Einladung zum Mord - Reunion in Death (Death 14)
wahrscheinlich schon unter dem langen, weißen Morgenmantel angehabt.
Dann verlor sich ihre Spur. Vergeblich hatte Eve öffentliche und private Fluggesellschaften, Flughäfen und Bahnhöfe nach Passagieren, auf die ihre Beschreibung passte, abgesucht.
»Wahrscheinlich ist sie schon wieder in New York.« Eve überprüfte noch einmal den Sitz ihres Sicherheitsgurtes und schloss die Augen, als Roarkes Privatjet startete.
»Das glaube ich auch.«
»Sie ist mir immer einen Schritt voraus. Wenn sie erst mal ihren Ärger über diese Störung ihres Kurzurlaubs überwunden hat, wird sie sich wahrscheinlich diebisch darüber freuen. Wieder hat sie eine Schlacht gewonnen, wieder ist sie unbeschadet davongekommen, während mir nichts anderes übrig bleibt, als den Staub zu fressen, den sie aufgewirbelt hat.«
»Du hattest Recht mit deiner Vermutung, was sie braucht und macht. Sie hatte Glück, Lieutenant. Das ist aber auch schon alles. Und auch wenn man durchaus manchmal Glück im Leben braucht, verhelfen einem Hirn und Mumm auf Dauer doch wesentlich sicherer zum Erfolg.«
»Trotzdem hätte ich ganz sicher nichts dagegen, auch mal etwas Glück zu haben. Ich glaube, ich haue mich jetzt erst mal etwas hin.«
»Tu das.« Er klappte den kleinen Tisch vor sich herunter und brachte sein Notebook darauf in Position.
»Warum wusste ich eigentlich nicht, dass du Italie nisch sprichst?«
»Hmm? Tue ich ja gar nicht, oder auf jeden Fall nicht
fließend. Es reicht gerade aus, um kleinere Geschäfte abzuschließen und mich mit meinen Angestellten hier zu unterhalten. Und natürlich sind mir die farbenfrohen Obszönitäten und sexuellen Anspielungen in dieser Sprache hinlänglich bekannt.«
Sie hörte, wie er leise klickend mit den Fingern auf die Tasten seines Keyboards schlug. »Auf Italienisch klingt irgendwie alles mehr oder weniger obszön. Sag mal was.«
»Silenzio.«
»Nuh-uh, ich kann mir denken, was das heißt. Aber ich habe irgendeine sexuelle Anspielung gemeint.«
Er sah sie von der Seite an. Ihre Augen waren immer noch geschlossen, die leicht nach oben verzogenen Mundwinkel jedoch verrieten, dass ihr Zorn verflogen und sie schon wieder für den nächsten Kampf gewappnet war.
Er fuhr den Computer herunter, klappte das Tischchen wieder hoch, beugte sich zu ihr hinüber und wisperte etwas auf Italienisch, während er besitzergreifend seine Finger über ihren Schenkel gleiten ließ.
»Ja, das klingt tatsächlich ziemlich heiß.« Sie öffnete ein Auge. »Und was heißt das, wenn ich fragen darf?«
»Ich glaube, dass es durch die Übersetzung leicht verliert. Aber ich bin gern bereit, es dir zu demonstrieren, wenn du willst.«
21
Julianna stürmte durch die Tür ihres Apartments und schleuderte wütend ihre Reisetasche durch den Flur. Während ihrer stundenlangen Flucht hatte sie den hei ßen Zorn über die Unterbrechung ihres Urlaubs nur mühsam unterdrückt. Nun, da sie endlich allein und unbeobachtet zu Hause war, machte sie ihrem Ärger Luft.
Sie schnappte sich den ersten Gegenstand, den sie erreichen konnte, eine hohe Vase aus hauchdünnem, zartem Porzellan, und warf sie mitsamt dem darin drapierten Strauß aus weißen Rosen krachend an die Wand. Das Klirren der Scherben hallte durch das leere Haus und löste eine regelrechte Orgie der Zerstörung aus. Sie zertrümmerte Lampen, machte einem antiken Spiegel mit einem großen Kristallei den Garaus und trampelte die bereits geschundenen Rosen regelrecht zu Staub.
Sie warf Stühle um und Tische und zerschmetterte kostbares Geschirr auf Teppichen und Böden, bis der gesamte Flur und Wohnraum einem Schlachtfeld glich. Dann warf sie sich aufs Sofa, trommelte mit den Fäusten auf die Kissen und brach in hemmungsloses Schluchzen aus.
Sie hatte sich diese paar wunderbaren Tage in der Villa so gewünscht. Sie hatte sie gebraucht. Sie war hundemüde und war es einfach leid, sich ständig die Haare selbst zu machen und sich selbst die einfachsten Notwendigkeiten wie Gesichtsmasken und Maniküre zu versagen.
Diese Hexe hatte alles ruiniert.
Sie hatte nicht nur ein brandneues Kleid und Schuhe sowie mehrere andere wunderbare Kleidungsstücke auf der Flucht verloren, sondern auch das Seetangbad und die Schlammpackung verpasst.
Dafür würde dieses Weib bezahlen.
Schniefend rollte sie sich auf den Rücken. Wenn diese kleine Italienerin ihr nicht Bescheid gegeben hätte, hätte die Polizei sie doch tatsächlich aus dem Bett gezerrt. Grauenhaft. Erniedrigend.
Doch das war
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