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Eines Tages geht der Rabbi

Eines Tages geht der Rabbi

Titel: Eines Tages geht der Rabbi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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ihnen dringende anderweitige Verpflichtungen (Kichern und Gelächter), so daß wir sie alle, wie sie da sind, vor uns sehen. Zunächst die Senatskandidaten. Es sind drei, und alle drei zählen sich zur Republikanischen Partei. Warum die demokratischen Kandidaten nicht aufgekreuzt sind, ist mir, ehrlich gesagt, ein Rätsel. (Gelächter.) Wir gehen alphabetisch vor.» Er warf einen Blick auf seine Liste. «Demnach macht Thomas Baggio, Stadtrat von Revere, den Anfang, dann kommt Albert Cash, Mitglied im Abgeordnetenhaus, als letzten haben wir John Scofield aus Barnard’s Crossing. Mr. Baggio, bitte.»
    Baggio, klein, untersetzt, brünett, mit bläulichem Kinn, dichtem schwarzen Haar und einem kleinen Hitlerschnurrbart, trat selbstbewußt vor. «Ich habe als Stadtrat von Revere … eingesetzt … vorgeschlagen … veranlaßt …» Und er schloß: «Und was ich für meine Heimatstadt Revere erreicht habe, könnte in Zukunft allen Städten des Bezirks zugute kommen. Ich werde mein angestrebtes Amt mit dem gleichen Pflichtbewußtsein und der gleichen Intensität ausfüllen, wie ich es als Stadtrat bereits getan habe.»
    Dünner Höflichkeitsapplaus wurde laut, als er sich setzte. Es war ein Fehler, dachte Laura, daß er seine ganze Redezeit darauf verwandt hatte, sich über seine Leistungen im Stadtrat zu verbreiten, allein schon deshalb, weil er ständig das «ich» als persönliches Fürwort hatte ins Spiel bringen müssen. Aber in dieses Dilemma geriet man meist, wenn man von den eigenen Leistungen sprechen mußte.
    Albert Cash war älter, Ende Fünfzig. Er sprach gewandt und flüssig, aber sein Gesicht blieb dabei seltsam unbewegt, als laufe die Rede von einem Tonband ab. Der Tenor seiner Ausführungen war, daß er sein Leben dem Dienst am Gemeinwesen gewidmet hatte. Er zählte alle politischen Ämter auf, die er bekleidet hatte, nannte alle Kommissionen und Ausschüsse, in die er berufen worden war. Nach drei Amtsperioden im Abgeordnetenhaus, erklärte er, sei es nicht mehr als recht und billig, ihn in den Senat avancieren zu lassen.
    Auch er wurde höflich beklatscht, allerdings gab es auch einen Zwischenruf. «Und was ist mit der Hafenvorlage?» fragte jemand aus dem Publikum. Er tat, als habe er nichts gehört, und ging zu seinem Platz zurück, während mehrere Zuhörer sich umdrehten und dem Störenfried böse Blicke zuwarfen.
    Laura beschloß, sich nach der Hafenvorlage und der Rolle, die Cash dabei gespielt hatte, zu erkundigen – schon deshalb, weil sie in dem betont beiläufigen Blick, den er zur Decke richtete, eine Spur von Verlegenheit zu erkennen glaubte.
    «Du mußt zu den Leuten sprechen, die vor dir sitzen», hatte Mulcahey John Scofield eingeschärft. «Die anderen brauchen dich nicht zu kümmern. Ist das klar?»
    «Aber sicher», beteuerte Scofield.
    «Das sagst du nur so», meinte der Anwalt gereizt. «Hör zu. Der Bezirk Essex umfaßt die Orte Lynn, Revere und Barnard’s Crossing. Klar? Und wer kommt zu dieser Veranstaltung? Nur die von Barnard’s Crossing und sonst niemand. Mag sein, daß ein, zwei Leute aus Lynn oder Revere aufkreuzen, aber ein oder zwei zählen nicht. Wichtig ist also, daß du bei den Leuten von Barnard’s Crossing ankommst. Klar? Und wenn du in Lynn auftrittst, redest du zu denen aus Lynn. Und dasselbe gilt für Revere. Mit anderen Worten: Es ist völlig witzlos, bei Leuten Eindruck schinden zu wollen, die gar nicht da sind.»
    «Na schön, aber die erfahren ja auch davon, oder?»
    «Wenn du Präsident der Vereinigten Staaten bist und eine Rede in Alabama hältst, spricht es sich bis zu uns nach Massachussetts rum, klar, aber wenn du dich als Senator für den Staat Massachussetts zur Wahl stellst, kommt von deiner Rede keine Zeile in die Presse, da brauchst du dir nichts vorzumachen. Sollte ein Reporter vom Lynn Express da sein, ist es schon viel, wenn er dich überhaupt als Teilnehmer erwähnt. Wer sind deine Gegner? Al Cash aus Lynn, Tommy Baggio aus Revere. Cash war zweimal der Vertreter von Lynn im Abgeordnetenhaus. Er wird seine Leistungen rausstreichen und sagen, daß er es verdient hat, in den Senat zu kommen. Den Zuhörern sind seine Leistungen piepegal. Bei Tommy Baggio, der im Stadtrat war, ist es nicht anders. Er wird sich über das verbreiten, was er alles erreicht hat, aber das war in Revere und wird den guten Leuten von Barnard’s Crossing kaum imponieren.»
    «Und worüber soll ich sprechen? Ich habe keine Leistungen vorzuweisen.»
    «Zeig ihnen, was du zu

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