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Einfach göttlich

Einfach göttlich

Titel: Einfach göttlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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improvisiertes Segel an einem Mast, der aus den Holzlatten des Gerüstes bestand. Zusammengebunden waren sie mit den Riemen von Simonys Sandalen.
    »Ich glaube, ich weiß jetzt, was schiefgegangen ist«, sagte Urn. »Wir waren zu schnell.«
    »Zu schnell?« wiederholte Simony. »Wir sind geflogen ! Und zwar über dem Wasser!«
    »Dem Mechanismus muß eine Art Kontrollvorrichtung hinzugefügt werden.« Urn kratzte die ersten Linien einer Konstruktionszeichnung in die Seite des Bootes. »Ein Ventil, das sich öffnet, wenn zuviel Dampf entsteht. Vielleicht zwei Kugeln, die sich drehen…«
    »Komisch, daß du ausgerechnet so etwas vorschlägst«, erwiderte Didaktylos. »Als wir vom Wasser abhoben und über die Wellen hinwegrasten, hatte ich das Gefühl…«
    »Die Explosion hätte uns fast umgebracht!« unterbrach Simony den Philosophen.
    »Das nächste Antriebssystem wird besser«, meinte Urn zuversichtlich und beobachtete den fernen Saum der Küste.
    »Warum gehen wir nicht irgendwo an Land?« fragte er.
    »An der Wüstenküste?« entgegnete Simony. »Weshalb? Dort gibt’s nichts zu essen und nichts zu trinken. Außerdem kann man sich leicht verirren. Nein, wir sollten uns von diesem Wind nach Omnien bringen lassen. Vor der Stadt kehren wir an Land zurück. Ich kenne Leute, die kennen Leute. Überall in Omnien haben wir Freunde. Damit meine ich Personen, die an die Schildkröte glauben.«
    »Ich wollte nie jemanden dazu bringen, an die Schildkröte zu glauben «, sagte Didaktylos kummervoll. »Es handelt sich um eine ziemlich große Schildkröte. Sie existiert. Die Dinge passieren, und ich nehme an, der Schildkröte ist das völlig gleich. Ich hielt es nur für eine gute Idee, alles niederzuschreiben und, äh, zu erklären und so.«
    Simony schenkte ihm keine Beachtung. »Manche Leute blieben die ganze Nacht auf, um Wache zu halten, während andere den Text kopierten. Unter großer Gefahr wurden die Abschriften verteilt! Jeder stellte eine her und gab sie weiter. Es war wie ein Feuer, das sich am Boden ausbreitete!«
    »Meinst du, es waren so viele Abschriften?« fragte Didaktylos vorsichtig.
    »Ich meine, es waren Hunderte! Tausende!«
    »Äh, jetzt dürfte es wohl zu spät sein, um fünf Prozent Tantiemen zu verlangen, wie?« In Didaktylos keimte die Hoffnung nur für wenige Sekunden. »Oh, ja, natürlich, ein dummes Anliegen. Entschuldigt die Frage.«
    Ein fliegender Fisch sauste, von einem Delphin verfolgt, aus dem Wasser.
    »Der junge Brutha tut mir leid«, sagte Didaktylos nach einer Weile.
    »Priester sind entbehrlich«, brummte Simony. »Es gibt ohnehin zu viele von ihnen.«
    »Er hatte unsere Bücher im Kopf«, gab Urn zu bedenken.
    »Vielleicht gibt ihm das Wissen genug Auftrieb zum Schwimmen«, spekulierte Didaktylos.
    »Der Bursche hatte sie ohnehin nicht alle«, meinte Simony. »Ich habe mitbekommen, wie er der Schildkröte etwas zugeflüstert hat.«
    »Ich wünschte, sie wäre noch bei uns.« Didaktylos seufzte. »Schmecken gut, Schildkröten.«
     
    E igentlich war es keine Höhle, nur ein tiefer Hohlraum, geschaffen vom geduldigen Wüstenwind und – vor langer Zeit – von fließendem Wasser. Doch er genügte.
    Brutha kniete auf dem Boden und hob den Stein.
    In seinen Ohren summte es, und seine Augen schienen in Sand zu ruhen. Seit dem Sonnenuntergang kein Tropfen Wasser. Und seit hundert Jahren nichts zu essen. Mir bleibt keine Wahl, dachte der Novize.
    »Es tut mir leid«, sagte er und schlug zu.
    Die Schlange hatte ihn die ganze Zeit über beobachtet, aber die Lethargie des frühen Morgens hinderte sie daran, rechtzeitig auszuweichen. Es knirschte leise, und Brutha ahnte: Sein Gewissen würde dieses Geräusch noch viele Jahre lang für ihn wiederholen.
    Falls er überlebte.
    »Gut«, sagte Om neben dem Jungen. »Häute das Biest jetzt und verschwende dabei keine Flüssigkeit. Wirf die Haut nicht weg.«
    »Ich wollte die Schlange nicht töten«, ächzte Brutha.
    Om schnaufte leise. »Sieh die Sache mal so. Wenn du die Höhle ohne eine Warnung von mir betreten hättest, dann lägst du nun auf dem Boden, mit einem Fuß so groß wie ein Kleiderschrank. Tu den anderen das an, was sie dir nicht antun sollen.«
    »Es ist nicht einmal eine sehr große Schlange«, meinte Brutha.
    »Stell dir vor, wie du nach dem Biß von unerträglichen Schmerzen heimgesucht wirst«, fuhr Om fort. »Dann denkst du daran, was du mit der Schlange gemacht hättest, wenn du imstande gewesen wärst, ihr zuvorzukommen. Nun, dein

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