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Einfach göttlich

Einfach göttlich

Titel: Einfach göttlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Wunsch ist in Erfüllung gegangen. Gib Vorbis keinen einzigen Bissen ab«, fügte der Gott hinzu.
    »Er hat noch immer Fieber und redet vor sich hin.«
    »Du hoffst immer noch, daß es dir gelingt, den Exquisitor zur Zitadelle zurückzubringen – und daß man dir dort glaubt?« fragte Om.

»Bruder Nhumrod hat mehrmals gesagt, ich sei überhaupt nicht fähig zu lügen«, erwiderte Brutha. Er zerbrach den Stein an der Höhlenwand, und mit einer scharfen Kante schnitt er die Schlange auf. »Außerdem bleibt mir nichts anderes übrig. Ich kann ihn doch nicht hier zurücklassen.«
    »Doch, das kannst du«, widersprach Om.
    »Damit er in der Wüste stirbt?« .
    »Ja. Es ist ganz einfach. Es ist viel einfacher, als ihn nicht in der Wüste sterben zu lassen.«
    »Nein.«
    »Es liegt an der Ethik, wie?« erkundigte sich Om sarkastisch.
    »Es liegt vor allem an meinen eigenen Grundsätzen.«
     
    D as Namenlose Boot schaukelte auf den Wellen eines kleinen, von Felsen gesäumten Kanals. Jenseits des Strands ragte eine halbhohe Klippe auf. Simony hatte sie erklettert, und nun kehrte er zu den Philosophen zurück, die im Windschatten eines Felsvorsprungs hockten.
    »Ich kenne diese Gegend«, sagte der Soldat. »Wir sind hier nur wenige Kilometer von einem Dorf entfernt, in dem ein Freund von mir wohnt. Wir brauchen nur bis heute abend zu warten.«
    »Warum machst du das alles?« fragte Urn. »Ich meine, was hat’s für einen Sinn?«
    »Hast du jemals von einem Land namens Istanzia gehört?« erwiderte Simony. »Es war nicht sehr groß. Und es besaß keine Reichtümer irgendeiner Art. Es diente nur einem kleinen, zufriedenen Volk als Heimat.«
    »Omnien hat jenes Land vor fünfzehn Jahren erobert«, sagte Didaktylos.
    »Ja«, bestätigte Simony. »Ich bin dort geboren. Damals war ich noch ein Knabe, aber ich erinnere mich genau daran. Ich werde nicht vergessen, was vor fünfzehn Jahren geschah. Und andere erinnern sich ebenfalls. Viele Leute haben Grund, die Kirche zu hassen.«
    »Du hast dich immer in der Nähe von Vorbis aufgehalten«, sagte Urn. »Ich dachte, du wolltest ihn beschützen.«
    »Oh, das stimmt auch«, entgegnete Simony. »Ich möchte nicht, daß ihn jemand umbringt. Weil ich ihn selbst töten will.«
    Didaktylos zog sich die Toga enger um die Schultern und schauderte.
     
    D ie Sonne war am kupfernen Himmelsgewölbe festgenagelt. Brutha döste in der Höhle. Vorbis lag in einer Ecke, wälzte sich immer wieder von einer Seite auf die andere.
    Om saß im Eingang und wartete.
    Wartete gespannt.
    Und besorgt.
    Schließlich kamen sie.
    Unter kleinen Steinen schoben sie sich hervor, krochen aus Ritzen und Spalten. Aus dem Sand sprangen sie empor und fielen vom heißen Firmament herab. Ihre Stimmen erklangen nun, so leise wie das Flüstern von Mücken.
    Oms Anspannung wuchs.
    Er hörte etwas, doch es war nicht die Sprache der hohen Götter. Eigentlich handelte es sich gar nicht um eine Sprache in dem Sinne. Die geringen Götter brachten nur Wünsche und Begehren zum Ausdruck, ohne Substantive und mit einigen wenigen Verben.
    …Wollen…
    Gehört mir, antwortete Om.
    Es waren Tausende. Er hatte mehr Kraft – die Kraft eines Gläubigen –, doch die Geringen kamen wie ein Heuschreckenschwarm. Ihr Verlangen brach wie heißes Blei über Om herein. Sein einziger Vorteil bestand darin, daß die geringen Götter nichts von Zusammenarbeit wußten. Solche Konzepte wurden erst mit höheren Evolutionsstufen möglich.
    …Wollen…
    Gehört mir!
    Aus dem Zirpen wurde pfeifendes Jammern.
    Aber ihr könnt den anderen haben, sagte Om.
    … Stumpf, hart, geschlossen, unzugänglich…
    Ich weiß, erwiderte Om. Aber dieser gehört mir!
    Mentale Schreie hallten über die Wüste. Die geringen Götter flehten.
    Mit einer Ausnahme.
    Om merkte, daß eine sakrale Wesenheit abseits des allgemeinen Schwarms weilte und über einem von der Sonne gebleichten Knochen schwebte. Bisher hatte sie geschwiegen.
    Die Schildkröte wandte sich ihr zu.
    Du. Gehört mir.
    Ich weiß, erwiderte der kleine Gott. Er kannte die wahre göttliche Sprache, obgleich jedes Wort so klang, als müßte es mühsam aus staubigen Ecken im Gedächtnis hervorgekramt werden.
    Wer bist du? fragte Om.
    Der geringe Gott bewegte sich.
    Einst gab es eine Stadt, antwortete er. Nicht nur eine Stadt. Ein Reich mit vielen Städten. Ich, ich, ich erinnere mich an Kanäle und Parkanlagen. An einen See. Mit schwimmenden Gärten. Ich, ich. Und Tempel. Tempel, wie man sie sich besser

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