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Einfach göttlich

Einfach göttlich

Titel: Einfach göttlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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bemerkte Om. »Was bedeutet ›kumulodynamisch‹?«
    »Keine Ahnung. Niemand hat mir ein Wörterbuch gezeigt.«
    »Wie dem auch sei: Es ist nur eine Erklärung und kein Grund .«
    »Meine Großmutter meinte, der Donner wird vom Großen Gott Om verursacht, wenn Er Seine Sandalen abnimmt«, sagte Brutha. »An jenem Tag war sie in einer seltsamen Stimmung und lächelte fast.«
    »In metaphorischer Hinsicht hatte sie recht«, erwiderte Om. »Aber ich hab’s nie donnern lassen. Wegen der Zuständigkeit. Der eingebildete Blinde Io mit seinem großen Hammer hat das Donnern für sich gepachtet. Gehört natürlich zu diesen Typen auf dem Schickeriahügel.«
    »Du hast doch gesagt, es gäbe Hunderte von Donnergöttern«, meinte Brutha.
    »Ja. Und er ist sie alle. So was nennt man Rationalisierung. Einige Stämme schließen sich zusammen, und sie haben beide Donnergötter. Was geschieht? Die beiden göttlichen Entitäten gehen ineinander auf. Weißt du, wie sich Amöben teilen?«
    »Nein.«
    »Nun, es funktioniert so ähnlich, nur umgekehrt.«
    »Ich verstehe noch immer nicht, wie ein Gott Hunderte von Donnergöttern sein kann. Sie sehen doch alle anders aus…«
    »Pappnasen.«
    »Wie bitte?«
    »Und verstellte Stimmen. Zufälligerweise weiß ich, daß Io siebzig verschiedene Hämmer hat. Das ist natürlich ein Geheimnis. Ähnlich verhält es sich mit Muttergöttinnen. Es gibt nur eine. Sie hat natürlich viele Perücken, und außerdem ist es erstaunlich, was man mit einem wattierten Büstenhalter anstellen kann.«
    Dann war nur noch die absolute Stille der Wüste zu hören. Die Sterne leuchteten hinter einem hohen Vorhang aus Luftfeuchtigkeit und wirkten wie winzige Rosetten.
    Über jenem Ort, den die omnianische Kirche als obersten Pol bezeichnete – etwas in Brutha zog die Bezeichnung »Mitte« vor –, flackerte der Himmel.
    Brutha setzte Om ab und legte Vorbis in den Sand.
    Stille.
    Überall Leere und Ödnis. Hier gab es nur das, was man selbst mitbrachte. Seltsame Gefühle regten sich in dem Novizen. Auf diese Weise mußten die Propheten empfinden, wenn sie in die Wüste zogen, um… irgend etwas zu finden und mit… irgend jemandem zu sprechen.
    »Menschen müssen an etwas glauben«, sagte Om gereizt. »Warum nicht an Götter? Was gibt es denn sonst noch?«
    Brutha lachte.
    »Ich glaube, inzwischen glaube ich an nichts mehr«, entgegnete er.
    »Wobei ich natürlich eine Ausnahme bin!«
    »Oh, ich weiß, daß du existierst.« Brutha spürte, wie sich Om ein wenig entspannte. »Schildkröten haben etwas an sich. An Schildkröten kann ich glauben. Offenbar verfügen sie über eine Menge Existenz. Aber mit den Göttern im großen und ganzen habe ich Schwierigkeiten.«
    »Wenn sich die Menschen von den Göttern abwenden – dann könnten sie praktisch an alles glauben«, sagte Om. »Zum Beispiel an die Dampfkugel des jungen Urn. Alles käme in Frage.«
    »Hmm.«
    Ein grünes Glühen am Himmel vermittelte folgende Botschaft: Das Licht der Morgendämmerung jagte der Sonne hinterher.
    Vorbis stöhnte.
    »Es ist mir ein Rätsel, warum er nicht aufwacht«, brummte Brutha. »Ich habe keine Knochenbrüche festgestellt.«
    »Kennst du dich mit solchen Dingen aus?«
    »In einer der ephebianischen Schriftrollen ging es um Knochen und so. Kannst du ihm nicht irgendwie helfen?«
    »Warum sollte ich das?«
    »Du bist ein Gott.«
    »Ja. Und wenn ich stark genug wäre, könnte ich ihn vermutlich mit einem Blitz erschlagen.«
    »Ich dachte, Io sei für die Blitze zuständig.«
    »Nein, nur für den Donner. Man kann es so oft blitzen lassen, wie man will, aber für den Donner muß man Vereinbarungen mit Io treffen.«
    Der Horizont zeigte sich nun als goldenes Band.
    »Und Regen?« fragte Brutha. »Wie wär’s mit etwas Nützlichem ?«
    Eine silberne Linie tauchte am unteren Rand des goldenen Glanzes auf. Das Sonnenlicht flutete Brutha entgegen.
    »Das war gemein«, sagte die Schildkröte. »Und das mit Absicht. Mit der letzten Bemerkung wolltest du verletzen.«
    Es wurde rasch heller, und Brutha sah eine nicht allzu weit entfernte Felsinsel. Die vom Sand abgeschliffenen Säulen boten Schatten. In der Zitadelle gab es einen großen Vorrat an Schatten, aber hier in der Wüste war er echte Mangelware.
    »Höhlen?« fragte Brutha.
    »Schlangen.«
    »Aber es sind trotzdem Höhlen?«
    »Mit Schlangen drin.«
    »Giftschlangen?«
    »Dreimal darfst du raten.«
     
    D as Namenlose Boot glitt ruhig darin, angetrieben vom Wind. Urns Kutte hing als

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