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Einem Tag mit dir

Einem Tag mit dir

Titel: Einem Tag mit dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Jio
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Bord!«
    »Westry«, sagte ich verzweifelt. »Gibt es irgendetwas, das du mir mitteilen solltest? Etwas, das mit Kitty zu tun hat?«
    Er betrachtete seine Füße, dann schaute er mich an. »Es ist nichts«, sagte er. »Aber ich hätte es dir trotzdem sagen müssen. Vor ein paar Wochen habe ich sie weinend am Strand angetroffen. Ich war gerade auf dem Weg zur Hütte und habe sie dorthin mitgenommen.«
    Meine Wangen wurden ganz heiß. Westry war mit ihr in unserer Hütte gewesen – allein, ohne mich?
    Ich schüttelte fassungslos den Kopf. »Warum hast du mir das nicht erzählt? Warum hat sie mir nichts davon erzählt?«
    »Tut mir leid, Anne«, sagte er. »Ich habe mir wirklich nichts dabei gedacht.«
    Ich drehte mich nach dem Flugzeug um, das mich nach Hause bringen würde. Stella winkte mir aufgeregt zu.
    »Anne!«, rief sie. »Komm jetzt!«
    Ich sah Westry ein letztes Mal an. Der Wind hatte ihm das Haar zerzaust. Ich wäre so gern mit den Händen durch sein Haar gefahren, so wie ich es tausendmal getan hatte, hätte so gern den Duft seiner Haut gerochen, mich ihm in die Arme geworfen. Aber diesmal sagte mir eine innere Stimme, dass ich es lieber bleiben lassen sollte.
    »Mach’s gut«, flüsterte ich ihm ins Ohr und berührte ein letztes Mal mit der Wange sein Gesicht. Dann drückte ich ihm die Blumen in die Hand und rannte los.
    »Anne, warte!«, rief er hinter mir her. »Warte! Das Bild! Hast du es geholt?«
    Ich erstarrte. »Wie meinst du das, ob ich es geholt habe? Du hattest mir doch fest versprochen, dich darum zu kümmern.«
    Westry warf die Arme in die Luft. »Tut mir leid, Anne«, sagte er mit Panik in den Augen. »Ich wollte es holen, aber ich hatte einfach keine Zeit dazu. Ich …« Die anderen Männer seiner Einheit waren bereits ins Flugzeug gestiegen, und ich sah seinen Offizier auf uns zukommen. Ich schaute zum Strand hinüber und überlegte fieberhaft … Wenn ich ganz schnell rannte, konnte ich es rechtzeitig zurückschaffen, ehe mein Flugzeug abhob?
    »Bitte«, flehte ich Stella an, die am Fuß der Gangway stand. »Bitte sag dem Piloten, ich brauche noch eine Viertelstunde. Ich habe etwas im Camp vergessen. Ich beeile mich.«
    Der Pilot kam auf uns zu. »Tut mir leid, Ma’am, die Zeit reicht nicht«, sagte er streng. »Sie müssen jetzt an Bord gehen.«
    Meine Beine fühlten sich bleischwer an, als ich die Treppe hochstieg. Bevor der Copilot die Klappe schloss, schaute ich mich noch einmal nach Westry um. Unsere Blicke begegneten sich ein letztes Mal. Bei dem ohrenbetäubenden Lärm des Flugzeugmotors konnte ich nicht hören, was er sagte, aber ich konnte es von seinen Lippen ablesen.
    »Es tut mir leid!«, sagte er. »Ich komme zurück. Bitte, mach dir keine Sorgen, Anne. Ich …«
    Die Klappe schlug zu, ehe ich seine letzten Worte ablesen konnte. Was spielte es noch für eine Rolle, dachte ich, während ich mir mit einem Taschentuch die Tränen trocknete. Es war aus. Die Liebe, die uns in der Hütte verbunden hatte, war vorbei. Ich spürte, wie sie sich auflöste, als das Flugzeug Fahrt aufnahm und abhob. Ich schaute aus dem Fenster, bis die Insel nur noch als grüner Fleck zu erkennen war. Ein Fleck, auf dem so viel geschehen und so viel zurückgeblieben war.
    Stella beugte sich zu mir herüber. »Wird dir die Insel fehlen?«
    Ich nickte. »Ja«, sagte ich und meinte es ehrlich.
    »Glaubst du, dass du irgendwann noch einmal herkommen wirst?«, fragte sie vorsichtig. »Will und ich haben darüber gesprochen, eines Tages wiederzukommen. Natürlich erst, wenn der Krieg zu Ende ist.«
    Ich schaute aus dem Fenster, unfähig, den Blick von dem kleinen Fleck in dem türkisfarbenen Meer abzuwenden. »Nein«, versicherte ich ihr. »Ich glaube nicht, dass ich jemals hierher zurückkommen werde.«
    Ich umklammerte das Medaillon, das ich um den Hals trug, dankbar für den kleinen Holzsplitter aus der Hütte, der darin verborgen lag. Solange ich ihn hatte, konnte ich jederzeit zurückkehren – wenigstens mit dem Herzen.

13
    D u hast uns gefehlt, Kleines«, sagte mein Vater, als ich ins Auto stieg, dankbar, dass Maxine nicht auf der Rückbank saß. Auch wenn ich Monate Zeit gehabt hatte, um die Nachricht von der Affäre der beiden, die meine Familie zerstört hatte, zu verdauen, ergab das alles für mich immer noch keinen Sinn.
    Ich lehnte mich seufzend auf dem weichen Ledersitz des Buick zurück, während mein Vater den Motor anließ und zurücksetzte. Hier gab es keine Jeeps, keine Schotterstraßen und

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