Einklang der Herzen
denn für so ein winziges Ding wie Sie.«
Empört richtete sie sich zu ihrer vollen Größe auf. »Ich mag vielleicht klein sein, Mr. Grant, aber ich bin stark genug, um zu tun, was getan werden muss.« Sie schob das Kinn vor. »Und damit Sie es wissen: Mit Ihnen nehme ich es schon längst auf.«
Paddy blickte angestrengt an die Decke und versuchte, nicht zu lachen, während Travis sie mit kühlem, geradem Blick musterte. Sie wandte sich ab und steuerte auf den Ausgang zu.
»Warst du wirklich schon mal bei der Geburt eines Pferdes dabei, Dee?« Die Zwillinge rannten voller Begeisterung hinter ihr her.
»Schon sehr oft und auch bei der Geburt von Kälbchen und Ferkeln und vielen anderen Tieren.« Sie ergriff jeweils eine kleine Hand und lief weiter. »Einmal habe ich Zwillingslämmern auf die Welt geholfen. Das war überhaupt der schönste Anblick, den ich jemals …«
Travis starrte ihr noch nach, als ihre Stimme schon längst verklungen war.
Die nächsten Tage vergingen wie im Flug. Adelia gewöhnte sich langsam an ihr neues Leben und die neue Umgebung. Wann immer sie mit Travis sprach, versuchte sie, ihre Zunge im Zaum zu halten. Das war gar nicht so leicht, denn er provozierte sie mit Vergnügen. Damit weckte er Gefühle in ihr, die sie weder zu begreifen noch zu unterbinden vermochte. Jede Nacht schwor sie sich aufs Neue, ihr Temperament zu zügeln, doch sobald sie bei Tageslicht mit ihm konfrontiert wurde, löste sich dieses Gelöbnis in Wohlgefallen auf.
Einmal beobachtete sie ihn, wie er zum Stall lief. Sein blaues Jeanshemd betonte seine breiten Schultern, während er mit großen Schritten das Gelände überquerte. Sie verspürte ein merkwürdiges Ziehen in der Brust. Seufzend biss sie sich auf die Lippe. Ihre Reaktion lag sicher nur daran, dass er so ein gut gebauter Mann war, so kraftvoll und hochgewachsen. Sie stieg von dem Vollblut ab, das sie geritten hatte, und rieb energisch über seinen Hals. Immer schon hatte sie Kraft und Stärke bewundert, so wie sie dieses starke Pferd bewunderte. Jeder, den sie hier traf, war voller Respekt für Travis Grant. Wenn er eine Anordnung gab, wurde sie umgehend und ohne Widerworte ausgeführt. Nur Paddy, so schien es, wagte es, einen Ratschlag zu geben oder Fragen zu stellen.
Aber sie war Adelia Cunnane. Sie ließ sich von keinem Mann dieser Welt etwas vorschreiben. Und schon gar nicht sah sie es ein, sich unterwürfig zu benehmen. Sie machte ihre Arbeit gut; Travis hatte keinen Grund, sich zu beschweren. Aber sie würde ihm jederzeit ehrlich die Meinung sagen, und wenn ihm das nicht passte, war das sein Problem.
Später am Nachmittag stattete sie Solomy einen Besuch ab. Sie war sich sicher, dass die Stute jeden Moment entbinden konnte, und nachdem sie wusste, wie schwer die Geburt werden würde, nutzte sie die Zeit, um dem Tier gut zuzureden.
»Bald wirst du ein schönes, starkes Fohlen zur Welt bringen«, flüsterte Adelia. »Am liebsten würde ich euch beide einpacken und einfach mitnehmen. Was meinst du, würde er wohl dazu sagen?«
» Er wäre womöglich versucht, Sie wegen Pferdediebstahls aufknüpfen zu lassen.«
Sie wirbelt herum und entdeckte Travis, der lässig an der Stalltür lehnte. »Das ist eine ziemlich schlechte Angewohnheit von Ihnen, sich anzuschleichen und einen zu Tode zu erschrecken«, zischte sie, in der Annahme, dass ihr Herz nur vor Schreck so heftig klopfte.
»Zufällig gehört mir dieses Gestüt, Adelia«, entgegnete er mit dunkler, leiser Stimme, die ihre Wut nur noch mehr anfachte.
»Das könnte ich wohl kaum vergessen. Sie brauchen mich nicht daran zu erinnern.« Sie neigte trotzig den Kopf. »Ich tue hier meine Arbeit, aber vielleicht fürchten Sie ja, dass ich vergessen könnte, wo ich hingehöre. Sollte ich womöglich einen Knicks vor Ihnen machen, Mr. Grant?«
»Sie freches kleines Frauenzimmer«, murrte Travis und stieß sich von der Stalltür ab. »So langsam bin ich es müde, ständig von Ihnen angegriffen zu werden.«
»Nun, das tut mir leid. Ich kann Ihnen nur raten, sich nicht mit mir zu unterhalten.«
»Das ist die beste Idee, die Sie bisher hatten.« Er schlang einen Arm um ihre Hüfte, hob sie ein paar Zentimeter in die Höhe und sah ihr tief in die Augen. »Das wollte ich schon tun, als ich Ihr scharfes irisches Mundwerk zum ersten Mal zu hören bekam.«
Er stürzte sich auf ihre Lippen, unterband ihre hitzige Erwiderung. Adelia war viel zu überrascht, um sich zu wehren. Unbekannte und beunruhigende
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