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Einladung zum Mord - Reunion in Death (Death 14)

Titel: Einladung zum Mord - Reunion in Death (Death 14) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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fuhr mit leiser Stimme fort. »Ich konnte ihnen nicht entkommen. Ich konnte mich nicht einmal bewegen. Ich konnte mich nicht daran erinnern, wo oder wer ich war. Sie haben mir immer wieder dieselben Fragen gestellt, aber ich wusste darauf keine Antwort. Dann haben sie mich mitgenommen und ins Krankenhaus gebracht. Dort hat es anders gerochen, nur hat mir der Geruch dieselbe Angst gemacht. Doch ich konnte dort nicht weg. Sie ließen mich nicht gehen. Aber sie haben mich nicht in ein Loch mit Schlangen gesteckt. Das war eine Lüge. Selbst als ich gesagt habe, dass ich keine Ahnung hätte, wer ich bin, haben sie nicht versucht mir wehzutun.«
    »Nein.« Er strich ihr über das Haar und dachte daran, wie mutig es von ihr gewesen war, selbst zur Polizei zu gehen und einer der Menschen zu werden, vor denen sie jahrelang davongelaufen war. »Sie wollten dir helfen.«
    Sie legte ihren Kopf an seine Schulter und atmete unsicher aus. »Ich konnte ihnen nicht sagen, was ich selbst nicht wusste. Aber selbst wenn ich es gewusst hätte, hätte ich es ihnen nicht gesagt. Dann hätten sie mich in das Zimmer zurückgebracht, und das wäre noch schlimmer
gewesen als jedes noch so dunkle Loch. Ich hatte in dem Zimmer etwas Schreckliches getan. Ich konnte mich nicht genau daran erinnern, aber es war schlimm gewesen und ich konnte unmöglich dorthin zurück. Ich kriege hier einfach keine Luft mehr.«
    Er schlang einen Arm um ihre Taille, führte sie aus der Gasse, und sie beugte sich vornüber, stützte sich mit ihren Händen auf den Oberschenkeln ab und atmete die heiße Luft, die ihr entgegenschlug, begierig ein.
    »Besser?«
    Sie nickte. »Ja. Ich bin wieder okay. Ich brauche nur eine Minute Zeit. Tut mir Leid …«
    »Entschuldige dich nicht«, schnauzte er sie zornig an. »Entschuldige dich bloß nicht. Lass dir einfach Zeit.«
    »Das Zimmer war in einem Hotel«, erklärte sie ihm schließlich. »Einem alten Kasten mit Gittern vor den unteren Fenstern, in einer Häuserzeile, gegenüber von einem Sexclub. Live Sex. Rotes Licht.« Abermals zog ihr Magen sich zusammen, doch sie schluckte die aufsteigende Übelkeit herunter und fuhr tapfer fort. »Das Zimmer lag in einem der oberen Geschosse. Er nahm immer Zimmer in den oberen Geschossen, weil ich dort nicht aus dem Fenster klettern konnte. Neunter Stock. Ich habe die Fenster des Hauses auf der anderen Stra ßenseite gezählt. Vor dem Haus hing ein erleuchtetes Schild, auf dem etwas von oben nach unten in Druckbuchstaben stand. Etwas Fremdes, denn ich konnte es nicht verstehen. Ich konnte es zwar lesen, aber ich hatte keine Ahnung, was es hieß. C, A, C, A, S, A. Casa, Casa Diablo.«
    Mit einem kurzen Lachen richtete sie sich wieder auf. Ihr Gesicht war schweißbedeckt und weiß wie Elfenbein,
ihre Miene aber wirkte halbwegs gefasst. »Teufelshaus. Das heißt es doch, nicht wahr? Ist das nicht geradezu perfekt? Kannst du diesen Laden finden?«
    »Wenn es das ist, was du willst, werde ich ihn finden.«
    »Jetzt. Ehe mich der Mut verlässt.«
    Zunächst aber kehrten sie zurück zu ihrem Wagen. Er wollte sie fortbringen von dieser Gasse und ihr etwas Zeit geben, um sich zu fassen, und so fing er erst, als sie mit zurückgelehntem Kopf und geschlossenen Augen neben ihm auf ihrem Sitz saß, mit der Recherche an.
    »Du hast schon sehr viel an diesem Tag erledigt.«
    »Ich will es auch zu Ende bringen«, antwortete sie.
    Erst im Vorjahr war er selbst nach vielen Jahren an den Ort zurückgekehrt, an dem sein Vater jemanden getroffen hatte, der noch böser als er selbst und mit dem Messer schnell genug gewesen war, um ihm die Kehle aufzuschlitzen, worauf er elendig verblutet war. Er konnte sich genau an den Zorn, den Schmerz und die darauf folgende Erleichterung erinnern, die er empfunden hatte, als er als erwachsener Mann in der Gasse gestanden und sich in dem Bewusstsein dort umgesehen hatte, dass es vorüber war.
    »Den Laden gibt es noch«, erklärte er und sah, dass Eve zusammenfuhr. »Der Name hat sich zwar geändert, aber es ist noch immer ein Hotel. Jetzt heißt es Traveler’s Inn und hat sogar drei Sterne. Es ist mehr als drei Meilen von hier entfernt.« Als sie die Augen wieder aufschlug und ihn fragend ansah, schüttelte er abwehrend den Kopf. »Ich bin bei dir. Um Himmels willen, Eve, es ist fürchterlich für mich zu wissen, dass du - hungrig, verletzt, verloren - den ganzen Weg von dort gelaufen bist.«

    »Hast du deshalb den Ort, an dem du in Dublin aufgewachsen bist, ohne mich

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