Einfach sueß, diese Janey
ihn finster an.
Moose stemmte die Fäuste in die Hüften und richtete sich zu seiner ganzen imposanten Größe auf.
"Die Balken sind zu schwer für sie."
"Ach ja? Das soll sie mir selber sagen."
"Sie ist zu stolz. Die kippt lieber um, als dass sie aufgibt."
"Dann lass sie! " brummte Vic.
"Sie geben ihr 'ne andere Arbeit, Boss, oder ich gehe."
Vic wollte seinen Ohren nicht trauen. Er und Moose arbeiteten seit sieben Jahren zusammen. Diese Hexe! Sie hatte Moose auf ihre Seite gezogen durch das vage Versprechen, ihn einer Freundin vorzustellen ... und weil sie unerhört sexy in Jeans aussah.
Doch etwas in Mooses Ton hinderte Vic aufzufahren. Er warf einen Blick in die Richtung, wo Janey gerade versuchte, einen achtzehn Fuß langen Bodenbalken vom Stapel zu hieven. Es war ein fast komischer Anblick, aber Vic war nicht zum Lachen zumute.
Mit langen Schritten ging er auf sie zu und brüllte: "Legen Sie das wieder hin!" Verblüfft ließ Janey den Balken fallen.
"Haben Sie denn nicht die Spur von Verstand?" blaffte Vic.
"Aber Sie sagten doch . . ."
"Ich pfeife darauf. Ich will nicht, dass auf meiner Baustelle irgendwer zu Schaden kommt. Wenn Sie etwas nicht können, dann geben Sie es gefälligst zu! "
"Ich kann es." Janey hob trotzig das kleine Kinn.
"Haben Sie je etwas von Bescheidenheit gehört?"
"Es überrascht mich, dass Ihnen dieses Wort vertraut ist", entgegnete sie patzig.
"Hören Sie, Kleine, Sie sind höchstens ein Meter und sechzig groß und wiegen vielleicht neunzig Pfund. Diese Balken sind fast genauso schwer. Sie können sie nicht heben."
"Und warum haben Sie es mir überhaupt aufgetragen?"
Um zu beweisen, dass Sie es nicht können, durchzuckte es Vic, und die Gewissensbisse kehrten zurück.
"Es war mies von mir."
Janey starrte ihn fassungslos an. Ihre feingeschwungenen, frischen Lippen, die geradezu zum Küssen einluden, zuckten, die grüngoldenen Augen blitzten, aber nicht vor Zorn. Im nächsten Moment konnte sie sich nicht mehr zurückhalten und lachte los. Und ihr Lachen klang hell und klar wie das Plätschern eines Gebirgsquells.
Vic beobachtete sie mit versteinerter Miene. Sie sah wunderschön aus, frei und natürlich. Verdammt, er musste diese Frau loswerden, aber nicht zu dem Preis, dass sie sich auf seiner Baustelle verletzte.
"Können Sie mit einer Kreissäge umgehen?"
Janey unterdrückte ein Lächeln. Großartig. Er war ihr in die Falle gegangen. Auf diesen Moment hatte sie nur gewartet.
Im Verlauf der nächsten Stunde merkte Vic schnell, dass Janey genau wusste, wie man Maß nimmt und die Kreissäge gebraucht. Die Arbeit ging plötzlich so zügig voran, wie Vic es liebte. Über die Jahre hatte er immer wieder versucht, Moose beizubringen, mitzudenken und sich nicht auf die Kuliarbeit zu beschränken, aber er war nie in den Dickschädel des Bauarbeiters vorgedrungen.
Vic wandte sich um und schaute zu Moose. Während der jahrelangen Zusammenarbeit war es ihm zur Gewohnheit geworden. Moose kontrollieren und anbrüllen. Regelmäßig ertappte er Moose dabei, wie er versunken in die Ferne starrte oder eine kleine Zigarettenpause einlegte oder in gemächlichem Schneckentempo vor sich hin werkelte.
Doch was Vic jetzt sah, kam einem Wunder gleich. Moose arbeitete. Er schwitzte sogar. Vic kniff die Augen zusammen.
Kein Zweifel, hin und wieder blickte Moose verstohlen zur Seite, um festzustellen, ob die Kleine ihn auch beachtete.
Er produzierte sich vor ihr. Welch eine Vergeudung, all die Jahre, dachte Vic ironisch. Eine Frau war offenbar genau das, was man auf dem Bau brauchte. Moose jedenfalls schuftete wie nie.
"He, Clarence!" rief Vic ihm zu. Moose blickte verblüfft auf. "Gute Arbeit!"
Es war das erste Mai, dass Vic den Bauarbeiter so lächeln sah. Der Ausdruck auf seinem Gesicht erinnerte ihn an einen streunenden Hund, dem jemand den Kopf getätschelt hatte. Und wieder fühlte Vic eine Spur von Scham.
Verdammt. Wenn es sein Wunsch gewesen wäre, die Rätsel der menschlichen Natur zu erforschen, wäre er Sozialarbeiter oder so etwas geworden!
Er musste diese Frau loswerden, sonst brachte sie ihm am Ende noch alle möglichen Dinge über sich selbst bei, ohne deren Wissen er viele Jahre zufrieden gelebt hatte.
Janey war sich Vic's Gegenwart unaufhörlich bewusst. Es war ein beunruhigendes Gefühl, das sie von ihrer Zusammenarbeit mit Jonathan gar nicht kannte.
Sicher in einer Zahnarztpraxis ging es sehr zivilisiert und geschäftsmäßig zu. Die Arbeit dort war
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