Einfach Königlich2
Shel schon befürchtete, sie werde gleich einen Schlaganfall bekommen. „Ja, mein König, es sind Jeans. Ich befand mich bei einer privaten Verabredung, als ich von Ihrem – Ihrem erfreulichen Besuch erfuhr.“
„Ja, und sind Sie jetzt wieder okay?“
„Es geht mir gut, Sir. Vielen Dank für den Waschlappen.“ Als Jenny in die Suite geplatzt war und die Bescherung – Sheldon und Alex, die sich in aller Hast angekleidet hatten, dazu der wutschnaubende König – gesehen hatte, wäre sie fast in Ohnmacht gefallen. Schließlich hatte König AL Mitleid mit ihr gehabt, sie auf einen Sessel genötigt und ein feuchtes Tuch an ihre Stirn gehalten.
„Was ist mit Ihrem Date? Wo steckt denn der Kerl jetzt?“
„Majestät, als ich den Notruf bekam – ich meine, sobald ich von Ihrem freudigen Besuch erfuhr, hat er mich zum Hotel gebracht und ist selbst nach Hause gefahren.“
„Okay. Da wir also nicht mehr befürchten müssen, Sie zu verlieren, sage ich s noch ein weiteres Mal: Sie werden der Nagel zu meinem Sarg sein. Warum haben Sie nicht auf Alex aufgepasst?“
„Weil sie, Sir, ganz die Tochter ihres Vaters ist.“
„Ja und?“
„Nichts und“, schaltete sich Alex ein. „Lass Jenny endlich in Ruhe, Dad. Warum bist du überhaupt gekommen? Es ist …“ Sie sah sich nach einer Uhr um.
„Elf Uhr fünfunddreißig“, sprang Jenny hilfreich in die Bresche.
„Ich habe keinen einzigen Bericht erhalten.“
Alex blickte Jenny an, die womöglich noch röter wurde. (Es passte hervorragend zu ihren blutunterlaufenen Augen.) Fast ohne Atem zu holen, sprudelte sie hervor: „Bei allem schuldigen Respekt, Sir und Miss, das ist nicht wahr! Ich habe jeden Tag um exakt null-achthundert einen Bericht geschickt und einen weiteren um zwanzighundert.“
„Ich meinte einen Bericht von dir, mein Täubchen“, sagte der König zu Alex. „Denkst du, mich interessiert, welches Band du zerschneidest oder mit welchem Idioten du zu Mittag gegessen hast? Offizielle Berichte hab ich zur Genüge. Das hier aber … das sind die Sachen, über die ich Bescheid wissen möchte.“
„Und das hier geht dich verdammt noch mal gar nichts an.“
„Netter Versuch, Prinzessin-in-großen-Schwierigkeiten. Und Sie, junger Mann, was ist eigentlich mit Ihnen?“
„Ich?“ Shel verschluckte sich fast vor Schreck. Es fiel ihm schwer abzuschätzen, was hier eigentlich vorging und ob er womöglich Prügel zu erwarten hatte. Es war schon schlimm genug, vom Vater eines Mädchens erwischt zu werden … aber wenn besagter Vater auch noch der König eines Landes war? Und nun saßen sie wie die besten Freunde im Salon der Suite und tranken koffeinfreien Kaffee. Was mochte ihm drohen? Die Todesstrafe? Deportation? Ein Duell? Armdrücken? Was denn?
„Ja, was machen Sie so beruflich?“
Jenny beugte sich vor. „Dr. Sheldon Rivers ist Leiter des –“
„Ruhig, Jenny“, sagte der König ganz freundlich, und Jenny verstummte abrupt und starrte auf ihre Hände.
„Ich – äh – arbeite im Institut. Dort habe ich Ihre Tochter auch kennengelernt, als sie das Aquarium besuchte, und seitdem sind wir …“ Shel hustete. Er hatte drei Tassen Kaffee getrunken, warum war also sein Mund so trocken? „Seitdem haben wir uns öfter getroffen.“
„Getroffen?“, fragte der König.
„Getroffen?“, grinste Alex nicht sonderlich hilfreich.
Shel fühlte Zorn in sich aufsteigen. „Sie hat recht!“, knurrte er. „Es geht Sie überhaupt nichts an.“
„Jaja.“ Der König bohrte einen Finger in seine Brusttasche und zog einen dünnen Faden heraus, der wie ein zwanzig Zentimeter langes Stück Zahnseide aussah. Er begann sich tatsächlich die Zähne zu fädeln.
Es war Zahnseide.
„Oh, Dad!“, rief Alex und wandte die Augen von dem schrecklichen Anblick ab. „Muss das denn ausgerechnet jetzt sein?“
„Hey, ich hatte ein T-Bone-Steak zum Abendessen. Machen mich seitdem richtig wahnsinnig, diese Fasern.“ Die Seide schwirrte wie eine Saite, als er zwischen den Schneidezähnen reinigte. „Also, Kindchen, wann kommst du nach Hause?“
„Hab mich noch nicht entschieden.“
Das waren Neuigkeiten für Shel. Er fing allmählich an zu glauben, dass der Abend vielleicht doch gerettet werden konnte.
„Ach ja?“, grunzte der König.
„Ach ja.“
„Und wenn ich dir sage, dass du morgen früh mit mir zurückfliegst, weil David seine Projekte beendet hat und nun für dich übernehmen kann?“ Twäng, patäng!
„Dann würde ich dir sagen“,
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