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Einfach göttlich

Einfach göttlich

Titel: Einfach göttlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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erwiderte der Unbekannte im Plauderton. »Nun, dieser Bursche Abbys kann mich mal.«
    Brutha zögerte. Natürlich hatte sich der Mann gerade einen sicheren Platz in mindestens tausend Höllen verdient – ganz zu schweigen davon, daß sich die Quisition ein oder zwei Monate lang um ihn kümmern sollte. Andererseits: Der Mann gehörte offenbar zur Heiligen Legion – unter dem Umhang war gerade ein Schwert zum Vorschein gekommen.
    Legionäre durften sich gewisse Freiheiten erlauben, ebenso wie Inquisitoren. Der häufige Kontakt mit den Gottlosen beeinflußte sie und setzte ihre Seelen tödlichen Gefahren aus. Brutha beschloß, großzügig zu sein.
    »Und wohin willst du an einem so schönen Morgen mit so vielen Kamelen, Bruder?«
    Der Soldat zog einen Gurt fest.
    »Wahrscheinlich zur Hölle.« Der Legionär grinste humorlos und fügte an: »Vermutlich erreiche ich sie direkt hinter dir.«
    »Ach? Der Prophet Ischkiebel wies uns darauf hin, daß ein Mann gar kein Kamel braucht, wenn er zur Hölle reiten will, ebensowenig wie ein Pferd oder einen Esel. Die Zunge allein genügt ihm«, betonte Brutha und blickte so streng drein, wie er konnte, während ein Hauch von Mißbilligung in seiner Stimme bebte.
    »Haben uns einige Propheten Botschaften in Hinsicht auf vorlaute Lümmel hinterlassen, die einen Satz warme Ohren verdienen?« fragte der Legionär.
    »›Wehe dem, der seine Hand gegen einen Bruder erhebt und ihn so behandelt wie einen Ungläubigen‹«, zitierte Brutha. »Ossory, Regel XI, Vers 16.«
    »›Verzieh dich und vergiß schleunigst, daß du uns gesehen hast, wenn du nicht in erhebliche Schwierigkeiten geraten willst, mein Freund.‹ Feldwebel Aktar, Kapitel I, Vers 1.«
    Brutha runzelte die Stirn. Daran erinnerte er sich nicht.
    »Ich hoffe, du hast eine angenehme Reise«, sagte er höflich. »Wohin auch immer sie führen soll.«
    Er kehrte in die Richtung zurück, aus der er kam, eilte zum Tor.
    »Wenn du meine Meinung hören willst…«, wandte er sich an die Schildkröte im Korb. »Dem Burschen sollte man in einer ganz speziellen Hölle Manieren beibringen.«
    Om schwieg.
    Die anderen Mitglieder der ephebianischen Reisegruppe fanden sich ein. Brutha nahm Haltung an und versuchte, niemandem im Weg zu sein. Er sah einige Kavalleristen, doch sie trugen keine Djeliba wie die Kamelreiter, sondern Westen aus winzigen Metallschuppen und schwarzgelbe Umhänge – mit dieser Kleidung schmückten sich Legionäre nur bei besonderen Anlässen. Brutha fand, sie sahen darin sehr eindrucksvoll aus.
    Schließlich trat einer der Stallburschen auf ihn zu.
    »Was machst du hier, Novize?« fragte er scharf.
    »Ich reise nach Ephebe«, erwiderte Brutha.
    Der Mann starrte ihn einige Sekunden lang groß an und grinste dann.
    »Du? Bist nicht einmal Priester und willst nach Ephebe?«
    »Ja.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Jemand hat es ihm gesagt«, erklang Vorbis’ Stimme hinter dem Mann. »Deshalb ist er hier. Um meinen Wünschen zu dienen.«
    Brutha konnte das Gesicht des Stallburschen ganz deutlich sehen. Eine langsame Veränderung machte sich dort breit, und sie zu beobachten… Ebenso konnte man zusehen, wie ein Ölfleck über einen Teich glitt. Schließlich drehte sich der Mann so, als seien seine Füße an einer Drehscheibe festgenagelt.
    »Vorbis, Herr…« Selbst die Stimme klang ölig.
    »Und jetzt möchte er ein Roß«, sagte der Exquisitor.
    Entsetzen legte sich wie ein gelber Schatten über die Züge des Stallburschen.
    »Natürlich. Selbstverständlich. Sofort. Das beste aller Rösser…«
    »Mein Freund Brutha ist ein bescheidener und demütiger Diener des Großen Gottes Om«, sagte Vorbis. »Er gibt sich mit einem Maulesel zufrieden, nicht wahr, Brutha?«
    »Ich… ich kann gar nicht reiten, Herr«, erwiderte der Novize verlegen.
    »Auf einem Maulesel kann jeder reiten«, meinte Vorbis. »Unter Umständen sehr oft bei einer kurzen Strecke. Und nun… Sind alle da?«
    Er wölbte eine Braue und sah den wachhabenden Feldwebel an, der zackig salutierte.
    »Wir warten noch auf General Fri’it, Herr.«
    »Ah. Feldwebel Simony, nicht wahr?«
    Vorbis hatte ein schrecklich gutes Namensgedächtnis. Er kannte alle. Der Feldwebel erbleichte ein wenig und salutierte erneut, noch zackiger als vorher.
    »Ja, Herr!«
    »Wir brechen ohne General Fri’it auf«, sagte der Exquisitor.
    Auf den Lippen des Feldwebels formte sich ein A – der erste Buchstabe des Wortes »Aber« – und verschwand wieder.
    »General Fri’it ist

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