Einen Stein für Danny Fisher: Roman
Geld aber nicht habe?" fragte ich. -Was geschieht dann?"
Ehe der Detektiv antworten konnte, rief Morgan in bösartigem Ton: "Dann steckt man Sie eben bis zur Verhandlung ins Gefängnis!"
Ich blieb stehen und blickte den Detektiv an. - Aber das kann man doch nicht tun!" rief ich. "Meine Frau ist krank und hat heute Schreckliches durchgemacht. Ich kann sie heute nacht nicht allein lassen."
Der Detektiv faßte meinen Arm. "Es tut mir leid, mein Sohn", sagte er gütig, "aber dagegen kann ich nichts machen. Meine Aufgabe besteht nur darin, Sie hinzubringen."
"Aber Nellie . . . meine Frau ..." - ich vermochte kaum zu sprechen — "ich kann sie nicht allein lassen! Sie ist krank!"
Die Stimme des Detektivs war noch immer gütig. "Regen Sie sich nicht auf, mein Sohn, und kommen Sie jetzt ruhig mit."
Ich fühlte, wie er meinen Arm fester umfaßte und ging wieder weiter. Ich hatte in der Zeitung gelesen, daß derartige Verhandlungen manchmal erst nach Wochen anberaumt wurden. Visionen tauchten auf, in denen ich mich selbst bis zur Verhandlung im Kittchen sitzen sah. Ich kochte vor Wut und sah zu diesem niederträchtigen Morgan hinüber.
Er schritt mit selbstzufriedener Miene auf der andern Seite des Polizisten. Dieser Bastard! Wäre er nicht gewesen, dann stünde vielleicht alles besser. Es hatte schlimm genug um uns gestanden, aber er hatte alles noch viel ärger gemacht.
Ich mußte etwas unternehmen, wußte allerdings nicht was. Ich konnte mich von ihnen nicht einsperren lassen und so lange im Gefängnis sitzen, his sie bereit waren, die Verhandlung anzusetzen. Ich konnte Nellie nicht so lange allein lassen. Es war nicht abzusehen, was sie anstellen könnte.
Wir waren soeben auf die Fahrbahn getreten, als das Licht wechselte. Autos flitzten an uns vorbei, wahrend wir in der Mille der Fahrbahn stehenblieben. Plötzlich fühlte ich, daß mich der Polizist losließ, und sprang instinktiv nach vorne. Ich hörte erst einen leisen Fluch hinter mir, dann einen Schrei, während der Fahrer eines Wagens heftig auf die Bremsen trat. Ich drehte mich aber nicht um, um zu sollen, was geschehen war, sondern lief blindlings weiter.
Hinter mir ertönte der Ruf: "Stehenbleiben! Stehenbleiben! Eine zweite Stimme nahm den Ruf auf. Ich erkannte die schrille Stimme Morgans. Er schrie gleichfalls.
Da ertönte das schrille Signal einer Polizeipfeife. Doch zu diesem Zeitpunkt hatte ich die weiteste Straßenecke schon erreicht und blickte, ehe ich einbog. über die Schulter zurück.
Morgan lag ausgestreckt im Rinnstein, und der Detektiv stand neben ihm und sah mir nach. Er winkte mir mit der Hand, dann sah ich etwas Metallisches in seiner Hand aufblitzen. Er rief mir zu, stehenzubleiben. machte aber mit der Hand ein Zeichen, ich solle weiterlaufen.
Da holte ich tief Atem - und raste um die Ecke.
7
Ich machte einen langen Umweg, ehe ich nach Hause zurückkehrte. Ich mußte Nellie sehen und ihr alles erklären. Ich mußte ihr sagen, was ich getan hatte. Ich mußte ihr sagen, daß sie sich keine Sorgen machen solle. Als ich aber das Haus erreichte, sah ich bereits das weiße Dach des Polizeistreifenwagens vor der Haustür. Ich blieb an der Ecke stocksteif stehen und starrte hinüber. Zum erstenmal kam mir zu Bewußtsein, was ich getan hatte. Die Polizei war hinter mir her! Ich wagte es nicht, mich zu Hause zu zeigen. Ich halte alles nur noch ärger gemacht.
Ich überquerte die Straße und ging langsam den Häuserblock entlang. Trostlose und hoffnungslose Verzweiflung erfaßte mich. Mir wurde übel. Ich hatte alles verdorben. Ich blickte auf meine Uhr, es war einige Minuten nach zehn. Ich war ein Narr gewesen, und es gab jetzt nichts anderes für mich, als zurückzugehen und mich selbst zu stellen. Wenn ich weiter so umherliefe, gäbe es kein Ende. Ich wäre nie mehr imstande zurückzukehren.
Ich kehrte um. Vielleicht war's besser, die Sache hinter mich zu bringen. Dann erinnerte ich mich. Die ganze Sache hatte begonnen, als ich erfuhr, ich müsse eine Kaution erlegen, um wieder entlassen zu werden, aber ich hatte auch jetzt keine Kaution.
Ich blieb wieder stehen und dachte nach. Ich mußte das Geld irgendwo auftreiben. Nellies Leute hatten keine solchen Beträge zur Verfügung, selbst wenn sie bereit wären, mir damit auszuhelfen. Der einzige Mensch, den ich kannte, der soviel Geld zur Verfügung hatte, war Sam.
Ich erinnerte mich an unser letztes Gespräch. Komisch, wie sich die Dinge entwickeln. Es war am Tag nach Vickies Geburt
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