und sah in das Gesicht des jungen Mannes mit den blonden Rastazöpfen.
    »Hi«, entgegnete sie ein wenig verwirrt. »Ich … ich hab nur den Wagen aus der Nähe betrachten wollen.«
    »Ich hoffe, du bist nicht von der Drogenfahndung.« Sein Grinsen, das von einem Dreitagebart umgeben wurde, der ihm einen kleinen Touch von einem Surfer verlieh, wirkte unheimlich attraktiv auf Anna.
    Anna schüttelte den Kopf
    »Gut, dann brauchen wir uns ja keine Sorgen zu machen.« Der Rastamann zog erwartungsvoll die Augenbrauen hoch. »Du hast nicht zufällig Verwendung für ein Pfund brennbares Kraut, das Schlumpfvisionen verursacht?«
    »Nein, nicht wirklich. Aber ich würde euch raten, das Zeug in den Sondermüll zu werfen. Anzünden oder im Wasser versenken wäre keine gute Idee.«
    »Da hast du recht, stell dir mal vor, am Heiligabend werden sämtliche Bewohner dieser Stadt von Schlumpfvisionen geplagt. Dann bringt Papa Schlumpf die Weihnachtsgeschenke oder so.«
    Eigentlich war es ja nicht lustig, doch Anna musste angesichts der Vorstellung von Leuten, die über den Platz rannten, weil sie glaubten, von den niedlichen kleinen Trickfilmfiguren verfolgt zu werden, doch lachen.
    »Vielleicht haben andere Leute auch andere Visionen. Vielleicht sehen sie Elfen oder Einhörner oder fliegende Schweine.«
    »Nein, ich bin mir ziemlich sicher, dass dich das Kraut Schlümpfe sehen lässt.«
    »Blüht es denn blau?«
    Anna kicherte noch immer, und der Rastamann grinste noch breiter.
    »Hübschen Bus habt ihr übrigens, er ist so … bunt.«
    »Haben meine Freunde und ich lackiert. Eigentlich war er dunkelblau, so wie die Farbe in diesen Schultuschkästen. Dann haben wir was anderes draus gemacht.«
    »Ist euch gelungen.« Anna lachte unsicher und rieb sich über die Wange.
    »Ich bin übrigens Micha, und du?« Sein Gemüt war offenbar genauso sonnig wie sein Lächeln. Anna hätte einen Typen wie ihn an irgendwelchen sonnendurchfluteten Stränden vermutet, aber nicht in einem VW -Bus in Ludwigslust.
    »Anna«, antwortete sie.
    »Von hinten und von vorn«, gab er darauf zurück.
    »Wie bitte?«
    »Na, wie in dem Lied.« Jetzt sang er: »Du bist von hinten wie von vorn A-N-N-A. – Freundeskreis.«
    Jetzt dämmerte es Anna. Natürlich, das Lied kannte sie. War zwar schon ein bisschen älter, aber zeitlos. Bei der Fahrt, die sie zum Auftakt des ersten Semesters mit ihren Kommilitonen unternommen hatte, hatte es einer der Studenten pausenlos auf seiner Gitarre geklampft.
    »Ja, das bin ich wohl.«
    Auch wenn sie der Meinung war, sich dumm angestellt zu haben, erlosch sein Lächeln nicht.
    »Und was führt dich hierher? Du siehst aus, als würdest du verreisen wollen. Oder gerade von einer Reise wiederkommen.«
    »Genaugenommen bin ich seit gestern auf der Reise und schaffe es irgendwie nicht, an meinem Zielort anzukommen.«
    »Eine rastlose Reisende also. Wie Jack Kerouac.«
    Damit konnte sie sofort etwas anfangen. »Du hast Unterwegs gelesen?«, fragte sie.
    »Klar doch. Auch wenn der Typ zu einer ganz anderen Zeit auf Tour war, hat er sich wohl ähnlich gefühlt wie wir jetzt.«
    Wieder dieses Lächeln. Anna war nicht sicher, ob sie sich deswegen zu ihm hingezogen fühlte oder wegen Kerouac, einem der bekanntesten amerikanischen Reiseschriftsteller.
    »Wir sind auf dem Weg nach Süden«, sagte er dann. »Wenn du willst, kannst du mitkommen.«
    »Wenn der Weg nach Süden über Berlin führt?«
    »Das tut er«, entgegnete Micha. »Also, was meinst du? Lust auf einen weiteren Trip? Natürlich

Weitere Kostenlose Bücher