Einfach bezaubernd
erstarrte.
»Ich habe nichts gehört.«
»Sie haben nicht gelernt, richtig hinzuhören. Da ist jemand in Ihrem Zimmer.«
»Lächerlich. Wieso sollte denn jemand …« Elric war schon an ihr vorbei, ohne sie zu berühren, und riss die Tür auf.
Ein blonder Mann in einem rauchgrauen Anzug und einer hässlichen froschgrünen Krawatte stand vor der Kommode und wühlte in Lizzies Unterwäsche.
»Herrgott, was tun Sie da?«, rief Lizzie.
Er fuhr herum, starrte auf ihren Hals, und seine Augen zogen sich zu Schlitzen zusammen, und dann sprang er sie an.
Instinktiv kamen ihre Hände hoch, und sie fegte ihn zur Seite, und dann war er plötzlich fort, verschwunden in einer violetten Rauchwolke.
»Herrje, Lizzie«, murmelte Elric und hob einen kleinen,
laut quakenden Frosch vom Boden auf. »Sie lesen wirklich zu viele Märchen.« Er öffnete das Fenster und warf den Frosch hinaus, und aus einiger Entfernung erklang ein spitzer Schreckensschrei.
»Wenigstens habe ich diesmal keine Elemente gekreuzt.« Sie spähte hinaus in die Dunkelheit. »Kommt er wieder zu sich?«
»Ich nehme es doch an. Er wird seine ursprüngliche Form spätestens in ein paar Stunden wieder annehmen. Außer Ihre Schwester kommt als Eule daher und macht ihm den Garaus. Die Frage ist, hinter was war er her, und wer hat ihn darauf angesetzt?«
»Er hat den Amethyst angesehen. Genau wie Maxine.«
»Höchst interessant«, murmelte Elric. »Ich werde vielleicht einige Anrufe tätigen müssen. Aber zunächst einmal müssen wir uns auf Sie konzentrieren. Kommen Sie zurück in die Werkstatt.«
Sie folgte ihm, und ihre Hand umfasste noch immer schützend den Stein. »Sie haben es zu sehr versucht«, erklärte er, während er die Werkstatttür hinter ihnen verriegelte. »Warten Sie einen Augenblick.« Er zog seine Schuhe und Socken aus, und obwohl sie wusste, was geschehen würde, erstarrte ihr Körper zu einem Eisblock, als er zusammen mit ihr in den kleinen Kreis trat.
Er bildete mit seinen Armen einen Kreis um sie, zog sie rückwärts näher an seinen Körper heran, und Eis traf auf Feuer und schmolz gegen ihren Willen. Er hingegen schien nicht zu bemerken, welche Wirkung er auf sie ausübte. Seltsam, da er doch zuvor so einfühlsam gewesen war.
»Dies ist eine andere Art, ein Muster zu bilden«, sprach er mit ruhiger Stimme erklärend in ihr Ohr. »Wenn Sie erst richtig gut sind, brauchen Sie gar keines mehr, dann können Sie das alles einfach visualisieren. Bis dahin, wenn Sie mit Ihren Armen einfach einen Kreis bilden, dann wird das auch funktionieren.«
Er zog ihre Arme auf halbe Höhe und schlang sie um die seinen, so dass sie einen Kreis vor ihnen bildeten. »Und jetzt entspannen Sie sich und denken an nichts.«
»Ich … ich kann nicht.« Er war so heiß, vibrierend vor Energie, genau wie ihr Anhänger vibrierte. Sie fühlte sich in seinen Armen gefangen, geborgen, warm, erregt, und ihr Blut pulsierte in Reaktion darauf wie wild durch ihren Körper, und sie wusste plötzlich mit schrecklicher Sicherheit, woher all ihre Träume kamen. Die gleiche machtvolle, erotische Kraft strömte von dem Mann, der sie umfing, durch sie hindurch.
»Natürlich können Sie«, flüsterte er, und sein Atem roch nach dem Pfirsichtee, den sie ihm zu trinken gegeben hatte. Sie liebte Pfirsichtee, und sie liebte …
»Na also«, sagte er, und sie schlug die Augen auf. Über der Werkbank hing eine lavendelblaue Nebelwolke, und anstelle des Schuhs lag auf der rauen Holzfläche ein Häufchen schimmernder goldener Seide. »Sie haben wahrhaftig eine Schwäche für Gold, nicht? Aber das ist nicht die richtige Farbe für Sie.«
Er hatte sich von ihr gelöst, trat einen Schritt zurück, und sie streckte eine Hand aus und berührte den Stoff. Fasziniert beobachtete sie, wie die Farbe sich vertiefte, wechselte, sich wie ein lebendes Wesen bewegte, bis schließlich ein dunkles, sattes Violett entstand.
Sie wandte sich nach Elric um. »Habe ich das gemacht?«
Er schüttelte den Kopf. »Sie haben es gemacht. Ich habe die Farbe korrigiert.«
Sie nahm den Stoff auf und ließ die Seide durch die Finger gleiten. Sie schien noch immer Energie zu bergen, und Lizzie fühlte, wie sie durch ihre Adern tanzte, in ihren Brüsten, zwischen ihren Beinen, und sie ließ den Stoff voll Schrecken fallen. »Was ist das?«
Er beugte sich vor, um den Stoff aufzuheben. »Es ist ein Nachthemd, Lizzie. Ein ganz gewöhnliches Kleidungsstück.«
Damit aber lag er vollkommen falsch. Es war alles
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