Einfach ein gutes Leben
erhalten. Außerdem werden dazu regelmäßige Besprechungen abgehalten. Informierte Mitarbeiter sind für Pflüger eine Grundvoraussetzung für das Modell CPP, denn nur informierte Mitarbeiter können mitdenken und also mitentscheiden.
Bei CPP werden Mitarbeiter für voll genommen. Man traut ihnen zu, betriebsrelevante Entscheidungen zu treffen, auch die grundlegenden. Bei der Arbeit sind sie ohnehin größtmöglich autonom, können selbst planen, wie sie ihre Aufgaben erledigen und in welcher Zeit. Zwar gibt es für einige Mitarbeiter Kernarbeitszeiten, um die Präsenzpflicht gegenüber Kunden erfüllen zu können. Generell aber kann jeder kommen, wie er es für richtig hält. Diese Praxis hat zur Folge (das ist jetzt interessant für alle, die an die naturgegebene Faulheit des Menschen glauben), dass alle fleißig und meistens sogar noch mit Spaß an der Sache arbeiten und, wenn die Auftragsbücher voll sind, manch einer eher von zu viel Einsatz abgehalten werden muss. Sollte einmal jemand zu wenig tun, sorgen die Mitarbeiter untereinander dafür, dass der Betreffende es rechtzeitig bemerkt (was im Übrigen auch für diejenigen gilt, die gebremst werden müssen). Die Selbstorganisation funktioniert bei CPP sehr gut.
Mitdenkenden Mitarbeiterinnen muss man vertrauen, das ist Teil von Pflügers Philosophie, und dass man ihnen vertrauen kann, ist inzwischen Teil seiner Erfahrung. Man muss ihnen nicht nur die Kompetenzen zutrauen, ihren Job gut zu erledigen, sondern auch die Fähigkeit, sich die Arbeit selbst zu organisieren, im Sinne des Ganzen Entscheidungen zu treffen, und schließlich muss man ihnen ein Interesse daran zubilligen, dass die Arbeit gut getan wird. Kurz: Man muss seine Mitarbeiterinnen als autonome und kompetente Menschen ernst nehmen.
»Ein Veranstaltungstechniker sieht seinen Anteil am Erfolg der Firma gleich gewertet wie den Anteil des jeweiligen temporären Projektleiters. Und so arbeitet er dann auch! Ich bin auch heute noch nach all den Jahren in meiner Rolle als Geschäftsführer regelmäßig überrascht über das Ausmaß an Weitblick, Engagement und Hilfsbereitschaft, das Menschen sich in einem solchen System gegenseitig gewähren. Und das ist kein Märchen der Brüder Grimm, sondern bei uns im Unternehmen täglich gelebte Realität.«
Bei dieser Gelegenheit zitiert Pflüger den Geschäftsführer der brasilianischen Semco S/A, einem Unternehmen mit 3.000 Mitarbeitern, das ähnlich demokratisch geführt wird wie CPP: »Unternehmen sollen Mitarbeiter nicht wie Kinder, sondern wie Erwachsene behandeln.« Die Forschung bestätigt, was die Praktiker bereits zum Handlungsrezept gemacht haben. Der Neuromediziner Joachim Bauer schreibt, dass »Transparenz, faires Verhalten und dosiertes Vertrauen« Voraussetzungen für Motivation unter den Mitarbeitern sind. 80
Die bedanken sich mit viel Engagement. Wenn die Firma bei einem neuen Auftrag an die Grenzen ihrer technischen Möglichkeiten stößt, lernen die Mitarbeiterinnen eben ad hoc, mit der benötigten Technologie umzugehen. Bei CPP wird ständig on the job weitergelernt, niemand denkt sich etwas dabei, dass seine Ausbildungszeit somit praktisch erst endet, wenn er in Rente geht. Formal ist kaum jemand für all das ausgebildet, was er tut, dennoch können alle mit den diplomierten und zertifizierten Kollegen aus anderen Betrieben oft erstaunlich gut mithalten. Offenbar fördern ihr Interesse und ihre Begeisterung gleichzeitig ihre Kompetenz.
Bei so viel grundsätzlicher Gleichheit und breitem Einvernehmen wäre es schwierig, die Mitarbeiter unterschiedlich zu bezahlen. Die langen Jahre als Teil von CPP haben bei Pflüger die Frage aufgeworfen, woran sich der Wert einer Arbeit überhaupt bemisst. Sicher, wir sind daran gewöhnt, ihn nach der Dauer in Stunden oder nach dem notwendigen Qualifikationsgrad zu bestimmen. CPP wirft alle diese Maßstäbe über den Haufen und bezahlt alle Betriebsangehörigen gleich, Ausnahmen sind nur Pflüger und sein Mitgeschäftsführer Thomas Lutz, da sie die unternehmerischen Risiken tragen.
Das Konzept des gleichen Lohnes speist sich hier nicht aus einer sozialistischen Idee, es ist im »System CPP« nur folgerichtig. Das System mit allen seinen Komponenten ist eine bewährte Praxis geworden, aus den Kinderschuhen längst herausgewachsen. Von den Mitarbeiterinnen wird es als gut und richtig angenommen.
Offenbar schätzen die CPPler also ihre konsequente Art der betrieblichen Mitbestimmung. Offenbar ist sie
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