Eingesperrt mit der Versuchung
setzen? Die ganze Welt steht dir offen. Du bist sehr gut, Dani, sogar fantastisch. Warum nicht New York oder London?“
Wieder schüttelte sie störrisch den Kopf. „Ich habe ein Ladenlokal im Auge, ein paar Blocks weiter in Richtung Innenstadt.“
Quinn blieb abrupt stehen und starrte sie verblüfft an.
„Ja, ganz in der Nähe des Einkaufszentrums ist ein Laden frei. Da gibt es auch eine Menge Laufkundschaft. Der Laden ist doppelt so groß wie dieser und sehr modern eingerichtet.“
Immer noch rang er um Fassung. Warum wollte sie nicht begreifen, was er sagte? „Du möchtest die Beste sein? In Port Douglas?“
„Warum nicht? Lieber die Beste in einer kleinen Stadt als eine unter vielen in einer großen.“
Er stöhnte laut auf. „Ist das wirklich das, was du willst? Aber gut, es ist deine Karriere. Doch keiner wird je erfahren, wie gut du wirklich bist, wenn du nicht selbst Anstrengungen unternimmst, ganz groß rauszukommen.“
Mit wenigen schnellen Schritten hatte sie ihn erreicht, warf den Kopf zurück und sah ihn wütend an. „Wieso? Du bist doch auch auf mich aufmerksam geworden. Sonst hättest du mich nicht gebeten, ja geradezu angefleht, den Auftrag anzunehmen.“
„Irrtum, das war nicht meine Idee“, gab er scharf zurück. „Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte man dich nie an den Stein herangelassen!“
Das war ein Schlag in die Magengrube.
An diesem Morgen hatte er sie bereits sehr verletzt, als er sie mehr als deutlich in ihre Grenzen verwies. Sie durfte ihm keine Fragen stellen und durfte nichts erwarten.
Die letzte Bemerkung traf sie vollkommen unvorbereitet. Doch auch er schien von dem überrascht zu sein, was er ihr eben an den Kopf geworfen hatte. Denn er wirkte wie erstarrt, als erschreckten ihn seine eigenen Worte.
Aber er hatte es gesagt, hatte deutlich gemacht, dass er sie nicht gefragt hatte, weil er sie für besonders geeignet hielt, sondern weil sein Auftraggeber es so wollte. Widerstreitende Gefühle stiegen in ihr auf, Entsetzen, Enttäuschung, Scham. Sie wurde blass.
Was hatte sie erwartet? Er hatte nur klargemacht, was er wirklich von ihr hielt. Sie und die Beste? Was hatte sie sich dabei gedacht? Er hatte vollkommen recht. Was sie hier darstellte, entsprach nicht dem, was sie sich einst erträumt hatte. Dieser Laden hier war einfach lächerlich. Und Howard hatte ihr zwar das Geld geliehen, hatte sie aber immer wieder damit genervt, dass sie nach Sydney zurückkommen und sich energisch um ihre Karriere kümmern sollte.
Da Quinn schon Luft holte, um etwas zu sagen, kam sie ihm schnell zuvor, und zwar mit dem, was ihr als Erstes in den Sinn kam. „Wer ist dein Auftraggeber?“, fragte sie.
„Das ist doch jetzt vollkommen unwichtig. Tatsache ist, dass ich volles Vertrauen in dich habe.“
Von wegen. Doch sie schaffte es, ihn direkt anzusehen. „Darf ich nicht erfahren, für wen ich arbeite?“
„Nein.“ Bedauernd schüttelte er den Kopf. „Tut mir leid.“
Wie kam sie nur dazu, sich so hoch einzuschätzen? Sie war die ewige Zweite, war es immer gewesen. Mit dem Stigma, ein uneheliches Kind zu sein. Für Nick. Für Quinn Everard. Keiner hatte sie wirklich geliebt.
Doch nun hatte sie immerhin das Recht, zu erfahren, für wen die Halskette gedacht war. Dieses Thema hatte sie bewusst vermieden, seit sie mit Quinn schlief und ihm immer mehr verfallen war. Doch damit musste jetzt Schluss sein. „Die Kette ist nicht für deine Freundin?“
Quinn wandte sich ab. „Das war deine Vermutung, der ich nicht widersprechen wollte.“
Wie oft hatte sie ein schlechtes Gewissen gehabt, wenn sie an die Freundin dachte! Nicht, dass sie das davon abgehalten hätte, sich ihm hinzugeben. Und auch er schien keinerlei Skrupel zu haben. Sie war für ihn eben nur so ein kleines Flittchen, mit dem er sich die Zeit vertrieb, hier in der Provinz. Er langweilte sich, und er war scharf auf sie. Und sie war nur zu willig.
Hatte ihre Mutter ihr nicht immer gepredigt, dass man ruhig Fehler machen dürfte, solange man daraus die richtigen Konsequenzen zog? Offenbar jedoch hatte sie aus dem Reinfall mit Nick überhaupt nichts gelernt, zumindest nichts im Hinblick auf ihre Menschenkenntnis, was Männer betraf. Sie kannte Quinn eine knappe Woche, und schon war sie mit ihm ins Bett gegangen. Das war für sie ein Rekord. Und warf ein schlechtes Licht auf sie.
Aber würde sie es schaffen, ihrem Verlangen zu widerstehen und seinem Bett fernzubleiben?
Die nächsten Tage schleppten sich dahin.
Weitere Kostenlose Bücher