Einfach verliebt!: Roman (German Edition)
Geheimnisse.«
»Geheimnisse, was? Du bist doch der große Heimlichtuer. Hast du keine Skrupel, dass du irgendwas ausplaudern musst?«
Um seine Augen bildeten sich winzige Lachfältchen. »Ich habe nicht vor zu verlieren.«
»Das werden wir ja sehen«, versetzte sie schnippisch.
Er gab jedem von ihnen sieben Karten und legte den verbliebenen Stapel verdeckt auf das Bett. Sobald sie ihre Karten sortiert hatten, bedeutete Ben ihr anzufangen.
»Hast du eine Drei?«, erkundigte sie sich.
»Nein.« Er grinste. »Nimm eine.«
Julia nahm eine Karte von dem Stapel und lächelte durchtrieben. »Treffer.« Strahlend legte sie ihre Dreien aus.
Ben grummelte gutmütig.
Julia entspannte, während sie rasch die zweiundfünfzig Karten ausspielten. Dass Ben gewann, fand sie allerdings weniger gut.
»Und jetzt«, meinte er und rieb sich die Hände. »Was will ich wohl von dir wissen?«
Er sah sie scharf an, und Julia begann unruhig auf ihrem Stuhl herumzurutschen. »Ich habe keine Geheimnisse.«
»Na schön. Dann können wir ja Strippoker spielen.«
Sie sprang mit einem frivolen Lachen auf. »Klingt toll.« Aber dann erstarrte sie. Überhaupt nicht toll! Gute Güte, Julia, sag so was nie wieder!
»Nein, lass uns lieber bei den Geheimnissen bleiben«, erwiderte sie kleinlaut.
Er lachte. »Na gut, wenn du dieses scheußliche Hosenungetüm unbedingt anbehalten willst, dann erzähl mir mal, wie du in der Highschool warst – aber ohne zu mogeln.«
Sie wäre die warme, kratzige Hose gern losgeworden, zumal sie sie ebenso bescheuert fand wie er. Aber sie machte nicht an. Das war der Punkt.
»Wie ich war? Hmm, gute Frage«, sinnierte sie. »Na ja, so wie jetzt – beziehungsweise so, wie ich vor zwei Wochen war.«
Er ließ sich in die Kissen zurücksinken und musterte sie mit einem schiefen Grinsen. »Nein, das nehme ich dir nicht ab. Als Heranwachsende hast du bestimmt niemandem an den Eiern rumgegrapscht. Mag ja sein, dass du ein frühreifes Früchtchen warst, aber ich würde eher sagen, du warst« – er legte gedankenvoll den Kopf schief, worauf Julia knallrot wurde – »vorlaut …«
Sie nickte.
»Witzig.«
»Gelegentlich.« Sie hatte die anderen gern zum Lachen gebracht.
»Intelligent.«
»Ich war ganz gut in der Schule.«
»Eine Einserkandidatin.«
»Na ja, einmal hatte ich eine Zwei.«
Er lachte mit rauer Stimme. »Und du warst niedlich. Ein süßes Mädchen.«
Unvermittelt wurde Julia an ihren Vater erinnert und musste die Tränen zurückblinzeln. Er hatte sie immer seinen süßen Schatz genannt.
»Stimmt doch, oder?«
»Ja, so in etwa.«
Er sah sie lange an, unangenehm lange. Dann fragte er: »Und wieso hat dir niedlich und süß nicht gereicht?«
Verblüfft über seine Frage blieb ihr die Luft weg. Ben konnte einen wirklich auf die Palme bringen.
»Komm schon, Julia. Gestehe.«
Sie sprang auf und lief weg, bevor er sie daran hindern konnte.
»Julia?«
An der Tür blieb sie mit gesenktem Blick stehen. »Mein Vater hat mir immer erzählt, dass ich süß und niedlich sei. Aber von seinen vielen Frauen war keine süß oder niedlich.«
»Sie waren wild und aufreizend«, tippte er, und in seiner Stimme lag so viel Verständnis, dass Julia schluckte.
Sie hasste das Gefühl, das sie bei diesen Erinnerungen überkam. »Ja«, sagte sie wahrheitsgemäß, »das waren sie.«
»Aber warum wolltest du denn so sein wie die Frauen, mit denen er ausging?«
»Heute mag es komisch klingen. Und als Erwachsene sehe ich auch ein, dass es keine tolle Idee von mir war. Aber ich war ein Kind und hatte die Mutter verloren, und keiner hat sich so richtig um mich gekümmert. Ich sah immer nur, dass mein Dad auf solche Frauen abfuhr, die sexy und wild waren. Da hast du dein Geheimnis. Und jetzt lass mich in Ruhe weiterarbeiten.«
Bevor er irgendetwas darauf erwidern konnte, lief sie aus dem Gästezimmer. Völlig außer Atem kam sie in ihr Büro, das frühere Arbeitszimmer ihres Vaters, wo sie als Kind gespielt hatte.
Als das Telefon klingelte, nahm sie impulsiv den Hörer auf.
»Hallo?«
»Danke, dass du mit mir Karten gespielt hast.«
Ziemlich perplex lehnte sie sich zurück. »Nichts zu danken. Noch was?«
»Ja. Ich vermisse deine langen Haare.«
Als er mit einem leisen Klicken aufhängte, spielte ein sanftes Lächeln um Julias Mundwinkel.
An: Julia Boudreaux
Von: Katherine Bloom
Thema: Intendant (siehe auch Download-Datei)
Jules, ich kann mir zwar denken, dass du
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