Einfach göttlich
hohl. Oder es handelt sich um relativ dünne Bronzeplatten auf einer Unterlage aus Holz.«
»Es heißt, das Portal besteht aus massiver Bronze.«
»Ja, das würde ich auch behaupten.«
»Entschuldigt bitte.«
Ein untersetzter Mann näherte sich. Er trug die Uniform der Palastwache.
»Das ist Feldwebel Fergmen«, sagte Simony. »Ja, Feldwebel?«
»Das Portal ist mit klatschianischem Stahl verstärkt. Dazu entschied man sich nach all den Kämpfen zur Zeit des Falschen Propheten Zog. Und es öffnet sich nur nach außen. Wie ein Schleusentor, versteht ihr? Wenn man Druck auf die beiden Türhälften ausübt, so preßt man sie nur noch fester zusammen.«
»Und wie wird das Portal geöffnet?« erkundigte sich Urn.
»Der Zönobiarch hebt die Hand, und Gottes Atem läßt die Tür aufschwingen«, antwortete der Feldwebel.
»Ich habe eine logische Antwort erwartet.«
»Oh. Nun, einer der Diakone verschwindet hinter einem Vorhang und betätigt einen Hebel. Und… beim Wachdienst in den Krypten… Mir ist ein spezieller Raum aufgefallen, mit Rohrleitungen und Zahnrädern drin. Irgendwo rauschte Wasser…«
»Ein hydraulisches System«, sagte Urn. »Dachte ich mir.«
»Kannst du dir Zugang verschaffen?« fragte Simony.
»Zu dem Raum? Warum nicht? Niemand kümmert sich darum.«
»Wäre er imstande, von dort aus das Portal zu öffnen?« wandte sich Simony an Didaktylos’ Neffen.
»Hm?«
Urn rieb sich mit einem Hammer nachdenklich am Kinn. Er schien in einer ganz anderen Welt zu weilen.
»Käme Fergmen mit dem hydraulischen System zurecht?«
»Hm?« murmelte Urn. »Oh, das bezweifle ich.«
»Und du?«
»Wie?«
»Könntest du es bedienen?«
»Das nehme ich an. Immerhin geht’s dabei nur um Rohrleitungen und Druck und so. Hm.«
Urns nachdenklicher Blick galt noch immer dem Dampfwagen. Simony nickte dem Feldwebel zu und bedeutete ihm, die Scheune zu verlassen. Dann begann er mit einer mentalen interplanetaren Reise, um den Ort zu erreichen, an dem sich Urn befand.
Er sah ebenfalls zum Wagen.
»Wann ist er fertig?«
»Hmm?«
»Ich habe gefragt, wann…«
»Morgen abend. Wenn wir die ganze Nacht durcharbeiten.«
»Aber wir brauchen ihn übermorgen früh! Und vor dem Einsatz müssen wir ihn testen.«
»Er funktioniert bestimmt«, sagte Urn.
»Glaubst du?«
»Ich habe ihn gebaut. Ich weiß darüber Bescheid. Du kennst dich mit Schwertern, Speeren und so weiter aus. Mein Fachgebiet sind Vorrichtungen, die sich bewegen. Der Wagen funktioniert, keine Sorge.«
»Gut. Nun, ich muß mich noch um andere Dinge kümmern…«
»In Ordnung.«
Urn blieb allein in der Scheune zurück. Er starrte auf den Hammer, blickte dann wieder zum Wagen.
Die hiesigen Schmiede wußten nicht, wie man richtige Bronze goß. Und ihr Eisen… Eine Katastrophe. Vom Kupfer ganz zu schweigen – es war regelrecht entsetzlich. In Omnien schien man auf die Herstellung von Stahl spezialisiert zu sein, der beim ersten Schlag splitterte. Im Lauf der Jahre hatte die Quisition alle guten Schmiede… geläutert.
Urn wußte, daß er nicht mehr zu leisten vermochte, aber…
»Der Dampfwagen funktioniert beim ersten Einsatz«, brummte er. »Doch was den zweiten oder dritten betrifft, kann ich nichts garantieren.«
V orbis saß wieder auf dem steinernen Stuhl im Garten, und um ihn herum lagen Papiere auf dem Boden.
»Nun?«
Die kniende Gestalt sah nicht auf. Zwei Wächter standen mit gezückten Schwertern in der Nähe.
»Die Leute von der Schildkröte…«, brachte der Mann hervor. Die Angst verlieh seiner Stimme einen schrillen Klang. »Sie planen etwas.«
»Natürlich, das überrascht mich nicht«, erwiderte Vorbis. »Die Frage lautet: Was planen sie?«
»Bei der Zeremonie… wenn du als Zönobiarch bestätigt wirst… Dann kommt eine Maschine, die sich von ganz allein bewegt. Sie… sie wird die Tempeltür zerschmettern…«
Die Stimme verklang.
»Und wo ist die Maschine jetzt?« fragte Vorbis.
»Ich weiß es nicht. Ich weiß nur eins: Die Schildkröten-Leute haben Eisen von mir gekauft.«
»Ein eiserner Apparat.«
»Ja.« Der Mann holte tief Luft und schien nach den richtigen Worten zu suchen. »Die Leute sagen… Es heißt… Die Wächter meinten… du hast meinen Vater einkerkern lassen, und ich… ich wollte dich bitten…«
Vorbis blickte auf den Knienden hinab.
»Du fürchtest, daß ich dich ebenfalls in den Kerker werfen lasse. Du glaubst, daß ich dazu fähig bin. Du fürchtest, daß ich folgendes denke: Dieser Mann hat
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