Einfach sueß, diese Janey
ich ein gefühlloser, hinterhältiger Schuft sei, könntest du so zwei Fliegen auf einen Schlag töten? Deine Gefühle für mich ersticken und zugleich Vergeltung üben?"
Sie schwieg verwirrt.
"Und jetzt ist dir beides unmöglich geworden."
Vic hielt sie immer noch fest, aber nun drängte sie ihn mit beiden Händen fort.
"Lass mich los!"
Er kam ihrem Wunsch sofort nach. "Du hast recht", sagte er sanft. "Du musst dir noch über vieles klar werden, bevor dies geschehen kann."
"Es wird nie geschehen!" Janey sprang auf und sah ihn zornig an. "Du hast meinen Vater umgebracht."
"Ist er tot, Janey?" Vic stand ebenfalls auf und schaute sie so ehrlich besorgt an, dass es sie fast zu Tränen rührte.
"Es gibt viele Arten zu sterben. Dad ist in gewisser Weise vor acht Jahren gestorben. Und das war dein Werk."
"Nein, Janey. Er hatte es sich selbst zuzuschreiben."
"Das ist nicht wahr! "schrie sie. "Er war stark und gut und wundervoll. Du hast ihn zerstört, hast mit deiner Gier und deinem Ehrgeiz einen wunderbaren Mann vernichtet."
"Der wunderbarer Mann wurde durch Gier und Ehrgeiz vernichtet", stimmte Vic zu. "Aber es war seine Gier, sein Ehrgeiz." Janey holte aus und schlug ihn mit aller Macht mitten ins Gesicht. Ihre Hand brannte von dem Schlag, und sie wünschte, sich erschrocken, Vic würde zurückschlagen und damit ein für allemal beweisen, dass er ein skrupelloser Grobian sei, der sich auf alles stürzte, was schwächer war als er.
Doch Vic rührte sich nicht, und aus seinem Blick sprach eine unendliche Traurigkeit, als habe er Mitleid mit ihr.
Aufschluchzend wandte Janey sich von ihm ab und rannte davon.
Er ließ sie gehen. In diesem Moment konnte er nichts anderes tun. Nur warten. Vic hatte plötzlich das seltsame Gefühl, als habe er sein ganzes Leben auf Janey gewartet.
Energisch schüttelte er es ab. Sie hätte ihn belogen und hintergangen. Auch wenn sie nicht für die Sabotage an seinem Bau verantwortlich war, war sie darauf aus gewesen, ihn zu vernichten.
Müde und erschöpft strich er sich durchs Haar. Diese kleine Waldnymphe hatte sein Leben in der kurzen Zeit, seit sie auf seiner Baustelle aufgetaucht war, völlig auf den Kopf gestellt. Er konnte sich glücklich schätzen, dass er sich nicht auch noch persönlich mit ihr eingelassen hatte, aus welchem Grund auch immer.
Plötzlich fiel ihm der Grund ein. Melanie. Er seufzte. Er würde mit Melanie sprechen müssen.
Janey fuhr vor ihrem kleinen Haus vor und stieg aus dem Auto aus. Sie war so müde, dass sie taumelte. Als sie sich aber zum Haus umdrehte, wurde sie schlagartig wieder wach. Alle Fenster waren hell erleuchtet.
Sie holte tief Luft, ging den schmalen Pfad hinauf und öffnete die Eingangstür. Eins, zwei, drei große Brüder zählte sie. Und Jonathan.
"Was ist denn hier los?"
"Janey! " riefen die vier wie aus einem Mund. Im nächsten Moment standen sie alle um sie herum und bestürmten sie mit Fragen, bis keiner mehr sein eigenes Wort verstehen konnte.
"Ruhe! " schrie Janey schließlich energisch und sank erschöpft auf,einen Küchenstuhl. "Was, zum Teufel, geht hier vor?"
Jonathan räusperte sich. "Janey, ich fuhr gegen Mitternacht hier vorbei und stellte fest, dass du nicht zu Hause warst. Ich musste daran denken, wie seltsam es mir vorgekommen war, dass du dir meinen Wagen ausborgen wolltest und ... wo in aller Welt hast du gesteckt?"
"Das geht dich nichts an", sagte sie. "Keinen von euch. Ich bin eine erwachsene Frau und kann einfach nicht glauben, wie ihr euch benehmt."
"Wir haben uns nur Sorgen gemacht", protestierte ihr jüngster Bruder. "Das ist doch kein Verbrechen, oder? Es ist nicht deine Art, mitten in der Nacht ... irgendwo zu sein."
Sie wusste, was er darum gegeben hätte, genaueres über dieses "irgendwo" zu erfahren, aber sie war in Streitlaune.
"Ich war aus, Punktum. Was denkt ihr euch eigentlich? Ich hätte zum Beispiel bei einer kranken Freundin sein können. Oder kurz entschlossen auf einem Wochenendurlaub. Oder ganz einfach zum Einkaufen in einem durchgehend geöffneten Supermarkt."
"Aber das warst du nicht, stimmt's?" fragte Jonathan leise. "Du warst mit ihm zusammen, nicht wahr?"
"Ach, Jonathan, das ist eine lange Geschichte und nicht so, wie du, denkst."
"Du warst also mit ihm zusammen", wiederholte er kühl.
"Nicht so, ich meine ... es war nicht geplant." Unwillkürlich presste sie die Lippen zusammen, denn sie hatte plötzlich das verrückte Gefühl, als könne man es ihnen ansehen. Er hat
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