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Einfach göttlich

Einfach göttlich

Titel: Einfach göttlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Einige schreckliche Sekunden lang fragte sich Brutha, ob die Schildkröte aus dem Korb gefallen war, doch dann spürte er ihr beruhigendes Gewicht am Riemen.
    »Wir müssen auch sicher sein, daß Er in Ephebe bei uns weilt, während wir von Ungläubigen umgeben sind«, fügte Vorbis hinzu.
    »Davon bin ich überzeugt«, sagte Brutha.
    »Außerdem gilt es, auf die Ankunft des Propheten vorbereitet zu sein«, meinte der Exquisitor.
    Die Wolke hatte nun den oberen Bereich der Dünen erreicht und verflüchtigte sich in der Ödnis.
    Brutha wollte sie mit allen Mitteln aus seinen Gedanken verbannen, aber ebensogut hätte er versuchen können, einen gefüllten Eimer unter Wasser zu leeren. Im Hochland der Wüste überlebte niemand. Dort gab es nicht nur heißen Sand, kochende Felsen und das brennende Gleißen der Sonne. Man erzählte sich von Regionen des Schreckens, die selbst die verrückten Nomaden mieden. Ein Meer ohne Wasser, Stimmen ohne Mund…
    Was keineswegs bedeuten sollte, daß die unmittelbare Zukunft nicht schon genug Entsetzen in Aussicht stellte…
    Brutha hatte das Meer schon einmal gesehen, aber der Omnianismus förderte nicht gerade das Interesse daran. Vielleicht deshalb, weil Wüsten schwerer zu durchqueren waren. Weil sie dafür sorgten, daß die Leute zu Hause blieben. Aber manchmal verwandelten sich die Wüstenbarrieren in ein Problem, und dann mußte man sich dem Meer zuwenden.
    Der Ort Il-drim bestand nur aus einigen Hütten, die sich an einem steinernen Pier zusammendrängten. Dort lag eine Trireme, an deren Mast die heilige Oriflamme wehte. Wenn die Kirche auf Reisen ging, so machten sich alte und hochrangige Personen auf den Weg. Was bedeutete: Die Kirche reiste mit Stil.
    Die Gruppe verharrte auf einer Hügelkuppe und beobachtete den Kai.
    »Verweichlicht und verdorben sind wir«, sagte Vorbis. »So steht es mit uns, Brutha.«
    »Ja, Herr.«
    »Und wir sind bösen Einflüssen ausgesetzt. Das Meer, Brutha. Es spült an die Küsten des Unheils, und es bringt gefährliche Ideen. Die Menschen sollten nicht reisen, Brutha. Die Wahrheit liegt in der Mitte. Wer reist und sich von der Mitte entfernt, geht damit das Risiko ein, Irrtümern zu erliegen.«
    »Ja, Herr.«
    Vorbis seufzte.
    »Zu Ossorys Zeiten segelten wir allein, in Booten aus Leder. Wir vertrauten dem von Gott geschickten Wind. Auf eine solche Weise sollten heilige Leute reisen.«
    Ein winziger Funke des Trotzes regte sich in Brutha und erklärte, für zwei Decks zwischen Füßen und Wasser würde er durchaus ein wenig Verdorbenheit auf sich nehmen.
    »Wie ich hörte, ist Ossory einmal mit einem Mühlstein zur Insel Erebos gesegelt«, sagte er, nur damit das Gespräch nicht endete.
    »Für den wahren Gläubigen ist nichts unmöglich«, erwiderte Vorbis.
    »Versuch mal, ein Streichholz an Sülze zu entzünden, Blödmann.«
    Brutha versteifte sich. Vorbis konnte die Stimme nicht überhört haben.
    Die Stimme der Schildkröte erklang erneut.
    »Wer ist der Narr?«
    »Vorwärts«, sagte Vorbis. »Wie ich sehe, kann es unser Freund Brutha gar nicht abwarten, an Bord zu gehen.«
    Die Pferde setzten sich wieder in Bewegung.
    »Wo sind wir? Was geschieht jetzt? Hier drin ist es so heiß wie in der Hölle, und glaub mir: Ich weiß, wovon ich rede.«
    »Ich kann jetzt nicht mit dir reden!« zischte der Novize.
    »Der Gestank des Kohls ist einfach unerträglich! Es werde Salat! Es werden Melonenscheiben!«
    Die Rösser traten vorsichtig und vielleicht auch mit gemischten Gefühlen über den Pier und anschließend über eine Laufplanke. Der Bastkorb wackelte immer heftiger. Brutha sah sich schuldbewußt um, aber scheinbar bemerkte niemand etwas. Trotz der Größe des Novizen konnte man ihn leicht übersehen. Praktisch alle anderen Leute hatten Besseres zu tun, als ihre Zeit damit zu vergeuden, jemanden wie Brutha zu beobachten. Offenbar war er selbst für Vorbis unsichtbar geworden – der Exquisitor sprach mit dem Kapitän.
    Brutha fand einen ruhigen Platz am spitz zulaufenden Ende der Trireme – eins der nach oben ragenden Dinge mit Tüchern dran gewährte ihm dort etwas Privatsphäre. Er griff nach dem Korb, und Unbehagen erfaßte ihn, als er den Deckel hob.
    Die Stimme der Schildkröte ertönte von tief unter ihrem Panzer.
    »Sind Adler in der Nähe?«
    Brutha sah zum Himmel hoch. »Nein.«
    Der Kopf kam zum Vorschein.
    »Du…«, begann das Reptil.
    »Ich konnte nicht mit dir reden!« verteidigte sich Brutha. »Die ganze Zeit über waren Leute in

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