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Einfach göttlich

Einfach göttlich

Titel: Einfach göttlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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muß doch jemanden geben, dachte Om. Er kann unmöglich der einzige sein, der… Dieser Gedanke war so schrecklich, daß der kleine Gott versuchte, ihn aus seinem Schildkrötenkopf zu verbannen. Doch es gelang ihm nicht…. der an mich glaubt.
    Der wirklich an mich glaubt. Nicht nur an zwei goldene Hörner oder irgendein großes Gebäude. Nicht an den Schrecken von heißen Brenneisen und glühenden Messern. Ich meine keine Leute, die ihre Tempelsteuern bezahlen, weil es die Tradition verlangt – sondern Leute, die schlicht und einfach daran glauben, daß der Große Gott Om tatsächlich existiert.
    Und jetzt hat er sich mit jemandem eingelassen, der das scheußlichste mir bekannte Selbst hat, der Menschen nur deshalb tötet, um zu sehen, ob sie sterben. Eine Art Adler-Person, wenn es so etwas gibt…
    Om hörte undeutliches Murmeln.
    Brutha lag mit dem Gesicht nach unten auf dem Deck.
    »Was machst du da?« fragte Om.
    Der Novize drehte den Kopf.
    »Ich bete.«
    »Gut. Und wofür betest du?«
    »Das weißt du nicht?«
    »Oh.«
    Wenn Brutha stirbt…
    Die Schildkröte schauderte unter ihrem Panzer. Wenn Brutha starb… Mit den Ohren der Imagination hörte Om bereits das Seufzen des Winds im heißen Herzen der Wüste.
    Dort, wo die geringen Götter ein trauriges Dasein fristeten.
     
    W oher kommen Götter? Und wohin gehen sie?
    Der religiöse Philosoph Koomi von Smale versuchte, diese Fragen in seinem Buch Ego-Video Liber Deorum zu beantworten. In die Umgangssprache übersetzt lautet der Titel Götter: Ein Leitfaden für den skeptischen Gläubigen.
    Man sagte, daß ein Höchstes Wesen existieren mußte, denn wie sonst konnte man die Entstehung des Universums erklären, hm?
    Koomi vertrat ebenfalls die Ansicht, daß ein Höchstes Wesen existierte. Aber da im Universum ein ziemliches Durcheinander herrschte, konnte es unmöglich vom Höchsten Wesen erschaffen worden sein. Andernfalls hätte das Höchste Wesen mit seiner Allmacht dafür gesorgt, daß mehr Ordnung herrschte, und sicher wäre es auch bereit gewesen, Dingen, wie zum Beispiel Nasenlöchern, mehr Ästhetik zu verleihen.
    Um es anders auszudrücken: Das Vorhandensein einer schlecht montierten Uhr bewies die Existenz eines blinden Uhrmachers. Man brauche sich nur umzusehen, dann konnte man feststellen, wo es überall noch Verbesserungsmöglichkeiten gab.
    Woraus sich folgender Schluß ziehen ließ: Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit war das Universum von einem Untergebenen in aller Eile konstruiert worden, als das Höchste Wesen einmal nicht hinsah.
    Aus diesem Grund hielt es Koomi für keine gute Idee, Gebete an das Höchste Wesen zu richten. Dadurch mochte Seine Aufmerksamkeit geweckt werden, was Schwierigkeiten geradezu heraufbeschwor.
    In Hinsicht auf die vielen geringeren Götter vertrat Koomi eine spezielle Theorie: Seiner Ansicht nach wuchsen und gediehen Götter, weil es jemanden gab, der an sie glaubte. Der Glaube ist ihre Nahrung. Als die Menschheit noch in kleinen Stämmen lebte, gab es vermutlich Millionen von Göttern. Um nur ein Beispiel zu nennen: Die lokalen Götter des Donners und der Liebe verschmolzen ebenso miteinander wie Quecksilbertropfen, als sich die kleinen Stämme zu großen Stämmen zusammenschlossen und wirkungsvollere Waffen entwickelten. Auch die anderen Götter konnten wachsen – dabei spielte es keine Rolle, wie klein sie anfingen. Sie gewannen an Bedeutung, sobald sie mehr Anhänger fanden, mehr Menschen, die an sie glaubten. Wenn deren Zahl schrumpfte, so verringerte sich auch die göttliche Macht, und umgekehrt.
    Es war ein ständiges Auf und Ab.
    Götter fanden Gefallen an so etwas. Vorausgesetzt, das Auf betraf sie selbst und das Ab andere Leute.
    Koomis Theorie basierte zum größten Teil auf der guten alten gnostischen Häresie, die überall dort im Multiversum Wurzeln schlägt, wo Menschen nicht mehr niederknien, sondern aufstehen und sich einige Minuten Zeit für ernsthaftes Nachdenken nehmen. Manchen von ihnen schwindelt angesichts der ungewohnten Höhe, und solche Leute neigen zu der Annahme, sorgfältige Überlegungen seien schädlich. Sie haben recht – weil sich Priester über so etwas ärgern und mit traditionellen Mitteln für Disziplin sorgen.
    Als die omnianische Kirche von Koomi erfuhr, zeigte sie ihn in jedem Ort des omnianischen Reiches herum, um ganz deutlich auf die Fehler in seiner Theorie hinzuweisen.
    Es gab viele Orte im omnianischen Reich, und deshalb mußte Koomi in viele kleine

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